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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dem Weg haben.«
    »Ich will, dass du in Sicherheit bist.«
    »Vergiss es, Großer; schlag dir's einfach aus dem Kopf. Ich habe eine volle Arbeitswoche vor mir, mit eingebauten Überstunden. Wir müssen schließlich unsere Rechnungen bezahlen.«
    »Jetzt bleib mal auf dem Teppich«, sagte Milo. »Wann haben wir uns zuletzt Gedanken darüber gemacht, ob wir unsere Rechnungen bezahlen können?«
    »Nicht mehr, seit der Porsche abbezahlt ist. Aber jetzt werde ich wahrscheinlich ein neues Auto brauchen, und das bedeutet neue Monatsraten. Und dann hatten wir doch vor, im Sommer nach Europa zu fliegen, also muss ich auch was zurücklegen.«
    Milo gab keine Antwort.
    »Das mit Europa hast du doch hoffentlich ernst gemeint?«, sagte Rick. »Ich habe meinen ganzen Dienstplan danach ausgerichtet, dass ich mir im Sommer einen Monat Freinehmen kann.«
    »Ja, ich habe das ernst gemeint.«
    »Vielleicht sollten wir unseren Urlaub jetzt schon nehmen.« Milo schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«, fragte Rick. »Wenn du mit deinen Befürchtungen richtig liegst, warum sollten wir dann hier bleiben und uns zur Zielscheibe machen?«
    »Das Wetter«, entgegnete Milo. »Wenn ich schon einen Haufen Geld ausgebe, um nach Europa zu Jetten, will ich da wenigstens schönes Wetter haben.«
    »Jetzt bist du also plötzlich Meteorologe.« Rick ergriff Milos Arm. »Und was ist, wenn deine Panik sich nicht wieder legt? Soll ich dann vielleicht ins Exil gehen?«
    »Das hat nichts mit Panik zu tun. Das ist mein hoch entwickeltes Gespür für Bedrohungen.«
    »Meinst du dieses blöde Gerücht, von dem die Cops geredet haben? Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Wer weiß, vielleicht gibt es ja in deiner Abteilung wirklich einen Cop mit HIV. Irgendeiner, der sich partout nicht outen will. Oder diese beiden Vo lltrottel haben einfach nur so dahergeredet, wie es Cops nun mal tun. Ich kenne das doch, ich kriege es ständig mit, wenn die Burschen ihre Verdächtigen zu uns bringen. Dann stehen sie rum, trinken Kaffee und schwatzen, während wir die armen Teufel wieder zusammenflicken.«
    »Noch ein schwuler Detective«, sagte Milo. »Klingt sehr wahrscheinlich.«
    »Wer sagt denn, dass er schwul ist? Und überhaupt, meinst du, dass du in dem Laden die einzige Berühmtheit bist?«
    »Ja, klar, das bin ich, der große Star. Rick, es is t mehr als nur dieses Gerücht-«
    »Dieser alte Fall, ich weiß schon. Vielleicht ist er damals wirklich genau aus dem Grund in der Mottenkiste verschwunden, weil sich kein Mensch dafür interessiert hat.
    Kann es sein, dass du dir das alles nur in deinem Kopf zusammenkonstruiert hast? Mit Alex' Hilfe?«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Zwischen dir und Alex gibt es nun einmal diese merkwürdige Chemie. Wenn ihr die Köpfe zusammensteckt, sprudeln die seltsamen Ideen nur so hervor.«
    »Ich habe festgestellt, dass Alex mit seinen Vermutungen öfter richtig als falsch liegt. Und was ist mit dem Mordalbum, ist das etwa ein Dummejungenstreich?«
    »Möglich wär's.« Milo schwieg.
    »Gut«, sagte Rick. »Sprechen wir nicht mehr darüber. Und jetzt besorg mir einen Mietwagen.«
    Milo fuhr auf der Melrose in westlicher Richtung bis Doheny, dann nach Norden zum Santa Monica Boulevard. Vorbei an den Clubs, in denen er und Rick sich längst nicht mehr sehen ließen.
    »Wo fährst du eigentlich hin?«, fragte Rick.
    »Nach Beverly Hills. Zu der Hertz-Filiale beim Beverly Hilton.«
    »Wie ein gewisser Mann an meiner Seite immer zu sagen pflegt: ›Boah, ey!‹ Vielleicht nehme ich ja einen Rolls.«
    »Vergiss es, wir haben noch einen Haufen unbezahlte Rechnungen.«
    Rick starrte ihn an, Milo starrte zurück, und dann fingen sie beide an zu lachen. Milo wusste, dass es nur eine momentane Entspannung war, mehr ein Heftpflaster als eine wirkliche Heilung. Aber das war schon nicht schlecht.
    Milo sah Rick nach, wie er in seinem gemieteten Volvo davonfuhr. Die Angestellte am Schalter, eine gut aussehende Blondine, hatte Rick einmal durchdringend angesehen, hemmungslos mit ihm geflirtet und ihn prompt in eine höhere Kategorie eingestuft.
    Keine Einigkeit darüber, ob Rick umziehen sollte, und wenn ja, für wie lange. Milo erklärte sich einverstanden, die Entscheidung auf den Abend zu verschieben.
    Jetzt fuhr Milo allein nach Downtown, in das Pennerviertel. Die Absteigen, die vor zwanzig Jahren Vance Coury senior gehört hatten, waren alle an einem zwei Häuserblocks umfassenden Abschnitt der Main Street gelegen. Die Chance, noch

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