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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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hat sie uns geschenkt. Ich habe ihn vorhin darum gebeten. Nein, ich   … ich habe ihn darum angebettelt.»
    Rúna sagte: «Ich werde daraus eine Suppe kochen. Hast du Gewürze, Frau?»
    Gullweig versuchte zu lächeln. «Alles, was du dafür brauchst, steht im Regal.»
    Dann nahm sie einen kleinen Beutel und wandte sich zur Hintertür. «Ich werde im Wald nach Farnwurzeln suchen   …»
    Doch noch bevor sie gegangen war, hämmerte plötzlich jemand im Vorderhaus von außen an die Schmiede.
     
    Olaf Skoðgætir war nicht allein gekommen.
    Dieses Mal betrat der Waffenmeister die Schmiede in Begleitung von zwei Kriegern. Olaf ließ sich auf einen Schemel plumpsen und wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. Seine Haut war blass, die Augenränder waren gerötet.
    «Gib mir etwas zu trinken», sagte er gallig.
    «Wir haben nichts mehr», entgegnete Helgi. «Du hast bei deinem letzten Besuch alles ausgetrunken.»
    Olaf spuckte Helgi vor die Füße. «Dann eben nicht. Kommen wir zu den Waffen, Einars Sohn!»
    An die Krieger gewandt, deutete er mit dem Kopf zu der Truhe. «Nehmt die ganze Kiste mit.»
    «Nein!» Helgi stellte sich den Männern in den Weg.
    Die Krieger waren beide von normaler Körpergröße und daher einen guten Kopf kleiner als Helgi. Verunsichert griffen sie nach ihren Kurzschwertern.
    «Ich hatte um einen Vorschuss gebeten», sagte Helgi unbeeindruckt. «Denn ich werde das beenden, was ich mit meinem Vater begonnen habe.»
    Olaf rief die Krieger zurück. «Zeig mir erst die Waffen», schnaubte er.
    Helgi trat zur Seite. Die Krieger klappten den Truhendeckel auf. Mit Messer- und Schwertklingen, Axtköpfen und Lanzenspitzen beladen, kehrten sie zu Olaf zurück. Olaf betrachte die Stücke eingehend.
    Nach einer Weile sagte er: «Dein Vater war ein guter Schmied. Wirklich, er war ganz hervorragend.»
    Olaf gab den Kriegern ein Zeichen, woraufhin sie die Werkstücke aus dem Haus brachten und in einen vor dem Haus abgestellten Handkarren luden.
    Helgi hatte kein gutes Gefühl dabei. «Gib mir jetzt das Geld, damit ich neues Eisen kaufen kann», forderte er Olaf auf.
    Der Waffenmeister grinste. «Du brauchst kein Geld, Junge. Hovi hat dir den Auftrag entzogen.»
    «Aber du hast doch eben noch gesagt   …»
    «Nichts habe ich gesagt», fuhr Olaf dazwischen. «Der Jarl vertraut deinen Fähigkeiten nicht. Du hast bislang nichts abgeliefert, was dich als herausragenden Schmied ausgewiesen hätte.»
    «Aber ich bin bei Einar in die Lehre gegangen. Ich kann ebenso gut schmieden wie er.»
    «Hovi hat entschieden. Und jetzt halt dein vorlautes Maul.»
    Doch Helgi gab sich noch nicht geschlagen. Er musste wenigstens die von Einar geschmiedeten Werkstücke zurückbekommen. In seiner Verzweiflung griff er nach dem großen Schmiedehammer und bedrohte Olaf damit.
    Olaf zückte sein Schwert. «Lass den Unfug, Dummkopf!»
    Er wich in Richtung des Eingangs zurück, ohne Helgi aus den Augen zu lassen.
    Helgi folgte ihm mit dem Hammer. «Ihr dürft mir den Auftrag nicht wegnehmen. Gib Einars Waffen wieder her!»
    «Hovi hat sie bereits bezahlt, indem er euch den Vorschuss gegeben hat.»
    «Einar hat das ganze Geld für Eisen ausgeben müssen. Doch der Schmied Gizur hat meinem Vater die Barren gestohlen – und er hat Einar erschlagen.»
    Olafs grinste breit. Er hatte die offen stehende Tür erreicht.
    «Der Kryppa stellt die Sache ein bisschen anders dar», meinte er.
    Helgi zuckte zusammen. Am Tag nach dem Feuer war er bei Egil Blóðsimlir gewesen und hatte den Mord an seinem Vater angezeigt. Doch bislang hatte er nichts wieder vom Hauptmann gehört.
    «Was sagt denn der Mörder dazu?», zischte Helgi.
    «Er sagt, dass er kein Mörder ist. Nachdem er in Sliesthorp die Barren gekauft habe, sei er auf dem Rückweg von Einar angegriffen worden. Der Kryppa habe sich wehren müssen und dabei sei Einar auf einem Stein aufgeschlagen.»
    «Das ist eine Lüge!», rief Helgi aufgebracht. «Der Bastard hat meinen Vater getötet. Egil soll in Sliesthorp nachfragen, bei den Eisenschmelzern. Die werden ihm bestätigen, dass Einar zuerst dort war und das Eisen gekauft hat.»
    Olaf lächelte verschlagen und machte einen raschen Schritt nach draußen.
    In dem Moment gellte ein Schrei durchs Haus. Dann schrie erneut jemand auf, wie in höchster Lebensgefahr. Die Stimme gehörte Rúna! Helgi rannte in die Küche, während Olafs höhnisches Gelächter in seinen Ohren widerhallte.
    Rúna war verschwunden. Die Hintertür stand offen.

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