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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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als er Sallivan direkt auf sich zukommen sah.
    „Scheiße!“ fluchte er. Schon stand der Pfeifer bei ihm. Schweiß, kalter Schweiß drückte es ihm aus sämtlichen Poren.
    „Nun, mein Freund“, sprach ihn Sallivan an. „Schade, daß heute kein Unterricht ist. Das habt ihr Jeremie zu verdanken. Tja, leider ist Jeremie gestern gestorben.“
    Showy schluckte. Sallivan sagte dies in einem Tonfall, als würde es ihm überhaupt nichts ausmachen, daß einer seiner Schüler auf grausame Weise ums Leben gekommen war.
    „Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich, mein Freund“, sprach Sallivan weiter und trat noch näher an Showy ran. „Könntest du so nett sein und mir folgen?“
    „Wo – hin?“ brachte Showy nur mühevoll hervor. Er konnte Sallivans Atem riechen, so dicht stand der Lehrer vor ihm.
    „Das wirst du dann schon sehen“, grinste Sallivan. Er wandte sich einfach um. Showy blieb gar nichts anderes übrig, als zu folgen, wenn er nicht den Zorn des Pfeifers auf sich ziehen wollte.
    Sallivan führte ihn zum Internatsgelände hinaus. Mit jedem Schritt wurde ihm mulmiger zumute. Erst ging es ein paar Meter auf der Zufahrtsstraße entlang. Dann bog Sallivan links in einen breiten Weg. Der Weg wurde durch zwei gewaltige Eisenflügel versperrt. Die Eisenflügel waren so dicht mit Efeu bewachsen, daß ein Hindurchsehen unmöglich gemacht wurde.
    Quietschend ließ sich einer der Flügel aufdrücken. Eine lange Gerade lag vor ihnen.
    Auch dieser Bereich des Internates galt als verbotene Zone. Showy wunderte sich, ihn betreten zu dürfen. Er erinnerte sich daran, daß Dumpkin einmal etwas von einem Ahnenfriedhof erwähnt hatte, zu dem dieser Weg angeblich führen sollte.
    Links und rechts standen Bäume, wie sie Showy noch nie gesehen hatte. Soweit sein Auge reichte, standen sie in gleichmäßigen Abständen jeweils in einer Reihe. Sämtliche Stämme sind auf ungefähr zwei Meter abgesägt und die Stammenden gegen neues Austreiben mit brauner Farbe angestrichen worden. Mächtige Stämme, aus denen sich dicke Äste wirr über den Weg schlängelten. Als wollten sie jene, die diesen Pfad entlangschreiten, am Leibe packen, um sie am Weitergehen zu hindern.
    Feiner heller Kies vermachte dieser Allee das Aussehen, als würde sich ein endloser bronzefarbener Teppich entlangstrecken. Sallivan drehte sich um, nachdem Showy durch das Tor getreten war.
    „Das Tor“, sagte er mit finsteren Blicken. „Mach es zu!“
    Showy gehorchte. Sallivan schritt ohne zu warten weiter. Der Kies gab eigenartige Geräusche von sich. Jeder Tritt war wie ein kurzes, jäh abgerissenes Knirschen.
    Nur zögernd folgte Showy. Mißtrauisch beobachtete er die eigenartigen Bäumen, die in ihm den Eindruck erweckten, jeden unerwarteten Moment würden sie ihre dicken Äste um seinen Hals schlingen, um ihn qualvoll zu erwürgen. Dann noch die Angst vom Vortag, die tief in seinen Knochen steckte. Kein Auge hatte er in der Nacht zugetan. Als Dumpkin, der sein Bett gegenüber dem seinen hatte, das Zimmer verließ, machte er das Licht an und versteckte sich unter der Bettdecke. So hatte ihn Dumpkin Stunden später wieder angetroffen. Sehnsüchtig warteten sie dann zu zweit auf den folgenden Morgen. Nun war Dumpkin im Lehrerhaus, um sich verarzten zu lassen. Und er? – Showy kam es wie ein Alptraum vor. Ein Alptraum, in dem der Pfeifer eine erschreckende Rolle zu spielen schien.
    In einem Augenblick, als Showy sich gerade umwandte, um hinter sich zu sehen, wäre er beinah auf Sallivan aufgelaufen. So sehr war er damit beschäftigt, seine Angst zu verdrängen. Nur das allzu gewohnte Räuspern, das Pfeifer ständig von sich gab, machte ihn darauf aufmerksam, daß dieser plötzlich stehen geblieben war. Fragend und ängstlich zugleich blickte er den Lehrer an. Der Weg war ja noch lange nicht zu Ende. Ungefähr erst die Hälfte hatten sie hinter sich gebracht.
    „Weißt du, warum wir hier sind?“ fragte ihn Sallivan unvermittelt. Showy bemerkte es genau. Dieses verächtliche Leuchten in seinen Augen. Ein Wort brachte er nicht über die Lippen, daher schüttelte er seinen Kopf.
    „Weil wir hier allein sind, mein Freund“, beantwortete er selbst seine Frage. „Wir sind hier so allein, daß uns niemand sehen und uns niemand hören kann.“
    Showy begriff sofort, was Sallivan damit meinte. Entsetzt machte er einen Schritt zurück.
    „Auch ein Pater kann dir nun nicht mehr helfen“, zischte Sallivan. „Nur wir zwei allein! Ist das nicht

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