Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
Vom Netzwerk:
Bawör und rammte es mit voller Wucht in einen der Schädel. Es gab ein knackendes Geräusch, und der Schädel zerfiel in zwei Hälften. Bawör hatte bestanden.
    Die Krieger murmelten anerkennende Worte.
    Auch Helgis und Gizurs Schwerter zerteilten die Totenschädel mühelos. Die Klingen der übrigen vier Schmiede blieben jedoch in den Knochen stecken. Damit war auch für sie der Wettbewerb beendet.
    Einer der Schmiede witterte jedoch Betrug. Er protestierte lautstark und behauptete, Egil habe nicht fest genug zugeschlagen. Mit einem Fausthieb auf die Nase brachte der Hauptmann den Mann zum Schweigen.
    Die Reihe der Bewerber hatte sich nun deutlich gelichtet. Drei waren noch im Rennen: Bawör, Gizur und Helgi. Ihre Schwerter waren allesamt hervorragend, doch nur eines würde gewinnen.
    Beim folgenden Test, dem vorletzten, würde ein weiteres Schwert auf der Strecke bleiben müssen. Denn im Finale, der alles entscheidenden Prüfung, sollten die beiden besten Klingen in einem Zweikampf aufeinanderstoßen, in dem der Gewinner mit Blut besiegelt werden würde. Der Tod sollte Richter sein über Sieg und Niederlage.
    Zuvor galt es jedoch, Schnelligkeit und Wendigkeit der Waffen zu testen. Dafür brachte man eine Holzkiste herein, in der drei Mäuse waren. Egil wählte einen jungen Krieger aus, einen geschickten und schnellen Schwertkämpfer. Nachdem man in der Mitte der Hallevier Balken zu einem Geviert zusammengelegt hatte, erhielt der Mann eines der Schwerter. Es war Gizurs Klinge. Der Krieger stieg mit der Waffe in die Absperrung. Egil fischte eine der fiependen Mäuse aus der Kiste und warf sie ihm zu. Das Schwert blitzte auf, und das Fiepen verstummte. Noch in der Luft hatte die Klinge das Tier in zwei Hälften zerteilt.
    Helgi war fasziniert. Niemals zuvor hatte er ein derartiges Kunststück gesehen.
    Jetzt war sein Schwert an der Reihe. Egil reichte es dem Krieger. Erneut flog eine Maus in das Geviert. Der junge Mann schlug blitzschnell zu, doch die Klinge verfehlte ihr Ziel. Helgi stockte der Atem, als die Maus davonsauste und auf einen der Balken zusprang, um dem Areal zu entkommen. Da holte der Krieger aus, und dieses Mal traf er den Nager.
    Nun hing alles davon ab, wie er mit Bawörs Schwert umgehen würde. Sollte er das Tier mit dem ersten Hieb töten, wäre der Wettbewerb für Helgi vorbei.
    Der Krieger machte sich bereit. Egil warf die Maus, aber die Klinge trennte dem Tier nur den Schwanz ab. Bawör biss vor Aufregung in den Ärmel seines Lederhemds. Ohne ihren Schwanz war die Maus jedoch nur noch halb so schnell. Sie wackelte in kreisförmigen Bewegungen hin und her und verharrte schließlich regungslos. Der Krieger stieß mit Bawörs Schwert zu. Doch im letzten Augenblick erwachte das Tier zu neuem Leben und schoss davon. Die Klinge hatte ihr Ziel verfehlt.
    Egil stieg in das Geviert und zerquetschte die Maus unter seinen Füßen.
    Damit standen die Finalisten fest. Bawör verließ mit versteinertem Gesicht den Raum.
    Man entfernte die Balken und ließ Helgi und Gizur vortreten.
    Der Kryppa sah die Gelegenheit gekommen, Helgi erneut schlechtzumachen. «Es gibt da noch etwas, das Ihr unbedingt über Einars Sohn wissen solltet, großer Hovi, denn diese Angelegenheit berührt unmittelbar den Wettbewerb.»
    Egil verzog das Gesicht, forderte ihn aber auf zu reden.
    Gizur kam ohne Umschweife zur Sache: «Einars Sohn hat sein Schwert aus Eisen geschmiedet, das er von den Munkis erbettelt hat. Wollt Ihr Euer Schicksal tatsächlich einem Mann anvertrauen, der mit den Christen gemeinsame Sache macht?»
    Helgi stöhnte auf. Das war es also gewesen, was der Priester dem Kryppa gestern Nacht mitgeteilt hatte. Aber aus welchem Grund hatte der Priester das getan?
    Der Jarl winkte Egil zur Beratung heran. Nach einer Weile sagte Blóðsimlir: «Wir unterbrechen den Wettbewerb. Der große Hovi wird sich bei einem Festmahl stärken, bevor er sein Urteil spricht.»
    Der Hauptmann deutete auf Helgi und befahl seinen Kriegern: «Dieser Schmied wird bis auf weiteres festgenommen.»
    Mehrere Männer umringten Helgi. Bevor er wusste, wie ihm geschah, warf man ihn nieder und fesselte ihn an Händen und Füßen. Den Kopf auf den Boden gedrückt, schaute er zu Gizur auf.
    Sein Todfeind grinste verschlagen und beugte sich zu ihm hinunter. «Dein Freund, der dunkle Priester, hat mir versprochen, dass er für dich beten wird.»

47.
    Das Unwetter kündigte das Ende der Welt an.
    Bis zum Abend hatte der Sturm an Stärke zugenommen. Er

Weitere Kostenlose Bücher