Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
berührt und geküsst haben, wie wir tàth meànma gemacht haben? Es war so gut, so richtig. Du weißt, dass es echt war, du weißt, dass ich jetzt die Wahrheit sage. Bitte, Morgan…«
Ich hörte ihm nur noch mit halbem Ohr zu, denn meine Sinne hatten sich auf eine andere Schwingung eingestellt, ein anderes Bild. Ich schaute die Straße runter. » Hunter«, sagte ich, ohne lange zu überlegen.
Cal drehte sich um und sah ebenfalls die Straße runter. Ich glaubte, auf den Baumstämmen ein schwaches Licht zu erkennen. Scheinwerfer.
Einen endlosen Augenblick lang sahen Cal und ich einander an. Er war immer noch so atemberaubend wie eh und je, doch darunter lag eine neue Verletzlichkeit, die er früher nicht gehabt hatte, die ihn aber umso attraktiver machte. Er war Cal, meine erste Liebe, derjenige, der mir den Zugang zu ganz neuen Welten ermöglicht hatte.
» Wenn du mich rufst, komme ich«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum hören konnte.
» Warte!«, sagte ich. » Wo wohnst du? Wo kann ich dich finden?«
Er lächelte nur, und dann lief er mit lockeren Schritten in den Wald, der die Straße säumte, und verschwand zwischen den Bäumen wie eine Geistererscheinung. Ich blinzelte, und fort war er, und nichts deutete darauf hin, dass er hier gewesen war.
Die Scheinwerfer erfassten mich mit ihrem grellen Licht, und ich verstand, dass ein Reh oder ein Hase in so einer Situation vor Schreck wie angewurzelt stehen blieb. Ich lehnte mich an Das Boot und wartete darauf, dass Hunter anhielt.
» Morgan«, sagte er und stieg aus dem Wagen. Gegen alle Logik hätte ich trotz der Szene im Badezimmer weinen können vor Erleichterung, ihn zu sehen. » Geht es dir gut? Ist was passiert?«
Ich presste meine Lippen aufeinander. Hunter war Sucher. Er war schon ausgeflippt bei dem Gedanken, dass Cal Kontakt mit mir aufgenommen hatte. Wenn ich ihm jetzt sagte, dass ich Cal gerade gesehen hatte, dass er ganz in der Nähe irgendwo war, würde Hunter nicht innehalten, bis er ihn gefunden hatte. Und wenn er ihn fand…
Hunter und Cal hassten einander und hatten schon einmal versucht, sich gegenseitig umzubringen. Es war allein dem Glück zu verdanken, dass damals nichts passiert war. Wenn Hunter Cal jetzt fand, würde einer von beiden sterben. Dieser Gedanke war vollkommen inakzeptabel. Ich wusste nicht, was ich wegen Cal machen sollte, ebenso wenig wie mit dem Wissen, dass Selene hinter mir her war. Alles, was ich wusste, war, dass ich Hunter und Cal auf Abstand zueinander halten musste, bis ich mir etwas überlegt hatte.
» Mir geht’s gut«, sagte ich und legte besonders viel Stärke und Sicherheit in meine Stimme. Ich wählte meine Worte sorgfältig, denn wenn ich ihn vollkommen anlog, würde er das sofort merken. » Ich dachte, ich hätte beinahe ein Reh überfahren, und habe deshalb angehalten, aber es ist fort.«
Hunter blickte in den Wald und runzelte leicht die Stirn. » Ich spüre etwas…«, sagte er mehr zu sich selbst. Einen Augenblick lang verharrte er ganz reglos und lauschte. Dann schüttelte er den Kopf. » Was auch immer es war, jetzt ist es weg.«
Ich machte weiterhin ein ausdrucksloses Gesicht.
Er richtete den Blick wieder auf mich. » Ich habe ein seltsames Gefühl von dir aufgefangen«, sagte er. » Fast wie… Panik.«
Ich nickte und hoffte, dass er nicht merkte, dass ich log. » Ich dachte, ich würde reinkrachen. Es war ein… ein ereignisreicher Tag. Meine Nerven liegen wohl ein bisschen blank.«
Hunters gerunzelte Stirn glättete sich und er wirkte zerknirscht. » Und es geht dir auch bestimmt gut?«, fragte er.
» Ja.« Ich machte mich daran, wieder in mein Auto zu steigen, und betete verzweifelt, dass es ansprang und Cal den Motor nicht komplett lahmgelegt hatte. Ich konnte nicht glauben, dass ich Hunter so unbekümmert anlog, Hunter, der, wie ich inzwischen begriffen hatte, so etwa der einzige Mensch war, dem ich vertrauen konnte. Doch ich log nicht für mich… Ich versuchte, Cal zu schützen. Und Hunter. Ich musste sie voreinander schützen.
Hunter bückte sich in die offene Tür, um auf Augenhöhe mit mir zu sein. » Morgan, es tut mir leid, wie ich mich vorhin benommen habe. Im Bad. Es ist nur… Ich bin ganz durcheinander wegen meines Vaters. Ich möchte Kontakt mit ihm aufnehmen und ich kann nicht. Und ich habe Angst um dich. Ich habe das Gefühl, dass ich dich beschützen muss, und es bringt mich fast um, dass ich nicht die ganze Zeit bei dir sein kann, um dafür zu sorgen, dass dir
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