Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
Brustmuskeln. Behutsam drückte er mich nach hinten, bis wir auf der ausgeklappten Couch lagen. Einen Augenblick verharrte er, und ich sah sein Gesicht in dem Licht, das vom Fenster hereinfiel, intensiv wie immer. Doch diesmal war er ganz auf mich konzentriert. Seine Lippen suchten wieder die meinen, jetzt drängender, fordernder.
Doch dann unterbrach Hunter den Kuss ohne Vorwarnung.
» Was ist los?«, fragte ich atemlos.
» Spürst du ihn?«
Da spürte ich ihn tatsächlich: Mr Warren kam den Flur runter.
» Das geht nicht!«, stöhnte ich. » Das ist unfair.«
» Aber er kommt.« Hunter drückte mich mit einem Arm an sich. Mit der anderen Hand streichelte er mein Gesicht und küsste mich zärtlich. » Wir machen besser Schluss für heute.«
» Nein! Können wir keinen magischen Spruch wirken, damit er denkt, er hätte seine Schlüssel fallen gelassen und müsste zurück in die Tiefgarage oder…«
Hunter knuffte mich leicht. » Das weißt du ganz genau. Komm schon. Aber warn Bree und Robbie, bevor du reinplatzt.«
Mit einem Stöhnen stand ich auf. Ich hörte Mr Warrens Schritte im Flur. » Okay.« Ich beugte mich noch einmal hinunter und gab Hunter einen letzten Kuss. » Fortsetzung folgt«, versprach ich.
5
Geschenke des Magiers
16. Juli 1981
Wir sind noch keine vierundzwanzig Stunden in Ballynigel und alles hat sich verändert. Ich weiß jetzt, warum ich immer von diesem Ort geträumt habe, warum es mich hierher zurückgezogen hat, als wären unsichtbare Stricke um mein Herz gebunden.
Gestern habe ich Maeve Riordan gesehen. Sie war nicht unter denen, die unser Schiff willkommen geheißen haben. Sie war unterwegs, um Moos für einen Verband zu sammeln, und kam erst ins Dorf zurück, als wir bei einem Treffen mit den Älteren von Belwicket saßen. Wir waren im Haus von Mackenna, ihrer Hohepriesterin, wo wir die Fragen gestellt haben, deren Antworten das Schicksal von Belwicket entscheiden würden– auch wenn sie das nicht wussten, die Armen. Und herein kommt Mackennas Tochter, eine junge Frau von neunzehn Jahren mit schmutzigem Rock und einem Korb, bis oben hin voll mit tropfnassem Moos.
Ich hatte das seltsame Gefühl, dass ich zweiundzwanzig Jahre lang darauf gewartet hatte, sie zu sehen. Mir war, als wäre mein Leben bis zu diesem Augenblick eher unwirklich gewesen. Sie wirkte übersinnlich– eine Lichtgestalt– und zugleich durch und durch vertraut, als würde ich sie schon mein ganzes Leben lang kennen und lieben.
Alles an Maeve entzückt mich. Das Licht, das in ihren Augen tanzt, der Rhythmus ihrer Sprache, ihr Lachen, die Anmut ihrer Hände und natürlich die Magie, die um sie funkelt. Sie besitzt sehr viel rohe magische Kraft– so viel wie Selene, glaube ich. Doch bei Selene war es etwas anderes. Sie hat ihre Magie über Jahre geschärft, hat studiert, geopfert und sich sogar der Großen Prüfung unterzogen. Bei Maeve ist die Magie schlicht, sie wohnt ihr seit der Geburt inne. Für sie ist sie selbstverständlich, sie hat noch nicht erkannt, wie viel magische Kraft in ihr steckt.
Natürlich hat Belwicket sich von den alten Woodbane-Traditionen losgesagt. Trotzdem, ich glaube, das können wir überwinden. Sie empfindet dasselbe für mich wie ich für sie– ich sehe es in ihren Augen. Ich werde Maeve zeigen, wie sie ihre wahre Macht erkennt. Ich werde sie überzeugen, dass mein Weg der richtige ist.
So fühlt sich also die Liebe an; die Liebe, die ewig währt. Wenn sie da ist, dann gibt es keine Fragen, keine Zweifel. Das weiß ich jetzt. Und ich weiß, dass das Kleid auf der Wäscheleine… es kann nur ihres gewesen sein.
– Neimhich
Am Freitagmorgen wachte ich von fremden Geräuschen auf, die durch die Tür des Gästezimmers drangen– Mr Warren machte Kaffee, während er am Telefon ein hitziges Gespräch über irgendwelche eidesstattlichen Aussagen führte.
Auf der Matratze neben mir reckte Bree sich. » Gut geschlafen?«, fragte sie mit einem müden Lächeln.
Ich wurde rot. » Ja. Und selbst?«
Sie zuckte die Achseln. » Okay«, meinte sie in neutralem Tonfall.
Raven riss die Augen auf. Da sie sich abends das Augen-Make-up nicht abgeschminkt hatte, waren sie schwarz umrandet. » Wie spät ist es?«, wollte sie wissen.
» Kurz nach halb zehn«, antwortete Bree. » Wir sollten aufstehen. Ich möchte heute Morgen zu Diva’s, das ist in SoHo. Ihr solltet mitkommen, da gibt’s tolle Klamotten, die gar nicht teuer sind.«
Ich spürte, dass Hunter und Sky nicht in der Wohnung
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