Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
die Erinnerung an den Schmerz, vorbei.
» Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was ich dir antun kann«, sagte sie mit einer Stimme wie Stahl. » Ich hätte dir das Herz so leicht aus dem Leib reißen können, wie ich mir eine Kirsche aus einer Schüssel nehme. Ich habe es nicht getan, weil du mein Sohn bist und ich weiß, dass diese Torheit vorübergeht. Doch jetzt hast du erlebt, was ich denen antun kann, die mir in die Quere kommen.«
Damit drehte sie sich um und ging davon.
Zitternd ließ ich die Hand sinken, doch Cal ergriff sie. » Morgan, ich brauche dich. Ich brauche deine Liebe und deine Kraft. Zusammen sind wir stark genug, gegen Selene zu kämpfen und sie zu besiegen.«
» Nein, das sind wir nicht!«, schrie ich und riss mich los. » Bist du verrückt? Selene könnte uns beide und noch fünf andere Hexen dazu mit einem Wimpernschlag vernichten. Ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt aufgehalten werden kann.«
» Das kann sie!«, sagte Cal und kam noch näher. Er wirkte dünner als das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, und seine Sonnenbräune war leicht verblasst. Ich fragte mich, ob er in letzter Zeit genug gegessen hatte, wo er sich aufgehalten hatte, und dann sagte ich mir, dass es mir egal war.
» Selene kann aufgehalten werden«, fuhr Cal fort. » Wir beide und die magischen Werkzeuge des Hexenzirkels deiner Mutter genügen, um ihr das Handwerk zu legen. Da bin ich mir ganz sicher. Lass mich nur mit dir arbeiten, Morgan. Sag mir, dass du mich noch liebst.« Er senkte die Stimme zu einem rauen Flüstern. » Sag mir, dass ich deine Liebe zu mir nicht getötet habe.«
Voller Scham musste ich mir eingestehen, dass ich immer noch etwas für ihn empfand, dass ich ihn trotz allem nicht hasste, ja, nicht hassen konnte. Doch ich konnte auch nicht sagen, dass ich ihn noch liebte, und es war vollkommen undenkbar, dass ich ihm helfen würde, gegen Selene vorzugehen.
» Ausgeschlossen, dass wir noch mal zusammen kommen«, sagte ich, und das Bild von mir und Hunter, wie wir uns eng umschlungen leidenschaftlich küssten, blitzte vor meinem geistigen Auge auf.
» Ich weiß, dass das, was ich getan habe, schrecklich war«, sagte Cal. » Zuerst habe ich nur versucht, in die Nähe deiner Macht zu gelangen. Das gebe ich ja zu. Aber dann habe ich mich in dich verliebt, in deine Kraft und deine Schönheit, deine Ehrlichkeit und Bescheidenheit. Jedes Mal, wenn ich dich sah, war es eine Offenbarung, und jetzt kann ich ohne dich nicht mehr leben. Ich will ohne dich nicht leben. Ich will für immer mit dir zusammen sein.«
Er wirkte so ehrlich mit seinem vor Schmerz verzerrten Gesicht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte: Tausend Gedanken flogen mir durch den Kopf wie Funken, die von einem Feuer aufstieben. Ich schreckte vor ihm zurück, auch wenn ein Teil von mir unbedingt wollte, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. Ich hatte Angst vor ihm, aber ich hatte auch Angst, dass das, was er sagte, tatsächlich stimmte und dass niemand mich jemals wieder so lieben würde wie er.
» Ich bitte dich, gib mir nur noch eine Chance«, flehte er und sein Tonfall brach mir fast das Herz. » Ich habe mich so schrecklich getäuscht – ich dachte, ich könnte dich haben und gleichzeitig Selene geben, was sie wollte, aber das ging nicht. Bitte, gib mir die Chance, meinen Fehler wiedergutzumachen. Morgan, bitte. Ich liebe dich.« Er trat noch näher an mich heran und sein Atem strich mir kalt wie die Nachtluft über die Wange. » Ich will nicht, dass Selene dir etwas tut. Morgan, sie will dich umbringen. Jetzt da sie weiß, dass du dich ihr niemals anschließen wirst, will sie deinen Tod, damit sie sich deiner magischen Werkzeuge bemächtigen kann.« Er schüttelte den Kopf. » Das kann ich nicht zulassen.«
» Wo ist sie?«, fragte ich zitternd.
» Ich weiß es nicht«, antwortete er. » Wir waren in San Francisco, aber da ist sie nicht mehr. Sie ist nicht weit weg. Manchmal nehme ich ihre Spur auf. Sie hat mindestens vier Mitglieder ihres Hexenzirkels bei sich. Sie sind hinter dir her, Morgan. Du musst mir erlauben, dich zu beschützen.«
» Warum sollte ich dir vertrauen?«, fragte ich aufgebracht und versuchte, den Schmerz, der in meinem Herzen brannte, zu ignorieren. » Du hast ein Mal probiert, mich umzubringen– woher soll ich wissen, dass du es nicht auch ein zweites Mal probierst?«
» Erinnerst du dich daran, wie gut wir zusammen waren?«, flüsterte Cal und ich zitterte. » Weißt du noch, wie wir uns
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