Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Postfachnummer, die in der Zulassung des Jeeps angeführt war. Der Mann reagierte mürrisch, sah aber in seiner Rollkartei nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Kein Playa del Sol.« Hinter ihm befand sich die Wand mit den Schließfächern aus Messing. Ein Schild warb für FedEx, UPS, Stempel und Geschenkpapier. Milo konnte nirgendwo buntes Papier oder Schleifchen entdecken. Nein, hier ging es um andere Dinge, wer hierher kam, hatte etwas zu verbergen.
    »Seit wann hat die Firma das Postfach nicht mehr?«
    »Das muss mindestens ein Jahr her sein.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil der derzeitige Mieter das Fach seit dreizehn Monaten hat.«
    Der Mieter. Milo hatte ein Bild von einem Gnom vor Augen, der sich in dem Postfach häuslich eingerichtet hatte, mit winzigem Ofen und Kühlschrank, einem Klappbett und einem daumennagelgroßen Fernseher, in dem Neues aus dem Elfenland lief.
    »Wer ist der derzeitige Mieter?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir.«
    »Ach, Unsinn«, sagte Milo und zückte einen Zwanzigdollarschein.
    Gesetzesverstößen…
    Nur weiter so mit den Der Pakistani starrte den Schein an, als Milo ihn auf den Tresen legte. Er ließ Andrew Jacksons hageres Antlitz in seiner Hand verschwinden, wandte Milo den Rücken zu und begann an einem der leeren Postfächer herumzuhantieren. Milo streckte die Hand nach der Rollkartei aus und las die Karte.
    Mr. und Mrs. Irwin Block Eine Adresse in der Cynthia Street. Nur ein paar Straßen weiter.
    »Kennen Sie diese Leute?«
    »Alte Leute«, sagte der Pakistani, immer noch mit dem Rücken zu ihm. »Sie kommt jede Woche rein, aber sie kriegen nie was.«
    »Nichts.«
    »Nur ab und zu mal Werbung.«
    »Und wozu brauchen sie dann ein Postfach?«
    Der Mann drehte sich zu ihm um und lächelte. »Jedermann braucht eines, sagen Sie's Ihren Freunden weiter.« Er griff nach der Rollkartei, aber Milo hielt sie fest und blätterte von Bl zurück zu Ba. Kein Bartlett. Dann vor zum P. Kein Playa del Sol.
    Der Pakistan! sagte: »Lassen Sie das bitte. Was ist, wenn jemand reinkommt?«
    Milo ließ die Rollkartei los, und der Mann stellte sie unter den Tresen.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
    »Oh«, sagte der Mann, als habe Milo eine sehr tief schürfende Frage gestellt. »Zehn Monate.«
    »Sie hatten also nie mit irgendjemandem von Playa del Sol zu tun.«
    »Das stimmt.«
    »Wer hat vor Ihnen hier gearbeitet?«
    »Mein Cousin.«
    »Wo ist er?«
    »In Kaschmir.«
    Milo funkelte ihn an.
    »Das ist wahr«, sagte der Mann. »Er hatte die Nase voll.«
    »Von West Hollywood?«
    »Von Amerika. Von den Sitten hier.«
    Es schien ihn gar nicht zu interessieren, was Milo eigentlich über Playa del Sol herausfinden wollte. In dem Job hatte er wohl gelernt, nicht neugierig zu sein.
    Milo dankte ihm, und der Mann rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Sie könnten Ihre Dankbarkeit auch noch anders zeigen.«
    »Okay«, sagte Milo und machte eine tiefe Verbeugung. »Ich danke Ihnen recht herzlich.«
    Als er ging, hörte er, wie der Mann in einer Sprache, die er nicht verstand, irgendetwas murmelte.
    Er fuhr zur Wohnung von Mr. und Mrs. Irwin Block in der Cynthia Street, wo er sich als Volkszähler ausgab und sich fünf Minuten lang ausgezeichnet mit der annähernd hundertjährigen Selma Block unterhielt, einer elfengleichen Dame in einem blauen Kaftan. Sie hatte champagnerfarbenes Haar und war so winzig und krumm, dass man sie durchaus in einem Postfach hätte unterbringen können. Hinter ihr, auf einem grüngoldenen Sofa, thronte Mr. Block, eine stumme, reglose Gestalt mit leerem Blick. Ähnlich bejahrt wie seine Gattin, gab er nur durch ein gelegentliches feuchtes und überraschend lautes Räuspern zu erkennen, dass er noch unter den Lebenden weilte.
    In fünf Minuten hatte Milo mehr über die Blocks erfahren, als er je wissen wollte. Beide hatten in der Filmindustrie gearbeitet, Selma als Garderobiere bei mehreren der großen Studios, Irwin als Buchhalter bei MGM. Drei Kinder, die drüben an der Ostküste lebten. Einer war Kieferorthopäde, der mittlere Sohn war »ins Finanzgeschäft gegangen und Republikaner geworden, und unsere Tochter webt und näht handgefertigte…«
    »Ist das die einzige Adresse, unter der Sie gemeldet sind?«, fragte Milo. Er tat so, als schreibe er alles auf, malte aber bloß Schnörkel. Keine Gefahr, dass Mrs. B. den Trick durchschaute. Ihr Kopf war ein gutes Stück tiefer als der Notizblock.
    »O nein, guter Mann. Wir haben ein Postfach drüben beim

Weitere Kostenlose Bücher