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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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das Geräusch neben ihnen, dann über ihnen. Immer wenn sie sich danach umdrehten, verlagerte sich das Kratzen in die entgegengesetzte Richtung. Geistesgegenwärtig legte Eduard den ersten Gang ein, schaltete die Wageninnenbeleuchtung aus und gleichzeitig die Scheinwerfer an. Er hatte den Rangerover so geparkt, daß sie, ohne erst wenden zu müssen, den Parkplatz augenblicklich verlassen konnten. Kurz drehten die Räder auf dem Waldboden durch, bevor sie auf der feuchten Erde packten. Cloud drückte es in den Sitz zurück, als sie zwischen den Bäumen hindurch auf die Straße schossen. Eduard riß das Lenkrad herum. Die Hinterräder drifteten, bis der Wagen längsseits der Straße zu fahren kam. Eine kurvenreiche Strecke führte sie durch dichten Wald Mountain-City entgegen. Erst als sie nach wenigen Minuten die Lichter der Stadt zu Gesicht bekamen, verringerte Eduard das Tempo. Aber nicht die Straßenlichter waren es, die ihn dazu veranlaßten. Von weitem schon erblickten sie signalisierendes Blaulicht mehrerer Einsatzfahrzeuge. Eduard verringerte das Tempo so weit, bis der Wagen zum Stehen kam.
    „Es ist weg“, atmete Cloud auf, ohne das Blaulicht aus den Augen zu lassen.
    „Er wird wiederkommen“, entgegnete Ellinoy. „Er wird so lange wiederkommen, bis wir ihm das Buch gegeben haben. Erst dann werden wir Ruhe vor ihm finden. Erst dann!“
    „Das hat was mit ihm zu tun“, sagte Cloud. Mit dem Arm deutete er auf die Blaulichter. „Ich bekomme einfach das Gefühl nicht los, daß Champy – wir müssen nachsehen! Komm, fahren wir weiter. Ich muß wissen, was das zu bedeuten hat.“
    Langsam rollte der Rangerover die Straße hinunter. Nicht weit von dem besagten Hotel entfernt, brachte er den Wagen wieder zum Halten. Das Blaulicht durfte von diesem Standpunkt aus nur noch wenige Straßen entfernt sein. Nachdem Eduard die Scheinwerfer ausgeschaltet und den Motor abgestellt hatte, stiegen sie vorsichtig aus. Der Zettel war Cloud zu Boden gefallen, als Eduard das Lenkrad herumgerissen hatte. Ein Windstoß wirbelte ihn nun unbeachtet zur Beifahrertür hinaus.
    Allmählich begann der Morgen zu grauen, als sie sich den Einsatzfahrzeugen näherten. Citystreet, las Cloud auf dem Straßenschild. Obwohl es noch sehr früh am Morgen war, hatten sich schon mehrere Schaulustige angesammelt. Eduard musterte für einen Augenblick den alten Mann, der etwas abseits an einer Straßenlaterne lehnte. In gelassenener Haltung beobachtete er das Schauspiel. In dessen Nähe stellten sich nun auch die beiden Freunde.
    Zwei Fahrzeuge des Sheriffs, ein Sanitätswagen und ein Leichenwagen, waren vor Ort. Nur ein Beamter war zu sehen. Die restlichen mußten sich in dem kleinen Haus befinden, das hell erleuchtet war. Hausnummer 21.
    Cloud ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern. Eduard tat dasselbe. Gleichzeitig zuckten sie zusammen. Gleichzeitig hatten sie eine kleine Gestalt mit schwarzen Haaren entdeckt.
    „Champy“, entfuhr es Cloud. „Verdammt noch mal, da vorn steht Champy.“ Für einen Augenblick erhellte sich sein Gesicht. Eduard packte ihn am Arm.
    „Wir müssen zu ihm“, raunte er ihm zu. „Jetzt gleich!“ Auch er konnte seine Freude über das Wiedersehen mit Champy nicht verbergen. Augenblicklich machten sie sich auf den Weg. Kaum hatten sie sich einige Schritte vorwärts bewegt, wandte Arth seinen Kopf ihnen zu. Ein breites Grinsen flog über sein Gesicht. Um kein großes Aufsehen zu erregen, kam er ihnen nur langsam entgegen.
    Momentan wußte keiner von ihnen so recht etwas zu sagen, als sie sich gegenüberstanden.
    „Bist du es wirklich, Champy?“ fragte nach einigen schweigsamen Sekunden Eduard. Arth streckte ihnen seine rechte Hand entgegen. Der Ringfinger fehlte.
    „Ich – ich kann es gar nicht fassen“, sagte Cloud darauf. Wie sie es früher immer getan hatten, schlugen sie nacheinander in die dargebotene Hand ein.
    „Jetzt würde nur noch Showy fehlen“, bemerkte Eduard darauf.
    „Showy ist tot“, erwiderte Arth trocken. Cloud war, als hätte ihm jemand einen Hieb versetzt. Eduard starrte nur auf den Chinesen.
    „Showy tot?“ stammelte er.
    „Showy hat es nicht gepackt“, entgegnete Arth. „Showy hat sich das Leben genommen.“
    Cloud schüttelte wild seinen Kopf. „Du mußt dich irren“, versuchte er die Hiobsbotschaft von sich zu weisen. „Vor wenigen Tagen noch habe ich mit Showy telefoniert.“
    Arth blickte verstohlen um sich. „Wir sollten von hier verschwinden“, flüsterte er.

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