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Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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schrecklich.«
    » Ja, das dachte ich mir.«
    Ich versuchte, meine Frage so taktvoll wie möglich zu formulieren. » Ist es denn… gut gelaufen mit euch beiden letzte Nacht?«
    Robbie atmete tief durch. » Das ist ja das Komische. Es war toll. Also, so toll wie es sein kann mit der schnarchenden Raven direkt neben uns. Wir haben nur geknutscht. Und es war toll, zusammen zu sein, so warm und zärtlich… und richtig. Es war schön, Morgan, für uns beide, das schwöre ich.«
    » Und was war heute Morgen anders?«
    » Ich habe keine Ahnung. Ich bin aufgewacht, und als ich ihr in der Küche begegnet bin, habe ich Guten Morgen gesagt, und sie hat mir den Kopf abgerissen. Ich weiß absolut nicht, was ich falsch gemacht habe.«
    Ich dachte darüber nach, während wir an der Bushaltestelle warteten. Wie viel konnte ich Robbie erzählen, ohne zu verraten, was Bree mir gesagt hatte? Nach ungefähr zehn Minuten hielt schließlich rumpelnd ein Bus an. Wir stiegen ein und schnappten uns zwei Plätze nebeneinander.
    » Vielleicht hast du gar nichts falsch gemacht«, sagte ich, dankbar für den warmen Luftstrom der Heizung. Ich löste meinen Schal und zog die Handschuhe aus. » Vielleicht war auch das, was du letzte Nacht falsch gemacht hast, eigentlich genau das Richtige.«
    Robbie rieb sich die Stirn. » Ich kann dir nicht folgen.«
    » Okay, vielleicht war es letzte Nacht von vorn bis hinten wirklich so schön, wie du gedacht hast«, sagte ich. » Und vielleicht ist das das Problem. Wenn die Dinge gut laufen, hat Bree Probleme, dem Braten zu trauen. Und dann muss sie wieder irgendeinen Scheiß machen.«
    » Das ergibt überhaupt keinen Sinn.«
    Ich sah Robbie an. » Habe ich je behauptet, Bree verhalte sich logisch?«
    Wir stiegen an der 49th Street aus und gingen Richtung Westen. » Wir suchen Nummer 788«, erklärte ich Robbie.
    Er schaute an dem Gebäude hoch, an dem wir gerade vorbeigingen. » Das ist noch ganz schön weit von hier.«
    An der 9th Avenue warteten wir darauf, dass die Ampel auf Grün sprang, und ich erhaschte einen Blick in die Straße. Die 9th Avenue sah ziemlich anständig aus, viele Restaurants und kleine Läden, die Gerichte aus den Küchen ferner Länder verkauften. Doch je weiter wir nach Westen kamen, desto schäbiger wurde die 49th Street. Theater und kleine Werkstattläden gab es hier keine mehr und am Bordstein häufte sich der Müll. Die Gebäude waren größtenteils Mietshäuser mit bröckelnden Backsteinen und zugenagelten Fenstern. Auf vielen prangten aufgesprühte Gang Tags. Wir waren in Hell’s Kitchen.
    Ich wusste, dass diese Gegend eine lange Geschichte der Gewaltkriminalität hatte. Robbie sah sich mit weit aufgerissenen Augen argwöhnisch um. Ich warf meine Sinne aus in der Hoffnung, irgendwelche Spuren aufzugreifen, die Maeve vielleicht hinterlassen hatte. Zuerst fing ich nur Eindrücke von den Leuten in der Nachbarschaft auf: Familien in überfüllten Wohnungen, ein paar ältere Bewohner, krank und schrecklich einsam, ein Junkie, durch dessen Körper Adrenalin schoss. Dann stellten sich mir die Nackenhaare auf. Am bröckelnden Mauerwerk eines verlassenen Hauses erkannte ich Spuren von Runen und magischen Symbolen, fast vollständig überdeckt von unzähligen Graffitischichten. Es fühlte sich nicht wie Maeves und Angus’ Arbeit an, was mir logisch erschien, denn sie hatten ihren magischen Kräften vollkommen entsagt, als sie Irland verließen. Doch es war ein Beweis, dass hier Hexen gewesen waren.
    » Hier ist es«, sagte Robbie, als wir vor einem rußgeschwärzten Backsteinmietshaus standen, an dessen Vorderseite sich eine Feuerleiter befand. Das Haus war schmal und nur fünf Stockwerke hoch. Es wirkte traurig und vernachlässigt, und ich fragte mich, wie viel schlimmer es geworden war, seit Maeve und Angus hier vor fast zwanzig Jahren gelebt hatten.
    Ich konnte keine Spur meiner leiblichen Mutter aufnehmen, doch das hieß nicht, dass auch im Inneren nichts war. Wenn ich nur in die Wohnung gelangen konnte, in der sie gewohnt hatte. Hinter einem Maschendrahttor führten drei flache Stufen zu einer Haustür. Auf einem Schild, das in einem Erdgeschossfenster angebracht war, stand: » Wohnungen zu vermieten, Powell Mgmt. Co.« Ich drückte auf die Klingel, auf der » Hausmeister« stand, und wartete.
    Niemand reagierte.
    » Und jetzt?«, fragte Robbie.
    Ich könnte es mit einem magischen Spruch versuchen, dachte ich. Aber ich sollte keine Magie benutzen, es sei denn, es war unabdingbar.

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