Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
gutheißen.
» Die Welt kann immer mehr Schönheit gebrauchen«, sagte der Mann, als könnte er meine Zweifel lesen. » Der Welt Schönheit zu geben ist niemals unverantwortlich.«
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Auf einmal fühlte ich mich sehr, sehr jung und unwissend.
Er schien mein Unbehagen zu spüren. » Du bist also hier, um nach einem Buch zu suchen?«
» Ja.« Ich war unendlich erleichtert, dass ich einen konkreten Grund hatte, hier zu sein. » Ich suche ein Buch von Devin Dhualach über das Wahrsagen.«
» Ein guter Name«, sagte der Mann. » Devin bedeutet Barde, also kann er hoffentlich schreiben. Und Dhualach ist ein alter irischer Name, der uns von den Druiden überliefert wurde. Wenn er seinen Vorfahren treu ist, hat er womöglich tatsächlich etwas über das Wahrsagen zu berichten.«
» Ich… ich schaue einfach mal in den Regalen hier unter ›Wahrsagen‹«, sagte ich, plötzlich schüchtern und nervös.
» Gute Idee.« Der Mann lächelte und wandte sich wieder seinem Buch zu.
Ich wurde fündig und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden, um ein bisschen in dem Buch zu stöbern. Es enthielt Kapitel über das Wahrsagen mit Wasser, Feuer, Spiegeln und luegs, Wahrsagesteinen und -kristallen. Es gab sogar ein makabres Kapitel über Knochenwerfen, wofür Schlangenwirbel wärmstens empfohlen wurden. Doch zumindest beim raschen Durchblättern fand ich nichts darüber, wie man die Visionen kontrollierte, wie man eine Feinabstimmung vornahm, um auch genau das zu sehen, was man wirklich sehen musste.
Der Mann aus dem Hof sah von seinem Buch auf. » Findest du nicht das, was du suchst?«, fragte er.
Ich zögerte, denn ich hatte nicht vergessen, dass ich vorsichtig sein sollte. Doch es kam mir nicht so vor, als wäre er übertrieben neugierig. Eher so, als würde er mich als Bluthexe erkennen und meine magischen Kräfte spüren. Es war nicht das erste Mal, dass mir das passierte. David Redstone hatte, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren, erkannt, was ich war, noch bevor ich es selbst wusste.
Der Mann warf mir einen seltsamen Blick zu, als erinnerte er sich plötzlich an etwas, wäre sich aber nicht sicher, ob er es erwähnen sollte oder nicht. Dann sagte er: » Du wahrsagst mit Feuer?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Ich nickte, und sämtliche Nervosität fiel von mir ab. Es war, als wäre ich gerade durch eine Tür in einen Raum getreten, wo wir einander als Ebenbürtige anerkannten. Von Hexe zu Hexe. Kraft zu Kraft. Energieleiter zu Energieleiter.
» Das Feuer zeigt mir Dinge, aber ich habe das Gefühl, die Bilder sind oft zufällig. Ich weiß nicht, was ich tun muss, damit es mir zeigt, wonach ich schaue«, gestand ich.
» Feuer hat seinen eigenen Willen«, sagte er. » Es ist gierig und wehrt sich gegen Kontrolle, es sucht immer nach seinem eigenen Vergnügen. Es zu zähmen ist eine Lebensaufgabe, man muss ihm schmeicheln, damit es enthüllt, was man wissen will. Ich könnte es dir zeigen, aber«, er betrachtete die Regale ringsum und lächelte, » eine Buchhandlung ist kaum der richtige Ort, um mit Feuer zu spielen.«
» Kein Problem.« Ich versuchte, nicht zu enttäuscht zu klingen.
Um seine Augen herum vertieften sich die Falten. » Vielleicht kann ich es dir an einem anderen Medium zeigen. Das Prinzip ist dasselbe.«
Er langte in eine Innentasche seiner Jacke und holte einen klaren, polierten Kristall heraus, geschliffen wie ein Halbmond. Er war nicht groß, vielleicht sieben, acht Zentimeter im Durchmesser, doch die Oberfläche war facettiert und mit Runen und magischen Symbolen verziert.
Er hielt mir den Kristall hin und ich nahm ihn vorsichtig in die rechte Hand. Der Stein war überraschend leicht, als unterläge er einer andersartigen Schwerkraft.
» Ich nehme an, du weißt, dass man das Medium bitten muss, einem eine Vision zu geben, und dass man dabei sehr spezifisch sein muss. Wenn du dein Kätzchen morgen sehen willst, dann bittest du um eine Vision von morgen.« Ich fragte mich, woher er wusste, dass ich einen kleinen Kater besaß. Andererseits war es nicht ungewöhnlich, dass Hexen Katzen hatten. » Vor deinem geistigen Auge stellst du dir das Tier oder die Person vor und schickst das Bild an den Stein und bittest ihn, es anzunehmen.« Er sprach leise, fast hypnotisch. » Entscheidend ist, dass du deine magische Kraft benutzt, um die Energie in dem Kristall– oder dem Feuer– zu spüren und sein Licht in die Zukunft zu schicken und zu
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