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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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bewahrt, der kann über ihn entscheiden.»
    Feng machte eine gleichgültige Handbewegung. «Das ist ein altes Gesetz. Es hat schon lange keine Gültigkeit mehr.»
    Das überraschte Helgi. Seine Mutter hatte ihm das Gesetz früher einmal erklärt. Sollte sie sich getäuscht haben? Oder hatte er es nur falsch verstanden?
    Feng sagte: «Der Sklave gehört seinem Herrn, auch über den Tod hinaus. Nur der Besitzer kann über sein Eigentum entscheiden. Wenn der Herr seinen Sklaven verbrennen lassen möchte – bitte schön. Er kann damit tun und lassen, was er will.»
    Fengs Rechte näherte sich einem der Schwerter. «Und jetzt verschwinde.»
    «Nicht ohne sie.» Helgi verschränkte die Arme vor der Brust.
    Seufzend griff Feng nach seinem Schwert. Die anderen Männer taten es ihm gleich.
    Plötzlich öffnete sich an der hinteren Wand eine Tür, in der der Kryppa erschien. Er schob Rúna wie einen Schutzschild vor sich her. In der Rechten hielt er Helgis Axt.
    «Das Weib gehört mir», rief Gizur, und an Feng gewandt sagte er: «Der Kerl wollte mich töten. Haltet ihn mir vom Leib.»
    «Du hast gehört, was der Schmied gesagt hat», sagte Feng. «Ich will meine Ruhe haben. Ich muss darüber nachdenken, was mit den anderen Unfreien geschehen soll. Sie müssen bestraft werden   …»
    In diesem Moment drängten die Sklaven herein. Vorsichtig verteilten sie sich im Raum, wobei sie gebührenden Abstand zu den Wächtern hielten. In ihren Gesichtern spiegelte sich eine Mischung aus Angst, Verzweiflung und Wut.
    Mit Fengs Gelassenheit war es augenblicklich vorbei. Seine Miene gefror zu einer eisigen Maske. Die Männer rückten enger beim Feuer zusammen, da sie nicht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Das Eindringen der Sklaven hatte sie völlig überrascht.
    Warba ergriff das Wort. Ihre Stimme klang brüchig, als sie zu Feng sagte: «Du hast die Baracke niederbrennen lassen. Beinahe wären wir alle darin umgekommen.»
    Fengs Mund klappte auf und wieder zu. Die Unverfrorenheit dieser Unfreien raubte ihm den Atem. In seinen Augen war ihr Leben weniger wert als der Dreck unter seinen Fingernägeln. «Verschwindet! Sofort raus aus meinem Haus!», schnaubte er. «Ich werde euch auspeitschen lassen und eigenhändig die Haut vom Leib ziehen.»
    Die Sklaven schauten sich unsicher an. Sie alle hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt.
    Warba gab sich einen Ruck. «Unsere Herren stehen draußen vor deinem Tor», stieß sie mit lauter Stimme hervor. «Wir gehören ihnen – nicht dir. Sie bezahlen dich dafür, dass du auf uns aufpasst.»
    Feng schnappte nach Luft. Doch Warba hatte recht. «Was wollt ihr von mir?» Er musste sich jedes einzelne Wort abringen. Er verhandelte mit Sklaven, mit Dreck.
    Warba deutete auf Gizur, der von seiner Ecke aus das Gespräch ungeduldig verfolgte. «Er soll Rúna rausgeben!»
    «Niemals», keuchte der Kryppa.
    Feng drehte sich zu ihm um. Er schien die beiden Möglichkeiten, die er hatte, abzuwägen. Dann sagte er: «Tu, was die alte Sklavin sagt, und dann lasst mich alle in Ruhe.»
    Gizur hob die Axt. «Eher bringe ich das Weib um.»
    Jetzt standen Feng und seine Männer auf. Der Sklavenhalter richtete sein Schwert drohend auf Gizur. «Es istdeine Schuld, dass die Baracke abgebrannt ist. Deinetwegen haben wir jetzt den Ärger mit diesem Pack. Lass das Mädchen los, oder ich schneide dir deinen verdammten Buckel vom Rücken.»
    Gizur glotzte zunächst Feng, dann Helgi, dann wieder Feng an. Es schien einen Augenblick zu dauern, bis ihm bewusst wurde, dass er verloren hatte. Aber noch gab er nicht auf. Er sammelte seine Kräfte und verpasste Rúna einen so kräftigen Stoß, dass sie gegen Helgi geschleudert wurde.
    Helgi verlor das Gleichgewicht und fiel mit der Sklavin in den Armen zu Boden. Sofort sprang Gizur hinterher. Er holte mit der Axt aus und zielte auf Helgis Kopf. Aber Feng war schneller, sprang dazwischen und rang Gizur das Beil aus der Hand.
    Der Kryppa war entwaffnet. Feng packte ihn am Kragen und stieß ihn zur Eingangstür.
    Die Sklaven traten zur Seite und bildeten eine Gasse, um Gizur vorbeizulassen. Wie ein geprügelter Hund schlich er an ihnen vorbei und verließ das Haus. Er hatte verloren.

32.
    Odo genoss die Gottesdienste, auch in der alten Holzkirche. Salbungsvoll hob er die Arme, drehte die Handflächen nach außen und sprach an seine Gemeinde gerichtet: «Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen

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