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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Walt Obey.
    Vor Broussard hatte jeder Polizeichef in seinem eigenen Haus gewohnt, aber John G. hatte den Bürgermeister dazu überredet, ihm eine leer stehende Villa in der Irving Street zu überlassen, mietfrei natürlich. Den dreistöckigen Bau im englischen Tudor-Stil mit rund tausend Quadratmetern Wohnfläche, ausgedehnten Rasenflächen, Pool und Tennisplatz hatten die Erben eines längst verblichenen Ölmagnaten vor Jahren der Stadt vermacht. Milo wusste darüber Bescheid, weil er vor vielen Jahren dort einmal bei einer Veranstaltung die Security gemacht hatte, bei einem Empfang für den Botschafter eines kleinen asiatischen Landes, das inzwischen anders hieß.
    Die Villa, die ursprünglich als Residenz des Bürgermeisters gedacht war, hatte jahrelang leer gestanden, weil der ehemalige Bürgermeister sein eigenes Haus in Brentwood hatte und der jetzige Amtsinhaber mit seinem noch größeren Anwesen in Pacific Palisades ebenfalls durchaus zufrieden war.
    Vor seiner Beförderung zum Polizeichef hatte John G. Broussard in einer viel zu kleinen Hütte in Ladera Heights gehaust, und John G. bestand darauf, dass er näher an seinem Hauptquartier wohnen müsse.
    Von Ladera Heights fuhr man eine halbe Stunde bis Downtown; von der Villa in der Irving Street waren es fünfzehn Minuten über die Sixth Street. Der Bürgermeister konnte von der Westside schon mal eine ganze Stunde unterwegs sein, aber niemand sah den Bruch in John G.'s Logik, und so bekam der neue Polizeichef seine herrschaftliche Residenz. In der Irving Street, weniger als eine Meile von Walt Obeys Anwesen an der Muirfield entfernt.
    Obey war einer der bedeutendsten Mäzene der Stadt. Er hatte Broussards Bewerbung um den Posten des Polizeichefs gegen drei andere Kandidaten unterstützt.
    Der Bürgermeister und Obey. Obey und Broussard. Obey und ein Haufen zw ielichtiger Gestalten, die sich in einem Nebenraum des Sangre de Leon Nouvelle Cuisine oder was auch immer munden ließen.
    Privatwirtschaft, Stadtregierung und der lange Arm des Gesetzes, alle unter einer Decke. Und Schwinn hatte ihn mitten in die Höhle des Löwen hineingestoßen.
    Als er aus dem Haus ging, blickte er sich zunächst nach allen Seiten um, bevor er sich in den gemieteten Taurus setzte und nach Norden fuhr. Er schätzte, dass es nicht allzu schwierig sein würde, die Identität dieses Idioten zu knacken, der sich als Paris Bartlett ausgegeben hatte, falls seine Vermutung zutraf, dass es sich um einen Agenten des Departments handelte. Er hätte nur zur Polizeiakademie drüben in Elysian Park gehen und die Fotos in den Jahrbüchern durchblättern müssen. Aber das wäre zu auffällig gewesen, möglicherweise waren es ja gerade seine heimlichen Besuche im Parker Center und an seinem alten Schreibtisch im Revier West L. A. gewesen, die das Department überhaupt erst auf ihn aufmerksam gemacht hatten. Im Übrigen war Paris Bartlett nur ein kleiner Fisch, ein Bote und war es wirklich so wichtig, wer ihn geschickt hatte?
    Immer schön gesund bleiben…
    Vielleicht sollte er noch einmal nach Ojai fahren und ein bisschen herumschnüffeln. Aber was konnte er dort noch herauszufinden hoffen? Sie waren doch erst durch Schwinn auf Ojai gekommen und Schwinn war tot. Vom Pferd gefallen…
    Er fuhr rechts ran, fischte sein Handy aus der Tasche und ließ sich von der Auskunft die Nummer des Leichenschauhauses von Ventura County geben. Er gab sich als Versicherungsdetektiv aus, woraufhin er eine geschlagene halbe Stunde lang von Pontius zu Pilatus durchgestellt wurde, ohne den Fakten über Schwinns Tod einen Deut näher zu kommen.
    Dann endlich bekam er einen Mitarbeiter an die Strippe, der etwas darüber wusste. Die Angaben zur Todesursache deckten sich mit dem, was Marge Schwinn ihnen beschrieben hatte: schwere Kopfverletzungen und Rippenbrüche, die zu einem Sturz vom Pferd passten, reichlich Blut auf den Steinen am Unfallort. Offizielle Eins tufung als Unfall, keine verdächtigen Begleitumstände. Schwinn hatte weder Drogen noch Alkohol im Blut gehabt. Und das Pferd auch nicht, wie der Mitarbeiter hinzufügte. Das Reittier ebenfalls auf Drogen zu testen, schien doch extrem gründlich, und Milo machte eine entsprechende Bemerkung.
    »Der Test wurde auf besonderen Wunsch der Witwe durchgeführt«, sagte der Mann, der Olivas hieß und sich weder sehr jung noch sehr alt anhörte. »Sie wollte unbedingt, dass wir das Pferd untersuchen, und war auch bereit, dafür zu bezahlen.«
    »Hatte sie irgendeinen

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