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Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Decke. Mein Blick fiel nicht auf die üblichen Wicca-Utensilien, wie Pracktical Magick sie führte, sondern auf wandhohe Schränke hinter der Ladentheke mit ätherischen Ölen in Flaschen, die eindeutig alt aussahen. Auf halber Höhe befand sich eine tiefe Galerie, wo Bücherregale und abgenutzte Sessel in Nischen standen.
    Bree ging zu einem Regal mit Tarotkarten. » Oh, die haben eine Reproduktion dieses fantastischen italienischen Decks, das ich in der Morgan Library gesehen habe«, meinte sie.
    Meine magischen Sinne kribbelten. War hier etwas, was ich finden sollte? Ich blickte die schwarze schmiedeeiserne Treppe hoch, die zur Galerie führte.
    » Alyce hat mir ein Buch über Wahrsagen empfohlen«, sagte ich zu Bree, » aber sie hatte es nicht da. Vielleicht finde ich es ja hier.«
    Bree war völlig in die Tarotkarten versunken und murmelte nur: » Okay.«
    Den Ladenwegweisern folgend, stieg ich die Treppe zur Galerie hinauf und suchte die Abteilung, in der die Bücher über das Wahrsagen standen. Der Duft von altem Leder kitzelte mich in der Nase, und ich meinte, magische Sprüche aus vielen Jahrhunderten zu spüren, die mir zuflüsterten: Find mich, ruf mich an. Ich bin dein, ich bin für deine magische Kraft gemacht. Ich ging vorbei an Abteilungen für Orakel und Emanation, Amulette und Talismane. Es war schön, mich zwischen so vielen Büchern voller Wissen zu bewegen.
    Als ich am Ende um den Gang bog, stand ich vor einer großen Abteilung mit der Beschriftung » Wahrsagen«. Direkt dahinter, am Ende des nächsten Gangs, saß ein Mann in einem Lehnstuhl neben einem Baum. Verwirrt über das Gefühl der Vertrautheit, das mich bei seinem Anblick überkam, hielt ich inne.
    Dann ging mir auf, dass es der Mann war, der am Abend zuvor in dem Hof hinter dem Club gewesen war. Er las ein Buch und wirkte so entspannt, als säße er zu Hause in seinem Wohnzimmer. Er trug eine Tweedjacke über einem weißen Hemd und einer verblichenen Jeans. Kurz geschnittene grau melierte Haare machten sein raubvogelartiges, wettergegerbtes Gesicht weicher.
    Er schaute auf, sodass ich seine tief liegenden braunen Augen sehen konnte, und nickte mir zu. » Wir sehen uns wieder«, sagte er.
    » Arbeiten Sie hier?«, platzte es aus mir heraus.
    » Nein.« Der Gedanke schien ihn zu überraschen. » Ich unterrichte Mythen und Folklore an der Columbia University. Ich komme nur gern hierher, um zu recherchieren.« Er hatte einen leichten Akzent, der mir vorher nicht aufgefallen war. Vielleicht irisch oder schottisch, ich war mir nicht sicher. Er legte etwas zwischen die Seiten und schloss das Buch. » Warst du gestern Abend das erste Mal in dem Club?«, fragte er.
    » Ja.« Manchmal war ich so eine geistreiche Gesprächspartnerin, dass es mich wirklich überwältigte. Warum brachte ich diesem Mann gegenüber keinen Ton heraus? Das hatte ganz bestimmt nichts mit Schwärmerei zu tun, er musste fast so alt sein wie mein Vater. Und doch empfand ich eine Affinität zu ihm, eine Vertrautheit, eine Anziehungskraft.
    Neugierig betrachtete er mich. » Wie fandst du es?«
    Ich dachte an den wunderschönen Illusionszauber, den Killian für Raven gewirkt hatte.
    » Ziemlich intensiv, aber auch cool«, sagte ich. » Ich habe noch nie gesehen, dass Hexen ihre Magie einfach so zum Vergnügen benutzen.«
    » Mir persönlich hat das an der Magie immer schon am besten gefallen– sie zu nutzen, um Schönheit und Freude zu schaffen inmitten der Prüfungen, die uns das Leben aufzwingt.«
    Er zeichnete etwas über den Baum in die Luft, und ich sah zu, wie sein Laub verwelkte, schrumpelte und abfiel. Aus der Erde wuchs ein grüner Sprössling. Es war, als sähe ich einen Film im Zeitraffer. Keine Pflanze konnte so schnell wachsen, doch innerhalb von ungefähr einer Minute wuchs neben dem Stämmchen des toten Baums ein Fliederstrauch, und blasslila Blüten öffneten sich und erfüllten die Luft mit ihrem süßen Duft.
    Es war unglaublich schön. Und auch ein wenig nervenaufreibend. Es brach alle Naturgesetze. Was würde aus dem Flieder werden? Er war eine Freilandpflanze, die den Winterfrost brauchte. In einem Topf in einem Laden konnte sie nicht überleben. Mir tat unwillkürlich auch der gesunde Baum leid, der sterben musste, um einer Hexe ein wenig Amüsement zu verschaffen.
    Was würde Hunter davon halten?, fragte ich mich. Wahrscheinlich würde er es als unbesonnenen, wenn nicht gar unverantwortlichen Einsatz von Magie kritisieren. Der Rat würde es nicht

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