Das Buch der Schatten - Schwarze Seelen: Band 7 (German Edition)
umeinander kümmerten. Raven wollte mit, weil sie bei Sky sein wollte, und Robbie, um bei Bree zu sein.
Als wir den Palisades Parkway in Richtung George Washington Bridge fuhren, wurde der Verkehr dichter. Ich verlangsamer das Tempo. » Die Tiere in meinem Traum waren also Amyranth-Hexen in ihrer tierischen Gestalt– habe ich das richtig verstanden?«
» Ja«, antwortete Hunter. » Das glauben wir zumindest. Wir wissen, dass sie bei einigen finsteren Riten Tiermasken benutzen. Es ist selten, dass eine Hexe tatsächlich die Gestalt eines Tieres annehmen kann, aber sie beherrschen es. Der Rat glaubt, das Wolfsjunge auf dem Tisch repräsentiert das Kind der Hexe, die als Wolf erschienen ist.«
Mir klappte das Kinn runter. » Aber… ich meine, es hat so ausgesehen, als würde das Junge geopfert werden. Willst du behaupten, eine Mutter– oder ein Vater– hat die Absicht, das eigene Kind zu töten?«
Hunter nickte. » So weit die Theorie«, sagte er leise. » Das wahrscheinlichste Szenarium ist, dass sie dem Opfer seine magische Kraft entziehen. Und das führt in der Regel zu dessen Tod.«
» Was noch?«, fragte ich nach einem Augenblick und versuchte, ebenso ruhig zu bleiben wie er.
» Na ja, jetzt kommen wir zu dem, was der Rat nicht weiß«, sagte Hunter. » Erstens wissen wir nicht, welche Zelle von Amyranth die Sache plant.«
» Wie viele Zellen gibt es?«
Hunter atmete langsam aus. » Wir wissen von vier. Eine in San Francisco– das war Selenes Gruppe–, eine in der Nähe von Glasgow in Schottland, eine im Norden Frankreichs und eine in New York City. In die anderen drei Zellen konnten wir Spione einschleusen, doch über die in New York ist dem Rat nicht besonders viel bekannt. Im Grunde wissen wir nur, dass es sie gibt. Wir kennen die Identität der Mitglieder nicht und können sie nicht einmal mit bestimmten Vorkommnissen von schwarzer Magie in Verbindung bringen. Es ist die undurchsichtigste Abteilung von allen.«
Ich hatte Mühe, das Ganze zu begreifen. » Dann weiß der Rat nicht, wer der Wolf ist.«
» Oder das Wolfsjunge«, sagte Hunter. » Wir glauben, dass er oder sie eine junge Hexe ist, die in großer Gefahr schwebt. Doch wir haben keine Ahnung, wer sie ist oder warum sie als Opfer ausgewählt wurde.«
» Und was ist deine Aufgabe?«, fragte ich.
» Wir haben, wie gesagt, bereits Spione in den anderen drei Amyranth-Zellen, die so viel wie möglich in Erfahrung bringen sollen«, sagte Hunter. » Da wir fast keine Informationen über den Hexenzirkel in New York haben, versuche ich, die Lücken zu füllen und herauszufinden, wer das Opfer ist, und falls sich herausstellt, dass es sich hier in New York aufhält…«
» …müssen wir einen Weg finden, es zu beschützen«, beendete ich seinen Satz.
» Muss ich einen Weg finden, es zu beschützen«, korrigierte Hunter mich. » Du wirst dich entspannen und dir mit den anderen ein paar schöne Tage in der Stadt machen: shoppen gehen, Museen besuchen, Bagels essen und die Freiheitsstatue erklimmen.«
» Ach, komm schon. Du brauchst bestimmt Hilfe«, widersprach ich ihm. » Ich meine, du hast doch keinerlei Anhaltspunkte, oder? Wo willst du überhaupt ansetzen, um all das rauszufinden? Können wir wahrsagen oder so?«
» Glaubst du etwa, der Rat hat nicht längst alles ausprobiert, um mittels Magie an Informationen zu gelangen?«, fragte Hunter leise. » Wir stecken in einer Sackgasse. Jetzt ist Kleinarbeit angesagt. Und dabei kannst du mir nicht helfen.« Als ich ihm widersprechen wollte, legte er mir sanft die Finger an die Lippen. » Das weißt du so gut wie ich, Morgan. Es ist einfach zu gefährlich.« Er wirkte ehrlich besorgt. » Was mich an die andere Sache erinnert, die der Rat noch nicht herausgefunden hat.«
» Und was ist das?« Ich hupte ungeduldig. Der Verkehr kam nur noch im Schneckentempo voran, obwohl wir immer noch kilometerweit von der Ausfahrt zur Brücke entfernt waren.
» Wir wissen nicht, warum ausgerechnet dir dieser Traum geschickt wurde.«
Kalte Angst kroch mir den Rücken hinunter. Ich schluckte und schwieg.
» Gurevitch, hol den Ellbogen aus meinen Rippen«, murmelte Raven.
Hinten regten sich langsam alle, dann beugte sich Robbie über die mit blauem Vinyl bezogene Rückenlehne der Sitzbank. » Guten Morgen. Wo sind wir?«
» Ungefähr acht Kilometer nördlich der Stadt«, antwortete Hunter.
» Ich bin am Verhungern«, meinte Robbie. » Wie wär’s, wenn wir anhalten und frühstücken?«
» Ich habe Muffins
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