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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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Holzschwertern, Knüppeln und Schilden bewaffnet.
    Stahlklingen waren verboten beim
Rekkrjafnaðr,
dem Kriegervergleich.
    Die Männer belauerten sich, viele von ihnen hattenniemals zuvor gekämpft. Ungeduldig warteten sie auf das Kommando des Hauptmanns.
    Egil Blóðsimlir saß am Rande der Wiese auf einem umgekippten Baumstamm. Auf seinem Schoß hockte Mardöll, die siebzehnjährige und noch immer unverheiratete Tochter des Bernsteinschleifers Erik. Der Bluttrinker hatte ihr eine Hand in den Ausschnitt geschoben und tätschelte ihre Brüste. Mit der anderen Hand verscheuchte er die surrenden Mücken.
    Egil flüsterte Mardöll etwas ins Ohr, woraufhin sie wie auf Kommando lustvoll zu stöhnen begann. Draupnirs Blick wanderte zur Tunika des Mädchens, unter der Egil die Brüste massierte.
    Der Atem des Berserkers ging schwerer. Auch die anderen Krieger vergaßen für einen Moment den bevorstehenden Kampf. Sie starrten auf das Mädchen, das als Preis für den Sieger gedacht war.
    Egil hatte Mardöll dafür bezahlt. Sie hätte es jedoch auch ohne Geld getan. Die Aussicht, das Lager mit einem starken Krieger zu teilen, reizte sie. Hätte sie allerdings gewusst, dass der Sieger einer der Berserker sein würde, wäre sie lieber zu Hause geblieben.
    Hauptmann Egil eröffnete den Kampf. Angestachelt durch die Berserker, überzogen sich die Gruppen mit Schmähungen und Schimpfwörtern, um den Gegner herauszufordern.
    «Snerta netti!»,
brüllten Draupnir und seine Männer. «Trinkt euren Urin in einem Schluck!»
    Hrungnir ließ seine Gruppe entgegnen:
«Fúlnir skíta!»
– «Der Feind stinkt nach Scheiße!»
    So ging es eine Weile hin und her. Die Krieger begleiteten jede ihrer Schmähungen mit ohrenbetäubendemGetrommel, indem sie mit Holzschwertern und Knüppeln auf die Schilde hämmerten.
    Schließlich gelang es Hrungnir, seinen Bruder zum Angriff zu reizen, als er ihn und die Seinen als Munkis beschimpfte.
    Draupnir kochte vor Wut. Er schien längst vergessen zu haben, dass es sich nur um eine Übung handelte. Brüllend und mit erhobener Keule stürzte er sich auf die Gegner und nahm dabei keine Rücksicht darauf, dass er gegen seinen eigenen Bruder kämpfte. Auch seine Krieger stürmten kopflos hinterher. Hrungnirs Gruppe hatte den Vorteil, den Angriff erwarten zu können. Während die Feinde heranstürmten, formierte man sich rasch zu einem Schildwall. Dafür stellten die Männer sich in zehn Reihen zu jeweils fünf Mann auf. Die erste Reihe hielt die Schilde in Brusthöhe, die nachfolgenden schützten Köpfe und Flanken. Kaum war dies geschehen, prallte Draupnirs Gruppe in den Wall, der der ersten Angriffswelle standhielt. Holzschwerter zuckten unter den Schilden hervor.
    Egil hatte angewiesen, dass diejenigen Krieger, die so getroffen waren, dass sie im richtigen Kampf tödlich verwundet worden wären, sich vom Kampfgeschehen zurückziehen sollten. Das setzte natürlich Freiwilligkeit voraus. Aber keiner der Krieger hielt sich daran, zumal Draupnir wie besessen gegen die feindliche Front anrannte. Er rammte seinen Knüppel in den Schildwall, riss mit bloßen Händen die Feinde daraus hervor. Bald war die Ordnung dahin. Selbst Hrungnir war der Brutalität seines Bruders nicht gewachsen. Draupnir zog ihm den Knüppel über den Schädel. Mit einer blutenden Kopfwunde ging Hrungnir zu Boden.
    Egil zog seufzend seine Hand aus Mardölls Ausschnitt, hob das Mädchen von seinem Schoß und stellte es auf dem Boden ab. Dann stand der Hofðingi auf und zückte sein Schwert.
    Der Übungskampf war längst zu einer Massenkeilerei ausgeartet. Die Krieger schlugen mit Fäusten, Knüppeln und Schilden aufeinander ein. Schmerzensschreie hallten über die Hochburg. Holz splitterte. Knochen brachen. Niemand wusste mehr, wer zu welcher Gruppe gehört hatte. Jeder kämpfte gegen jeden.
    Egil befürchtete, dass bald das erste Todesopfer zu beklagen wäre. Draupnir schlug mit solcher Wucht auf seine Gegner ein, dass das Blut in Strömen floss.
    Erst als Egil den Berserker mit dem Schwert bedrohte, beruhigte dieser sich wieder. Auch die anderen Männer unterbrachen ihre Schlägereien.
    «Du sollst den Männern zeigen, wie man kämpft, und sie nicht umbringen», schnauzte Egil Draupnir an. Die Narbe im Gesicht des Hauptmanns zuckte.
     
    Draupnir funkelte Egil an.
    «Ich hab gewonnen», knurrte er. «Jetzt will ich das Weib.» Draupnir zeigte auf das Mädchen, das beim Baumstamm zurückgeblieben war.
    Egil schüttelte den Kopf. «Du hast

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