Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
Hunter Mühe hatte, sein Temperament zu zügeln.
» Wenn du bleibst«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, » musst du mir dein Wort geben, dass du dich bedeckt hältst. Keine schillernde Magie mitten auf der Straße. Solange wir in New York sind, will ich, dass du nur dann Magie wirkst, wenn es unbedingt notwendig ist. Ich will nicht, dass du Aufmerksamkeit auf dich ziehst.«
Ich wusste, dass er recht hatte, auch wenn es mir schwerfiel, es zuzugeben. » Okay«, sagte ich schmollend. » Ich verspreche es.«
» Danke.« Hunters Griff löste sich.
» Sei vorsichtig«, sagte ich.
Er küsste mich noch einmal. » Hey, das ist mein Text. Sei vorsichtig. Bis heute Abend.«
Ich eilte zurück in die Columbus Avenue. Als ich mich dem Restaurant näherte, kam ich an einem Mann vorbei, der seinen kleinen Sohn auf den Schultern trug. Der Junge lachte, als sei es das Schönste auf der ganzen Welt.
Unwillkürlich musste ich an Killian und seinen Vater denken. Hatte es je eine Zeit gegeben, da sie sich nahegestanden hatten? Wie es wohl war, das Kind eines Vaters zu sein, der sich dem Teufel verschrieben hatte?
Vielleicht, überlegte ich, erklärt es Killians Unbekümmertheit. Vielleicht läuft er vor der Finsternis davon. Das, dachte ich mit einem Seufzer, kann ich auf jeden Fall nachvollziehen.
Bree und die anderen waren gerade auf dem Weg nach draußen, als ich zu Murray’s zurückkehrte.
» Perfektes Timing«, meinte Bree und trat aus dem Lokal. » Willst du mit Sky und mir ins Museum of Modern Art?«
» Ich hab mich ausgeklinkt«, sagte Raven. » Ich will mir unten im Village einen Film ansehen.« Ich kannte Raven nicht gut genug, um mir ganz sicher zu sein, doch sie sprach lauter als gewöhnlich, was womöglich bedeutete, dass die Lage zwischen Sky und ihr noch immer angespannt war.
Ich sah Robbie an. Er wirkte elend, und ich war davon überzeugt, dass er nicht zu dem Museumsbesuch eingeladen worden war. Ich versuchte mich zu erinnern: War Bree in Beziehungen immer so rücksichtslos? Oder bekam Robbie eine Sonderbehandlung, weil ihr an ihm wirklich etwas lag? Wie auch immer, ich fand ihr Verhalten unmöglich.
» Nein, danke«, sagte ich barsch. » Ich bin nicht in der Stimmung.«
Bree zuckte die Achseln. » Okay, dann sehen wir uns später im Apartment.«
Ich wandte mich in Richtung Broadway. Plötzlich hatte ich Zeit für mich, und das war doch, wie ich fand, eine gute Gelegenheit, um mal zu schauen, ob ich Maeves und Angus’ alte Wohnung fand. Ich dachte daran, was ich Hunter versprochen hatte, nämlich nichts zu tun, womit ich unwillkommene Aufmerksamkeit auf mich zog. Aber nach der ehemaligen Wohnung meiner leiblichen Eltern zu suchen fiel sicher nicht in diese Kategorie, überlegte ich. Ich durfte mich dabei nur nicht meiner Magie bedienen.
Ein Strahl der späten Nachmittagssonne fiel durch die Wolken, während ich ging, was die allgemeine Stimmung auf der Straße gleich zu heben schien. Zwei Skateboarder sausten vorbei, und eine Frau versicherte ihrem zögerlichen Pudel, es sei ein wunderschöner Tag für einen Spaziergang. Plötzlich merkte ich, dass Robbie hinter mir hertrottete.
» Robbie«, sagte ich. » Wo willst du hin?«
Er zuckte übertrieben lässig die Achseln. » Ich dachte, ich geh ein Stück mit dir. Ist das okay?«
Er wirkte so traurig und verlassen, dass ich nicht Nein sagen konnte. Abgesehen davon war Robbie etwas Besonderes. Er war bei mir gewesen, als ich Maeves magische Werkzeuge gefunden hatte.
» Ich gehe nicht in einen besonders malerischen Teil der Stadt«, warnte ich ihn. » Ähm… und ich wollte das Ganze eigentlich für mich behalten. Du weißt schon, diskret.«
Robbie zog die Augenbrauen hoch. » Wie, willst du etwa versuchen, Dope aufzutreiben oder so was?«
Ich boxte ihm gegen die Schulter. » Idiot. Natürlich nicht. Aber… bevor sie aufs Land gezogen sind, hatten Maeve und Angus eine Wohnung in Hell’s Kitchen. Ich will sie finden.«
» Okay«, meinte Robbie. » Ich weiß nicht, was daran so geheimnisvoll sein soll, aber von mir erfährt niemand was.«
Wir gingen schweigend weiter.
» Ich finde deine Zurückhaltung bewundernswert«, sagte ich schließlich. » Wenn ich du wäre, hätte ich Bree längst verprügelt.«
Er grinste mich an. » Das hast du mal gemacht, oder?«
Bei der Erinnerung an diese grässliche Auseinandersetzung im Schulflur zuckte ich zusammen. Ein Streit wegen Cal. » Ich habe ihr eine geknallt«, korrigierte ich ihn. » Und es war
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