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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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sein.»
    «Hm. Und was war der Grund für ihre überstürzte Abreise?»
    Als die Sklavin die Frage übersetzte, schüttelte das Mädchen nach kurzem Nachdenken den Kopf.
    «Sie will es nicht sagen», sagte die Sklavin.
    Odo überlegte kurz, entschloss sich aber, der Frau in diesem Punkt ihren Willen zu lassen. Es gab Wichtigeres, das er in Erfahrung bringen musste. «Ich will wissen, ob sie auf der Insel einen Dänen gesehen hat.»
    Während die Sklavin seine Worte übersetzte, beobachtete Odo Žiliška genau. Erst zögerte sie, dann schüttelte sie mit einem Mal heftig den Kopf. Viel zu heftig!
    Sie lügt, dachte Odo. Sie kennt ihn!
    Er versuchte es ein weiteres Mal im Guten. «Der Name dieses Dänen lautet Helgi. Sie soll mir alles erzählen, was sie über ihn weiß.»
    Aber sie schüttelte wieder nur den Kopf.
    Odo verzog das Gesicht. Nun würde er doch das Eisen einsetzen müssen. Seufzend öffnete er die Kiste, nahm eines der Brandeisen heraus, steckte es auf einen Stab und legte es ins Feuer.
    Während er darauf wartete, dass das Eisen heiß wurde, sagte er: «Wenn sie mir nicht sagt, was ich wissen will, werde ich sie dazu zwingen müssen.»
    Nachdem die Sklavin dies übersetzt hatte, flackerten Žiliškas Augen auf. Sie hatte Angst. Trotzdem verweigerte sie erneut die Antwort. Daraufhin zog Odo das glühende Eisen aus dem Feuer.
    «Sie soll sich ausziehen.»
    «Sie   … sie will nicht», erwiderte die Sklavin stockend.
    «Dann wirst
du
ihr die Kleider ausziehen, Weib.»
    Die Sklavin nickte gehorsam. Odo schloss aus dem panischen Tonfall ihrer Stimme, dass sie das Mädchen anflehte, die Fragen des Herrn zu beantworten. Da erhob sich das Mädchen, zog sich zu Odos Verwunderung die Tunika über den Kopf und kniete sich nackt vor Odo hin.
    Ihre Haut war so hell wie ihr Haar, und ihre Brüste waren flach. Odo stutzte, als sein Blick über ihren zarten Körper glitt und zwischen ihren Brüsten hängen blieb. Der Ring! Er glitzerte verlockend, und Odo war versucht, danach zu greifen. Doch er wagte es nicht, weil er dann ihre bloße Haut hätte berühren müssen.
    Dennoch war Odo fest davon überzeugt, dass es der Ring seiner Mutter war, den der Dämon in seinen Besitz gebracht hatte. Nun hatte Gott diesen Ring erneut zu Odo geführt.
    Sein Herz schlug rasend, und wie er entsetzt feststellen musste, pulsierte das Blut nicht nur hinter seinen Schläfen. Er verspürte einen heftigen Drang, ein unüberwindbares Gefühl der Erregung.
    Immer hatte er geglaubt, er sei gegen jegliche fleischlichen Gelüste gefeit. Aber dieses schmale Mädchen mit der schneeweißen Haut, deren Makellosigkeit weder Dreck noch blaue Stellen trüben konnten, trieb ihm die Hitze in den Unterleib.
    Das Brandeisen entglitt seiner Hand. Er schnellte vor und schlug dem Mädchen mit der flachen Hand ins Gesicht.
    «Zieh dich sofort wieder an», stieß er keuchend hervor.
    Dann ergriff er hastig seine Kiste, lief zur Tür und schob den Riegel zur Seite. Seine Hände zitterten, währender die Tür öffnete und sogleich von außen wieder verschloss. Tränen rannen über seine Wangen, als er aus dem Gebäude eilte. Er lief durch die Nacht, bis er zu einem Gebüsch kam, hinter dem er zum Gebet auf die Knie sank. Es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Vor seinem geistigen Auge sah er den verführerisch glitzernden Ring; er sah die winzigen Brüste des Mädchens, die Haut, den langen, dünnen Hals, das vorgestreckte, spitze Kinn, die eisblauen Augen – und das Haar.
    Odo richtete sich ruckartig auf.
    Irgendetwas stimmte nicht mit dem Haar. Während er darüber nachdachte, war Odo sich immer sicherer, dass nicht Žiliškas nackte Erscheinung ihn derart erregt hatte, sondern das Haar, von dem eine unheimliche Kraft auszugehen schien.
    Er holte das Messer hervor und rannte zurück in die Kammer, wo die Frauen nebeneinander an der Wand kauerten. Žiliška hatte sich wieder angezogen und den Ring unter der Tunika verborgen. Dabei hatten sich einige der langen Strähnen gelöst, die über ihr Gesicht und ihre Schultern fielen.
    Ohne zu zögern, packte Odo sie im Genick und warf sie mit dem Gesicht nach unten zu Boden.
    Die Sklavin kreischte.
    «Halt den Mund!», fauchte Odo.
    Dann hockte er sich rücklings auf die junge Frau, öffnete den Haarknoten, griff hinein und zog eine Handvoll Strähnen so stramm, als wolle er ihr das Haar vom Kopf reißen. Žiliška drehte und wand sich unter ihm wie ein Aal und schrie.
    Odo

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