Das Buch der Sünden
ist.»
«Genug geredet», rief Egil, «reih dich wieder ein.»
Aber Jafnhar machte keinerlei Anstalten, vom Jarl abzulassen. Er bedeckte die Stiefel mit schmatzenden Küssen, bis der Speichel heruntertropfte. «Mein Schwert ist so wunderbar, wie Ihr es seid, mein Führer! Heilsa Hovi, heilsa.»
Da trat Hovi dem alten Schmied so fest ins Gesicht, dass das Geräusch von Jafnhars brechender Nase in der ganzen Halle zu hören war.
«Nichts ist so wunderbar wie der große Hovi, du Wurm», brüllte Egil.
Er wies zwei Krieger an, den Alten hinauszubringen. Doch Jafnhar dachte nicht daran, vom Jarl abzulassen, und klammerte sich an dessen Beine. Da zückte einer der Krieger einen Dolch, schnitt Jafnhar die Kehle durch und schleifte dessen Leiche aus der Halle. Damit waren es noch zwölf Bewerber.
Die anderen Schmiede waren über Jafnhars Tod entsetzt. Angst machte sich breit. Als sie dem Jarl ihre Unterwürfigkeit bezeugten, gingen sie deutlich vorsichtiger zu Werke.
Helgi und Gizur waren die Letzten. Egil zeigte zunächst auf Gizur.
Mit gesenktem Haupt schlich der Kryppa zum Thron. Er küsste die Stiefel und zischelte: «Eine Klinge habe ich Euch geschmiedet, an der niemals Rost haften soll und die in Eurer Hand zum Mörder wird, sooft Ihr sie zückt. Weitaus fester und schärfer noch ist meine Klinge, als es die Schwerter des Mannes sind, dem Ihr zuvor den Auftrag gegeben habt. Dieser Mann war es nicht wert, für Euch die Kriegswaffen herzustellen. Er war ein Blender, der Euch hintergangen hat und der von den Göttern für seine Tat zu Recht mit dem Tode bestraft worden ist …»
Helgi ballte die Fäuste. Der Kryppa hatte offensichtlich nur eines im Sinn: Einar zu verunglimpfen – den er selbst ermordet hatte.
«Sein Sohn», schnaufte Gizur und deutete auf Helgi, «will sich nun von Euch den Auftrag erschleichen. Aber der Junge ist ebenso falsch, wie sein Vater es war. Er hat mir mein Eigentum gestohlen, meine Sklavin. Ein solcher Lügner und Betrüger darf auf keinen Fall an diesem Wettbewerb teilnehmen.»
Der Jarl beendete Gizurs Vorhaltungen, indem er dem Schmied mit einer beiläufigen Handbewegung zu verstehen gab, sich wieder zu entfernen. Dann winkte er seinen Hauptmann zu sich, um sich mit ihm im Flüsterton zu beraten.
Als sie ihre Unterredung beendet hatten, sagte Egil: «Der große Hovi hat verfügt, dass vergangene Taten, die mit diesem Wettbewerb nichts zu tun haben, an dieser Stelle nebensächlich sind.»
Helgi atmete auf, denn dies bedeutete, dass Egil ihn wegen der Sache mit dem Eisensack ebenfalls nicht belangen konnte.
«Freu dich nicht zu früh», zischte Gizur zu Helgi.
Nun war Helgi an der Reihe, dem Jarl seine Demut zu beweisen. Seine Lippen berührten flüchtig die Lederstiefel. Er sagte: «Mein Name ist Helgi, ich bin der Sohn des Schmieds Einar. Mein Vater hat Euch bereits viele gute Waffen gefertigt. Ich bin nun angetreten, um diesen Auftrag fortzuführen. Einar hat mich alles gelehrt, was man können und wissen muss, damit ein Schwert so hart und so scharf wird, dass es allen Feinden überlegen ist. Mit meinen Waffen werdet Ihr einen Ehrenplatz an Odins Seite einnehmen.»
Er erhob sich und schaute den Jarl an, um hinter den Sehschlitzen eine Gemütsregung auszumachen. Aber die Augen blieben starr wie die Maske.
Helgi verbeugte sich und kehrte zu den anderen Schmieden zurück.
Der zweite Durchgang des Wettbewerbs bestand aus der Präsentation der einzelnen Schwerter. Die Waffen wurden von barbusigen Mädchen hereingebracht und zu Füßen des Jarls auf den Boden gelegt. Zwei Schwerter hielten Hovis Urteil nicht stand. Die Klingen waren krumm und hatten bereits Rost angesetzt. Mit gesenkten Köpfen verließen die Verlierer die Halle.
Zwei weitere Schmiede fielen beim darauffolgenden Test durch. Dieser bestand darin, die Klingen gegen eine eiserne Stange zu schlagen, wobei Hovi die Qualität der Schwerter anhand des metallenen Klanges überprüfte.
Die verbliebenen acht Schwerter wurden von Olaf Skoðgætir eingesammelt. Man legte jeweils ein Schwert auf zwei Holzblöcke, um dessen Festigkeit zu prüfen. Der beleibte Waffenmeister stemmte seinen Fuß auf eine Klinge und trat fest darauf. Eines der Schwerter zerbrach unter seinem Gewicht.
Somit standen noch sieben Schwerter für die letzten drei Runden bereit.
Man brachte sieben Totenschädel in die Halle. Egil Blóðsimlir wollte daran nun die Schärfe der Klingen testen. Der Hauptmann nahm zunächst das Schwert des Schmieds
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