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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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Schulter, und als er sich umdrehte, sah er sich Auge in Auge mit Egil Blóðsimlir, dem Bluttrinker.
    «Lasst den Skitr reden», schnaufte Egil. «Ein Munki, der so dumm ist, freiwillig hierherzukommen, muss uns etwas Wichtiges mitzuteilen haben. Oder bist du einfach nur lebensmüde, Priester?»
    «Ich möchte dem Jarl ein Angebot machen», erwiderte Odo.
    «Ein Angebot – oho!» Egil starrte Odo ungläubig an. «Was hast du denn zu bieten?»
    «Ich möchte Frieden mit Hovi schließen.»
    «Frieden?» Egils Mundwinkel zuckten, als könne er sich nicht entscheiden, ob er darüber amüsiert oder verärgert sein sollte. Er legte seine Hand auf den Knauf seines Schwerts, doch dann verzog sich seine Miene zu einem Grinsen, und er begann dröhnend zu lachen.
    «Der Munki lässt in Haithabu eine
klokka
läuten», stieß er hervor. «Der Kerl wirbt Hovis Arbeiter ab und baut eine Kirkja aus Stein – während der große Jarl, der Herrscher dieser Stadt, in einem Pferdestall leben muss. Du weißt selbst, Munki, dass dich nur das Wort des Königs bislang am Leben gehalten hat. Trotzdem kommst du hierher und redest von Frieden?»
    Odo nickte standhaft.
    «Ich sollte deine Eingeweide an die Schweine verfüttern», sagte Egil. «Dann bist du wenigstens noch für irgendetwas zu gebrauchen.»
    Odo schaute Egil fest in die Augen.
    Eine Weile maßen sie sich mit Blicken, dann sagte Egil: «Nun gut! Du bist zwar weniger wert als eine Ratte, aber ich will dich dennoch für deinen Mut belohnen. Warte hier.»
    Mit einem zweideutigen Grinsen öffnete er die Stalltür und verschwand im Gebäude. Trotz der Kälte spürte Odo den Schweiß unter seinen Achseln.
     
    Innen hatte man den Pferdestall zu einem geräumigen Wohnhaus umgebaut, in dem es nach Rauch und Tiermistroch. Im hinteren Bereich, durch den man das Gebäude betrat, standen in abgetrennten Boxen einige Pferde.
    Odo folgte Egil, und sie kamen in einen saalartigen Raum, dessen Wände mit den Fellen und Schilden behängt waren, die man bei dem Brand hatte retten können. Der Raum wurde erhellt durch den Schein eines Feuers, dessen Flammen die Umgebung in ein gespenstisch flackerndes Licht tauchten.
    Es dauerte einen Moment, bis sich Odos Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten – dann sah er sich dem Jarl gegenüber. Hovi, dessen Gesicht wie immer hinter der silbernen Maske verborgen war, thronte auf einem hölzernen, mit Schnitzereien versehenen Stuhl. Er trug einen roten Mantel mit goldenen Knöpfen und Schulterstücken aus Marderpelz. Und er war nicht allein. Links und rechts des Throns standen lange Bänke, auf denen mindestens zwei Dutzend ältere Krieger saßen. Offensichtlich war Odo mitten in eine wichtige Verhandlung geplatzt. Im Hintergrund ertönte ein dumpfes Geräusch, als die Tür von innen verriegelt wurde.
    «Bevor du dem großen Hovi dein Angebot vorträgst, wirst du ihm die Stiefel küssen», befahl Egil.
    Die Krieger auf den Bänken stießen sich lachend an.
    Odo zögerte. Mit einer solchen Erniedrigung hatte er nicht gerechnet. Einem Gotteslästerer die Füße zu küssen, war für ihn undenkbar. Aber hatte er eine andere Wahl?
    Egil legte drohend eine Hand an sein Schwert.
    Schnell machte Odo zwei Schritte auf den Thron zu, vor dem er sich tief verbeugte.
    «Das ist nicht genug Ehrerbietung, Munki», zischte Egil. «Auf die Knie mit dir!»
    Odo versuchte es mit einem Ablenkungsmanöver undkam sofort auf den Anlass seines Besuchs zu sprechen. «Hovi, Jarl von Haithabu, ich weiß, dass es zwischen uns einige Meinungsverschiedenheiten gibt und dass Ihr den Gott der Christen, den Allmächtigen, für Euer Ungemach verantwortlich macht. Aber ich bin nicht zu Euch gekommen, um über den wahren Glauben zu reden, sondern um Euch etwas anzubieten, das Euch zum reichsten Mann der nordischen Welt macht. Ich weiß, wie Ihr an die herrlichsten Schätze kommen könnt.»
    Die Männer auf den Bänken erstarrten. Hovis gedrungene Gestalt regte sich auf dem Thron. Er hob seine Rechte, winkte Egil zu sich und beriet sich leise mit ihm.
    Als Egil sich wieder Odo zuwandte, sagte er: «Der große Hovi zweifelt an deinen Worten, Kuttenträger. Dennoch ist seine Güte groß, und er gestattet dir, ihm zu verraten, wo sich diese Schätze befinden sollen.»
    «Auf einer Insel, die einige Tagesreisen östlich von hier im Baltischen Meer liegt. Man nennt das Eiland Rujana.»
    Egil zog finster die Augenbrauen zusammen. «Wir kennen diese Insel. Jeder hier hat schon einmal von ihr gehört

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