Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
Vom Netzwerk:
viel?»
    Der Händler spitzte die Lippen. «Nun, vierzig Silbermünzen – weil Ihr es seid, mein Freund.»
    «Das ist eine Menge Geld», erwiderte Odo.
    «Nicht zu viel für eine so blonde Jungfrau. Bei den Mauren wird sie den doppelten Preis erzielen   …»
    Die anderen Männer auf dem Schiff hatten sich genähert. Einer rief lachend: «He, Munki! Ich verkaufe dir mein fettes Eheweib. Da ist mehr dran als an dieser Hungerstange. Für fünf Silberstücke gehört meine Frau dir. Ach was, ich schenke sie dir!»
    Die Männer brachen in schallendes Gelächter aus.
    Ibn Rustah beachtete sie nicht. Er ließ die Rampe zurück ans Ufer schieben und brachte das Mädchen an Land. Odo musterte die junge Frau aufmerksam von Kopf bis Fuß. Das Lederband hing um ihren Hals, den Ring hatte sie jedoch unter ihrer Tunika verborgen. Sie schien keine Sklavin zu sein, sonst hätte man sie geschoren. Ihr Blick war völlig ausdruckslos. Die Aussicht, an einen Christen verkauft zu werden, schien sie nicht im Geringsten zu beeindrucken.
    «Fünfunddreißig – mein letztes Wort», sagte Odo schließlich.
    Die Händler auf dem Schiff fuhren unterdessen mit ihren Anzüglichkeiten fort. «Warum besorgst du es ihr nicht gleich hier, Munki? Dann sagen wir dir, welchen Preis sie wert ist. Reiß ihr die Kleider vom Leib!»
    Die Männer grölten: «Ausziehen! Ausziehen!»
    «Habt Ihr denn überhaupt Geld dabei, mein Freund?», fragte Ibn Rustah.
    Odo öffnete die Tasche und ließ den Sarazenen einen Blick auf das Silberkreuz werfen.
    Ibn Rustah stieß einen leisen Pfiff aus. «Ein herrliches Stück. Aber es ist kaum mehr als   … nun ja, fünfundzwanzig Münzen wert. Ihr müsst noch etwas drauflegen.»
    «In dieser Kiste hier», sagte Odo leise, «sind jede Menge Münzen.»
    Als Ibn Rustah die Hand nach der Kiste ausstrecken wollte, zog Odo sie weg und sagte mit Blick auf die Männer auf dem Schiff: «Ihr solltet vermeiden, dass Eure Mitreisenden erfahren, mit wie viel Geld Ihr reist.»
    Ibn Rustah zwinkerte Odo zu. «Ihr seid ein kluger Mann. Was schlagt Ihr also vor?»
    Odo zeigte zu dem Hügel. «Dort werden wir unseren Handel in aller Verschwiegenheit abschließen.»
    Ibn Rustah wandte sich an den Schiffsführer. «Wie lange noch?»
    «Zwei Fuß», erwiderte der Mann. «Beeilt Euch! Wenn Ihr nicht rechtzeitig zurück seid, legen wir ohne Euch ab.»
     
    Auf der dem Hafen abgewandten Seite war der Hügel mit Bäumen und mannshohen Büschen bewachsen, die zusätzlichen Sichtschutz vor neugierigen Blicken boten. Ein idealer Platz für das, was Odo vorhatte.
    Er schickte Ingvar und Folke fort und wies sie an, bei der Treenebrücke auf ihn zu warten, bis er die Angelegenheit erledigt habe. «Ich muss mich zunächst von ihrem körperlichen Zustand überzeugen. Der Junge soll nicht durch den Anblick eines entblößten Weibes Schaden nehmen.»
    Nachdem die beiden durch die Büsche davongestapft waren, forderte Odo den Händler auf, das Mädchen zu entkleiden.
    Doch Ibn Rustah war plötzlich misstrauisch geworden. «Gebt mir erst das Kreuz und das Geld.»
    Odo nahm das Kruzifix aus der Tasche und reichte es Rustah. Der Händler betrachtete das Schmuckstück eingehend.
    «Das Geld erhaltet Ihr, wenn ich mit ihr fertig bin», sagte Odo.
    Ibn Rustah verstand. «Aha, Ihr wollt sie Euch vornehmen. Nun gut. Aber seht Euch vor, sie ist widerspenstig.»
    «Kann sie uns verstehen?»
    Ibn Rustah schüttelte zwar den Kopf, doch Odo bemerkte, dass der ausdruckslose Blick aus den Augen der jungen Frau verschwunden war. Sie starrte Odo mit einer Mischung aus Panik und Feindseligkeit an, als ob sie ahnte, was die Männer mit ihr vorhatten.
    Im Hintergrund ertönte die Stimme des Schiffsführers. «Nur noch ein Fuß!»
    Blitzschnell packte Ibn Rustah die Frau, warf sie mit dem Gesicht nach unten zu Boden und kniete sich auf ihre Schultern. Dann zerrte er ihr die Tunika über das Hinterteil. Sie wehrte sich, schrie und strampelte mit den Beinen.
    «Macht schon!», zischte Rustah, während er versuchte, mit seinen Händen ihre Schenkel zu spreizen.
    Aber Odo hatte keine Eile. Er spürte endlich wieder jene Überlegenheit, die ihm bei all seinen Opfertaten die nötige Ruhe gegeben hatte, um sein Werk zu vollenden. Er klappte die Kiste auf, nahm das Messer heraus und verbarg es hinter seinem Rücken.
    «Worauf wartet Ihr?», rief Ibn Rustah. «Ich muss zum Schiff zurück.»
    Odo tat so, als würde er seine Kutte hochziehen. Dabei kniete er sich zwischen die zuckenden

Weitere Kostenlose Bücher