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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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kreischend und zeternd mit dem Gesicht voran ins Wasser.
    Die Männer tobten vor Begeisterung. Sie brüllten und pfiffen.
    Da entdeckte Helgi seinen Freund Ingvar, der hinter der Frau her ins Wasser sprang. Der schmächtige Ingvar packte ihre Schultern. Er versuchte, ihren Kopf über die Oberfläche zu bringen. Aber es gelang ihm nicht. Er war zu schwach und die Frau zu schwer.
    Helgi sprang von der Kiste herunter und zwängte sich durch die johlende Meute, um seinem Freund zu Hilfe zu eilen. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, das Weib an Land zu zerren. Dort blieb es mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken liegen.
    Auch Ingvar und Helgi sanken erschöpft zu Boden.
    «Danke», keuchte Ingvar, noch ganz außer Atem.
    «Kennst du diese Frau?», fragte Helgi.
    «Ich   … na ja, flüchtig», antwortete Ingvar ausweichend. Er deutete zum Wasser. «Wir sollten Björn helfen.»
    Das Fischerboot hatte sich dem Ufer bis auf wenige Schritte genähert. Helgi konnte deutlich die polternden Geräusche des wild um sich schlagenden Fisches vernehmen.
    «Holt den Fisch», rief die Frau, die sich inzwischenwieder aufgerappelt hatte. «Holt diesen verdammten Fisch da raus!»
    Auch andere Männer hatten sich nun ein Herz gefasst und liefen zum Boot. Vier Männer waren nötig, um den Fang an Land zu hieven. Aber auch hier gab das Tier nicht auf. Zwei Männer rangen mit dem Schwanz; zwei weitere mühten sich damit ab, den Kopf festzuhalten.
    Björn kletterte aus seinem Boot. Er blutete aus einer offenen Wunde an der Schläfe. Mit einem lanzenähnlichen Gegenstand zielte er auf den Schädel des tobenden Fisches.
    «Töte ihn!», kreischte die Dicke. Unbeholfen kroch sie auf allen vieren zu Björn, dabei sah sie aus wie eine trächtige Sau kurz vor der Niederkunft.
    Björns erster Stoß verfehlte den Kopf. Fluchend zog der Fischer die Lanze aus dem Boden und stieß erneut zu. Dieses Mal hatte er mehr Glück, traf den Schädel aber nur seitlich, sodass die Lanzenspitze abrutschte. Erst der dritte Hieb war tödlich.
    Aber die Dicke gönnte ihm keine Pause. «Los, los, pack ihn ein, und dann bringst du ihn mir. Aber ich will ihn am Stück, mit allen Eiern.»
    Björn machte einen abgekämpften, aber dennoch sehr zufriedenen Eindruck. Die Männer klopften ihm anerkennend auf die Schultern.
    «Was für ein herrlicher Fisch», flüsterte Björn, um Atem ringend. «Was für eine Kraft! Es ist ein
styrja,
ein Stör. Ich dachte, er wäre tot, als ich ihn mit dem Netz an Bord gezogen habe.»
    «Ein Stör», raunte einer der Männer bewundernd. «Das ist mal was anderes als Hornhechte oder Flundern.»
    Björn nickte stolz. «Die fängt man eigentlich nur weitdraußen im Meer. Wahrscheinlich hat er sich in den Fjord verirrt.»
    «Und dann in dein Netz», meinte der Mann. «Dafür kannst du einen guten Preis verlangen.»
    Die Dicke drängte den Mann zur Seite und zischte: «Der muss zu mir. Aber lass bloß die Eier drin. Ich kauf dir alles ab. Was willst du dafür haben? Ach was, egal – ich geb dir, was du willst. Kannst alles haben, auch ein Mädchen oder zwei. Aber vor Sonnenuntergang muss der Fisch bei mir sein.»
    Björn wischte sich das Blut aus dem Gesicht. «Der Stör hat meinen Mast gebrochen, als ob’s gar nichts wäre. So einen Fisch fängt man nur einmal im Leben.»
    Die Dicke funkelte ihn an. «Ich kauf dir einen neuen Mast. Aber denk dran – vor Sonnenuntergang.»
    Björn nickte. Die Frau verzog das Gesicht zu einer grinsenden Grimasse und watschelte mit rudernden Armen davon. Das Einzige, was von ihr zurückblieb, war eine feuchte Kriechspur.

15.
    Odo saß am Tisch in seiner abgeschlossenen Kammer. Um seinen Hals hing die feingliedrige Kette mit dem Silberkreuz, der Glücksbringer seiner Mutter. Auch den Ring, den er damals dem Mann an der Küste des Nordmeeres abgekauft hatte, hatte er auf die Kette gefädelt. Die Schmuckstücke glitzerten im Schein der Kerzenflamme.
    Vor Odo lag aufgeschlagen das Buch. Wieder und wieder las er den Text, der überschrieben war mit dem Wort: LUXURIA!
    Dann schloss der Sohn des Römers Siegfried von Lutetia und der Sarazenin Alexandra die Augen.
     
    Ragnar, Höllenbrut.
    O Mutter!
    Der Dämon ist über ihr. Der Dämon ist in ihr. Nackt, weiß. Abgrundtief hässlich. Abgehackte Stöße mit dem Unterleib.
    Ihre Haut schimmert bronzefarben. So schön, so wunderschön. Ihre Haare, schwarz und voll. Der Dämon stöhnt und grunzt, sein Bart kratzt ihre Brüste. Speichel rinnt aus seinem

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