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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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vermutlich für zehn Prozent der Bebauung verantwortlich, die sich parallel zu den Freeways hinzog und jenes von Smog erfüllte Becken überwucherte, das die Chumash-Indianer einst das »Tal des Rauchs« genannt hatten.
    Walt Obey und seine Gattin Barbara saßen in den Gremien sämtlicher Museen, Krankenhäuser und gemeinnütziger Einrichtungen, die in jener Anhäufung von Verunsicherung und schlechtem sozialem Gewissen, die auch als die gute Gesellschaft von Los Angeles bekannt war, irgendeine Bedeutung hatten. Walt Obey war auch ein Muster an Rechtschaffenheit, Mr. Saubermann in einer Branche, die nicht dafür bekannt war, allzu viele Heilige hervorzubringen.
    Der Kerl musste mindestens achtzig Jahre auf dem Buckel haben, sah aber wesentlich jünger aus. Gute Gene? Gesunde Lebensführung? Und da war er nun und schickte sich an, mit der Bazille und Diamanten-Jim zu dinieren.
    Die Cossacks und Brad Larner waren schon über eine Stunde drin. Keine große Sache, es war schließlich ihr Restaurant. Dennoch stellte sich die Frage: ein Tisch für drei oder für sechs Personen? Er ließ sich von der Auskunft die Nummer des Sangre de Leon geben und rief das Restaurant an. Nach fünfmal Läuten meldete sich eine gelangweilte Stimme mit osteuropäischem Akzent: »Ja?«
    »Hier ist das Büro von Mr. Walter Obey. Ich habe eine Nachricht für Mr. Obey. Ich glaube, er ist beim Essen mit den Cossacks, in einem Nebenzimmer, soweit ich informiert bin«
    »Ja, richtig. Ich bringe ihm den Apparat an den Tisch.« Der Diensteifer hatte die Langeweile komplett verdrängt.
    Milo legte auf.
    Er fuhr nach Hause und versuchte, die Bruchstücke zusammenzusetzen. Die Cossacks, Walt Obey und zwei Stadträte gaben sich ein Stelldichein und futterten Designerfraß. Und Brad Larner, hatten sie ihn als Laufburschen mitgenommen oder als Stellvertreter für seinen Dad? Alex hatte irgendetwas ausgegraben über einen Versuch der Cossacks, ein Footba ll-Team nach L. A. zu holen und eventuell das Coliseum zu neuem Leben zu erwecken. Das Unternehmen war gescheitert, wie fast alles, was die Cossacks je angefasst hatten, sei es im Filmgeschäft oder bei der Vernichtung von alter Bausubstanz. Nach außen hin standen die Brüder als Loser da. Aber sie hatten genügend Einfluss, um Walt Obey von Hancock Park nach West Hollywood zu holen.
    Die Cossacks in ihrem Lincoln Town Car mit Chauffeur und persönlichem Nummernschild, das roch schwer nach neuem Geld. Aber Obey, derjenige mit dem guten alten Geld, hatte eine anonyme, vier Jahre alte Limousine und saß selbst am Steuer. Der Milliardär war so unauffällig, dass er als irgendein alternder, mittelprächtiger Bilanzbuchhalter hätte durchgehen können.
    Was brachte vulgäre Neureiche und puritanischen Geldadel zusammen? Irgendetwas Großes. Das Coliseum stand in Ed Bazilles Bezirk, und nebenan lag Jim Hornes Gebiet. War das etwa einer dieser komplizierten Deals, bei denen Flächennutzungspläne und sonstige hinderliche Vorschriften einfach nicht zu existieren schienen? Einer der Fälle, in denen die Steuerzahler den Reichen ihre Luxusfantasien finanzieren durften? Irgendein Spielchen, das gefährdet wäre, wenn ein zwanzig Jahre alter Mordfall aufgewärmt würde, wenn ans Licht käme, wie die Cossacks ihre verrückte Schwester und einen drogensüchtigen Mörder namens Willie Burns gedeckt hatten? Was war es gewesen, was Georgie Nemerov so kribbelig gemacht hatte?
    Die einzig denkbare Verbindung zwischen Nemerov und allen übrigen Beteiligten war das Department. Und jetzt überprüfte das Department, ob er wirklich im Urlaub war, und hatte ihm vielleicht sogar diesen Arsch von Bartlett auf den Hals geschickt, um ihm einen Schrecken einzujagen. Gesundheitsreferent. Bedeutete was genau? Etwa: Pass auf, dass deine Gesundheit nicht ruiniert wird? Plötzlich verspürte er den heftigen Wunsch, jemand anderen todkrank zu machen.
    Als er in seine Einfahrt einbog, sah er den weißen Porsche oben vor der Garage stehen. Das kleine rote Lämpchen der Alarmanlage blinkte auf dem Armaturenbrett, und die Lenksäule war mit einem extra starken Sperrriegel gesichert. Rick liebte den Wagen und passte so gut darauf auf wie auf alles, was er besaß.
    Milo fand Rick am Küchentisch sitzend. Er hatte noch seine Krankenhausklamo tten an und aß das aufgewärmte chinesische Essen vom Abend zuvor. Neben seinem Ellenbogen stand ein Glas Rotwein. Er sah Milo, lächelte und winkte müde. Nach einer kurzen Umarmung fragte Rick: »Na,

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