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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Timesharing-Angebote, weißer Sand, blaue Wellen, nur Erwachsene, bringen Sie die Kinder mit. Und dann noch ein verrückter Typ, der eine ganze Website dem alten Song »Cuando caliente el Sol« gewidmet hatte. Die Freuden des Informationszeitalters…
    Ich verbrachte Stunden mit der Suche, und als ich merkte, dass ich zu schielen anfing, legte ich eine Pause ein und gönnte mir einen Mitternachtssnack, ein Bier und eine Dusche, bevor ich an den Bildschirm zurückkehrte. Um zwei Uhr musste ich schon sehr gegen den Schlaf ankämpfen und hätte beinahe den Artikel in einer drei Jahre alten Ausgabe des Resort Journal übersehen, auf den ich durch eine erneute Suche mit dem Stichwort »Playa del Sol« gestoßen war. Diesmal hatte ich mich bei einem kostenpflichtigen Dienst eingeloggt, einer Datenbank mit Schwerpunkt auf wirtschaftlichen Themen, die ich im vergangenen Herbst zuletzt genutzt hatte, als ich mir überlegt hatte, einige Kommunalobligationen zu verkaufen. Ich erklärte mich per Mausklick einverstanden, mit Kreditkarte zu bezahlen, und wurde weitergeleitet.
    Was ich zu sehen bekam, war ein Artikel im hinteren Teil der Zeitschrift mit der Überschrift: »Auf der Suche nach dem süßen Leben an fernen Stranden: Amerikaner, die im Ausland auf Schnäppchen hoffen, ziehen häufig den Kürzeren«. Der Artikel schilderte mehrere Fälle von Immobiliengeschäften, die für die Käufer mit einer Enttäuschung geendet hatten; darunter ein Bauprojekt unten in Baja California mit dem Namen »Playa del Sol«. Die Nobel-Appartements waren an amerikanische Rentner verhökert worden, die sich von der Aussicht auf ein luxuriöses Leben im amerikanischen Stil zu mexikanischen Preisen hatten verlocken lassen. Zweihundert Einheiten von vierhundertfünfzig ursprünglich geplanten waren fertig gestellt und verkauft worden. Die erste Welle von Ruheständlern war noch nicht eingezogen, als die mexikanische Regierung plötzlich unter Berufung auf eine Bestimmung im Kleingedruckten irgendeiner obskuren Verordnung das Land konfisziert und es an ein saudiarabisches Konsortium weiterverkauft hatte, das die Eigentumswohnungen in ein Hotel umwandelte. Die Playa del Sol Company Ltd. mit Firmensitz auf den Cayman-Inseln löste sich auf, während ihre amerikanische Tochtergesellschaft Playa Enterprises einen Insolvenzantrag stellte. Das Geld der Rentner war verloren. Kein Kommentar vom Präsidenten von Playa Enterprises, Michael Larner.
    Sofort fielen mir die Verweise auf diverse Artikel in obskuren Wirtschaftsjournalen wieder ein, auf die ich bei meiner ersten Recherche über Larner gestoßen war, Zeitschriften, die nicht zum Bestand der Forschungsbibliothek gehörten und so suchte ich gleich weiter nach anderen Erwähnungen des ehemaligen Direktors von Achievement House und erfuhr von diversen weiteren Geschäften, die er in den vergangenen fünf Jahren abgewickelt hatte.
    Larners Spezialität war die Organisation von Zusammenschlüssen mehrerer Kapitalgeber, mit dem Ziel, in finanzielle Schwierigkeiten geratene Bauvorhaben aufzukaufen. Wohnhochhäuser in Atlanta, Pleite gegangene Country Clubs in Colorado und New Mexico, ein Skihotel in Vermont, ein Golfplatz in Arizona. Sobald der Vertrag unterzeichnet war, steckte Larner seinen Anteil ein und verschwand auf Nimmerwiedersehen.
    Alle folgenden Artikel waren im unverkennbaren Jubelton bezahlter Anzeigen abgefasst. Keiner erwähnte das Debakel in Mexiko, Playa Enterprises oder die Playa del Sol Company, Ltd. Larner trat jetzt unter dem Firmennamen ML Group in Erscheinung. Auch keine Erwähnung der Cossack-Brüder. Oder der Kapitalgeber, die mit Larner zusammen die Joint Ventures finanziert hatten, wenngleich Verbindungen zum Showbusiness und zur Wall Street angedeutet wurden. Als einziger weiterer Mitarbeiter wurde Larners Sohn Brodle beim Namen genannt. Er hatte den Posten des geschäftsführenden Vizepräsidenten inne.
    Ich benutzte nunmehr »ML Group« als Suchwort und ging alle Suchmaschinen noch einmal durch. Ich bekam exakt dieselben Artikel und noch einen weiteren: eine zwei Jahre alte PR- Nummer aus einem Hochglanzblättchen namens Southwest Leisure Builder.
    Mitten in den Text war ein Farbfoto gesetzt: Die Larners, Vater und Sohn, posierten an einem strahlenden Sonnentag in Phoenix im Partnerlook: königsblaue Golfhemden, weiße Leinenhosen und ebenso weißes Lächeln.
    Michael Larner schien Mitte sechzig zu sein. Kantiges, gerötetes Gesicht, die Augen verdeckt von einer breiten

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