Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
vom Cedars. Du weißt doch, wie er an dem Wagen hängt… hat sich ziemlich fertig angehört. Los, komm!«
    Unter Missachtung sämtlicher Geschwindigkeitsbegrenzungen gelang es mir, die Strecke zum Cedars-Sinai-Komplex in fünfzehn Minuten zurückzulegen. Rick wartete an der Ecke Beverly Boulevard/George Burns Avenue auf uns. Er trug einen weißen Kittel über seinem blauen OP-Anzug und stand vollkommen reglos da, bis auf das nervöse Spiel seiner schlanken Chirurgenfinger.
    Ich führ rechts ran, und Milo sprang sofort aus dem Wagen und eilte an Ricks Seite. Rick erzählte, und Milo hörte aufmerksam zu. Ein beiläufiger Beobachter hätte in den beiden wohl nur zwei Männer mittleren Alters gesehen, die keine offensichtliche körperliche Zuneigung verband, aber in meinen Augen war ihre enge Bindung nicht zu übersehen, und ich fragte mich, ob andere das auch erkennen würden. Und noch etwas ging mir durch den Kopf: Das Hot Dog Heaven, wo Paris Bartlett Milo angesprochen hatte, war nur einen Häuserblock entfernt, und von den Klapptischen vor dem Fastfood-Restaurant aus konnte man den Eingang des Krankenhauses bequem beobachten. Milo schaute gelegentlich im Cedars vorbei, um mit Rick zu Mittag zu essen, oder einfach so auf ein Schwätzchen. War er beschattet worden? Und wenn ja, wie lange schon?
    Und dann musste ich an die beiden Polizisten denken, die sich in der Notaufnahme des Krankenhauses unterhalten hatten.
    Allem Anschein nach war ihnen nicht bewusst gewesen, dass Rick sie von nebenan hören konnte. Aber vielleicht war ja ihre Unterhaltung über den HIV positiven Detective, der den Dienst würde quittieren müssen, tatsächlich für Ricks Ohren bestimmt gewesen.
    Dazu noch Bartletts kleiner Auftritt, der Anruf vom Personalbüro des LAPD und der gestohlene Wagen, das alles zusammen sah verdächtig nach Psychoterror aus.
    Während Milo und Rick miteinander sprachen, blieb ich im Wagen sitzen und nahm die Umgebung in Augenschein. Ich sah nur einen Strom anonymer Gesichter und Fahrzeuge, in dem für L. A. typischen Verhältnis von fünfhundert Autos auf einen Fußgänger.
    Rick schien seinen Bericht beendet zu haben. Er ließ die Schultern ein wenig hängen, woraufhin Milo ihm einen aufmunternden Klaps gab und zum Wagen blickte. Rick stieg hinten ein, während Milo sich wieder auf den Beifahrersitz setzte.
    »Hi, Alex«, sagte Rick.
    »Dumme Geschichte mit dem Wagen.«
    Er verzog das Gesicht. »Alarmanlage und Lenkradsperre, und trotzdem ist er weg.«
    Milo drehte sich zu ihm um. Seine Augen waren kalt, die Sehnen in seinem Hals angespannt, der Unterkiefer vorgeschoben, er sah aus wie ein Kampfhund, der an seiner Leine zerrt.
    »Wann ist das passiert?«, fragte ich.
    Rick antwortete: »Ich bin um fünf Uhr heute früh gekommen und habe bis zwei durchgearbeitet, irgendwann dazwischen also.«
    »Er denkt, dass ihm auf dem Weg zum Krankenhaus jemand gefolgt sein könnte«, sagte Milo.
    »Wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten«, meinte Rick.
    »Aber so früh am Morgen herrscht ja noch relativ wenig Verkehr, und als ich in den San Vicente einbog, tauchte ein Scheinwerferpaar in meinem Rückspiegel auf und blieb bis zur Third Street hinter mir.«
    »Aber du weißt nicht, wann das genau angefangen hat?«, fragte Milo.
    Rick seufzte. »Nein, das habe ich dir doch schon gesagt. Ich hatte um sechs eine Notoperation, eine Splenektomie, und ich war vollauf damit beschäftigt, mich geistig darauf vorzubereiten.« Ricks Stimme war fest; nur seine Finger arbeiteten unermüdlich. »Ich glaube wirklich nicht, dass es irgendetwas zu bedeuten hat, Milo. Wahrscheinlich war es nur irgendjemand, der auch zur Frühschicht musste.«
    »Wie viele Autos siehst du normalerweise auf der Straße, wenn du zur Frühschicht fährst, Rick?«
    »Normalerweise gar keine. Aber manchmal sind auch schon ein paar unterwegs, wie gesagt, ich achte meistens nicht darauf. Wenn der Porsche nicht geklaut worden wäre, wenn du mich nicht gefragt hättest, ob mir jemand gefolgt ist, hätte ich niemals einen Gedanken daran verschwendet.«
    »Jetzt verschwende mal einen Gedanken daran«, sagte Milo.
    »Wir müssen beide nachdenken.«
    »Worüber?«
    »Wir müssen auf der Hut sein. Vielleicht müssen wir auch vorübergehend umziehen.«
    »Ach, jetzt hör aber auf«, sagte Rick.
    »Das ist mein Ernst.«
    Schweigen. Dann sagte Rick: »Eins nach dem anderen. Ich brauche jetzt erst mal einen Mietwagen. Alex, sei doch so nett und fahre mich zu…«
    »Ich bring dich

Weitere Kostenlose Bücher