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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wieder Überstunden gemacht?«
    »Wie üblich. Wie war dein Tag?«
    »Wie üblich.«
    »Irgendwelche Heldentaten?«
    »Kaum.« Rick deutete auf den Stuhl gegenüber von seinem Platz. Die letzten dunklen Haare in seinem dichten Lockenschopf waren vergangenen Sommer auch grau geworden, und sein Schnurrbart sah aus wie eine silbergraue Zahnbürste. Obwohl er es als Arzt eigentlich hätte wissen müssen, sonnte er sich immer noch gerne im Garten, und seine Haut hatte den sommerlichen Teint bewahrt. Er sah erschöpft aus. Milo setzte sich zu ihm an den Tisch und begann in dem Hähnchenfleisch mit Orangensauce herumzustochern.
    »Im Kühlschrank ist noch mehr«, sagte Rick. »Die Frühlingsrollen und das andere Zeug.«
    »Nein, ich halte mich an deines.« Rick lächelte. Ein müdes Lächeln.
    »Unangenehme Schicht?«, fragte Milo.
    »Nicht besonders. Ein paar Herzinfarkte, ein paar Mal falscher Alarm, ein Jugendlicher, der vom Kickboard gefallen ist und sich ein Bein gebrochen hat, ein Darmkrebspatient mit schweren inneren Blutungen, der uns eine ganze Weile in Atem gehalten hat, eine Frau mit einer Stopfnadel im Auge und ein Schusswaffenunfall, den haben wir nicht durchgebracht.«
    »Die üblichen Kleinigkeiten.«
    »Genau.« Rick schob seinen Teller weg. »Übrigens, da war noch was. Diese Schussverletzung war mein letzter Fall heute. Ich konnte nichts mehr für den armen Kerl tun. Offenbar hat er seine Neun Millimeter-Pistole gereinigt, hat in den Lauf geschaut, um zu überprüfen, ob er sauber war, und peng! Die Cops, die ihn gebracht hatten, sagten, sie hätten neben ihm auf dem Tisch Waffenöl und Putzlappen und so ein Gerät zum Reinigen des Laufs gefunden. Die Kugel ist hier eingedrungen.« Rick legte den Finger auf seinen Schnurrbart, direkt unterhalb der Nase.
    »Ein Unfall?«, fragte Milo. »Kein Selbstmord? Oder etwas anderes?«
    »Die Cops haben immer nur von einem Unfall gesprochen, vielleicht wussten sie mehr über den Hergang. Der Fall geht an die Gerichtsmedizin.«
    »Waren das Sheriffs?«
    »Nein, Kollegen von dir. Ist in der Nähe von Venice und Highland passiert. Aber das war es nicht, was ich dir sagen wollte. Die Leiche war eben in die Gerichtsmedizin gebracht worden, und ich bin zurückgekommen, um die Papiere fertig zu machen, und da habe ich gehört, wie die Cops, die den Typ gebracht hatten, sich in der Kabine nebenan unterhielten. Es ging um ihre Pensionen, um Krankmeldungen, Beihilfe und so weiter. Und dann sagte einer von ihnen irgendetwas über einen Detective vom Revier West L. A., der angeblich HIV positiv sei und aus dem Dienst ausscheiden wollte. Daraufhin meinte der andere Cop: ›Jeder kriegt, was er verdient.‹ Und dann haben sie beide gelacht. Kein fröhliches Lachen. Ein gemeines Lachen.«
    Rick nahm ein Essstäbchen und ließ es zwischen zwei Fingern wippen. Er sah Milo in die Augen. Berührte seine Hand.
    Milo sagte: »Davon habe ich nichts mitbekommen.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen, sonst hättest du mir ja was gesagt.«
    Milo zog seine Hand zurück, stand auf und holte sich ein Bier. Rick blieb am Tisch sitzen und spielte weiter mit dem Stäbchen. Balancierte es exakt mit seinen geschickten Chirurgenfingern.
    Milo sagte: »Das ist totaler Quatsch. Ich hätte davon gehört.«
    »Ich dachte nur, du würdest es wohl wissen wollen.«
    »Highland und Venice. Was wissen die von Wilshire denn über West L. A.? Was, zum Teufel, weiß so ein Streifenbulle schon über Detectives?«
    »Wahrscheinlich gar nichts… He, Großer, gibt es da irgendwas, was ich wissen sollte? Sitzt du vielleicht irgendwie in der Klemme?«
    »Wieso? Was hat diese Geschichte denn mit mir zu tun?« Milo gefiel der rechtfertigende Ton seiner eigenen Stimme überhaupt nicht. Er dachte: Diese verfluchte Gerüchteküche im Department. Und dann: Gesundheitsreferent. Man kann ja nie wissen…
    Rick sagte »Okay« und wollte aufstehen.
    »Warte mal«, sagte Milo. Er ging um den Tisch herum, stellte sich hinter Rick, legte ihm die Hände auf die Schultern. Und erzählte ihm den ganzen Rest.

22
    Ich setzte mich an den Computer, gab »Paris Bartlett« als Stichwort in diverse Suchmaschinen ein und bekam null Treffer. Als Nächstes versuchte ich es mit »Playa del Sol« und der englischen Übersetzung des Namens, »Sun Beach«, und bekam Links zu Hunderten von Ferienorten auf der ganzen Welt. Costa del Sol, Costa del Amor, Playa Negra, Playa Bianca, Playa Azul, Sun City, Sunrise Beach. Pauschalreisen,

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