Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
Vom Netzwerk:
über den freien Platz, bis hin zu der Stelle, die sie sonst immer als Eingang benutzten.
    Ellinoy stellte sich sofort mit dem Rücken gegen die Mauer. Seine Hände zusammengefaltet, bildete er einen Tritt. Dumpkin setzte einen Fuß in die dargebotenen Hände. Plötzlich, wie aus dem Nichts, löste sich eine Gestalt neben ihnen von der Mauer. Ellinoy bemerkte sie erst, als sie dicht hinter Dumpkin stand und ihm eine Hand auf die Schulter legte. Dumpkin zuckte in sich zusammen. Wie erstarrt blieb er stehen. Ellinoy atmete erleichtert auf, als er Pater Richmon erkannte.
    „Ihr wißt doch, daß strengstes Ausgangsverbot angeordnet wurde“, sagte Richmon leise. Dumpkin drehte sich langsam um. Richmon lächelte ihn an. Dumpkin war heilfroh, daß es der Pater war und nicht jemand anders. Trotzdem konnte er seinen Ärger nicht verbergen. Ausgerechnet jetzt mußte er kommen. Ausgerechnet jetzt! Giftig blickte er ihn an.
    „In dem Unbegreiflichen steckt die Wurzel der Vernunft, Cloud“, sprach der Pater in gedämpftem Ton. „Niemals dürft ihr etwas riskieren, das euch an die Haut gehen kann. Versteht ihr das?“
    „Was – wollen Sie damit sagen?“ fragte Ellinoy etwas erschrocken.
    Richmon lächelte immer noch. Dumpkin wischte sich seine Haare aus dem Gesicht.
    „Kürzlich habe ich euch doch etwas von einem Einbruch in der Kirche erzählt“, entgegnete Richmon. „Ihr wißt doch noch davon, oder?“ Fragend musterte er sie nacheinander.
    „Kann mich vage daran erinnern“, antwortete Dumpkin nach einer Weile.
    „Habt ihr etwas herausbekommen?“
    „Sie wollten uns noch sagen, was gestohlen worden ist“, erwiderte Ellinoy geistesgegenwärtig. Ganz genau konnte er sich noch daran erinnern, als sie der Pater einen Tag darauf angesprochen hatte.
    „Wirklich? Wollte ich das?“ tat Richmon erstaunt.
    „Ja, wir müssen doch wissen, nach was wir suchen sollen.“ Ellinoy stellte gelassen einen Fuß gegen die Mauer. Seine Arme hielt er verschränkt vor der Brust.
    „Nach den Dieben“, schlug Richmon zurück. „Nur nach den Dieben. Aber, das habe ich vergessen, euch zu sagen. Es ist nichts gestohlen worden. Ihr braucht euch also nicht mehr umzuhören. Wo keine Beute, da auch kein Dieb, oder?“
    „Hm“ entfuhr es Dumpkin. „Da haben Sie allerdings recht.“
    „Was wolltet ihr denn noch so spät da draußen?“ fragte Richmon unvermittelt. Sein Lächeln verschwand für einen Augenblick. Beinah streng blickte er sie an.
    „Och“, murmelte Dumpkin unverständlich. „Nur ein wenig spazierengehen.“
    „Können Sie uns vielleicht sagen, warum wir nicht das Haus verlassen dürfen?“ Ellinoy sah dem Pater direkt in die Augen. Für Richmon war es eine Leichtigkeit, diesem Blick standzuhalten.
    „Es sind die Trauertage, die es euch verbieten“, antwortete Richmon in ernstem Ton. „Schon seit Bestehen dieser Gemäuer wird den Verstorbenen durch Trauertage eine Ehre erwiesen.“
    Dumpkin und Ellinoy sahen den Pater ungläubig an.
    „Trauertage?“ kam es wie aus einem Mund.
    „Das ist der eine Grund.“ Richmon sprach noch um einiges leiser. „Aber der eigentliche Grund ist der –“, er machte einen Schritt nach vorn. „Ihr dürft es niemandem weitersagen. Wirklich niemandem!“ Richmon blickte auf Dumpkin, dann auf Ellinoy. Erwartungsvoll sahen sie ihn nur an.
    „Während der Trauertage, so sagt man, geschehen unwirkliche Dinge. Solche Dinge, die nicht zu begreifen sind. Gefährliche Dinge. Früher sind Menschen dabei gestorben. Einfach gestorben. Oder verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Aber behaltet es für euch. Ich sag es euch nur, weil ihr mir irgendwie ans Herz gewachsen seid. Behaltet es unbedingt für euch.“
    Dumpkin und Ellinoy blickten sich gegenseitig an. Ellinoy fröstelte bei dem Gedanken, daß sie mehr wußten, als der Pater auch nur erahnen konnte.
    „Wo – war Sallivan heute mittag?“ Nur mühevoll gelang es Ellinoy, seine Aufregung zu verbergen. Dumpkin stierte auf den Pater. Er konnte es kaum erwarten, was Richmon darauf antworten wird.
    „Mr. – Sallivan“, sagte Richmon gedehnt. „Da habe ich eine gute Nachricht für euch. Mr. Sallivan hat sein Amt als Lehrer niedergelegt. Mr. Sallivan hat das Internat heute morgen verlassen.“
    „Verlassen?“ entfuhr es Ellinoy. Ungläubig sah er den Pater an.
    „Wir wissen nicht, warum und weshalb“, sprach Richmon weiter. „Mr. Goodman hatte darüber nichts erwähnt.“ Richmon sog hörbar den Atem durch die Nase. „Nun wird es

Weitere Kostenlose Bücher