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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Anwalts zusammengebrochen und an einem Schlaganfall verschieden sei. Das dazugehörige Foto zeigte einen spindeldürren, silberhaarigen, silberbärtigen Mann mit dem trotzigängstlichen Blick eines in die Enge getriebenen Lügners, der krampfhaft versucht, sich an seine letzte Geschichte zu erinnern.
    Vance Coury jun. tauchte in einem zwei Jahre alten Artikel in der Sonntagsausgabe der Daily News auf. Er hatte die Speziallackierung für den Sieger eines kalifornischen »Hot Rod Contest«, eines Rennens mit frisierten Wagen, beigesteuert. Coury, 42, war der Besitzer einer Karosseriewerkstatt in Van Nuys, die auf »Komplettrestaurierungen von klassischen Automobilen und Sonderanfertigungen« spezialisiert war, und seine Firma hatte einem zerbeulten und ramponierten 1938er Dodge Roadster, der unter dem Namen »Purple People Eater« lief, fünfundvierzig neue Lackschichten verpasst.
    »Noch so ein Vater-Sohn-Duo«, meinte Milo.
    »Dem Vater gehört das Hotel, der Sohnemann vergnügt sich darin«, sagte ich. »Und der Sohnemann war ein Kumpel der Cossacks. Was bedeutet, dass er sehr wo hl auch auf der Party gewesen sein könnte. Dadurch ergeben sich ganz neue Perspektiven. Angenommen, es hätte sich folgendermaßen abgespielt: Janie trennt sich von Melinda und zieht mit Burns und Caroline ab. Burns gibt ihr ein bisschen Stoff und stellt sie ein paar seiner reichen Freunde vor. Plötzlich sieht sich Janie Auge in Auge Vance Coury gegenüber, dem Märchenprinzen, der sie gefesselt und vergewaltigt und wie einen Sack Müll in einer finsteren Gasse abgeladen hatte. Sie kriegt die Panik, es kommt zum Streit, und mit Hilfe seiner Freunde schafft Coury Janie beiseite, bevor sie eine Riesenszene machen kann. Sie überwältigen das Mädchen und bringen es an einen abgelegenen Ort, und Coury denkt sich, hm, warum nicht die Situation ausnutzen? Wir wissen, dass er auf Fesselungsspielchen steht, und was könnte erregender sein als absolute Hilflosigkeit? Er tut, was er nicht lassen kann, und diesmal machen die anderen mit. Aber die Sache gerät außer Kontrolle, es wird so richtig übel. Und als es dann passiert ist, stehen sie vor dem Problem, die Leiche beseitigen zu müssen. Wegen der ganzen Häuser, die sein Vater dort besitzt, kennt Coury sich in Downtown gut aus, und er entscheidet sich für eine ruhige und um diese späte Stunde relativ einsame Stelle: die Beaudry-Auffahrt. Er nimmt noch ein, zwei von seinen Kumpels mit , was auch erklären würde, wieso er das Risiko eingehen konnte, Janies Leiche so unter freiem Himmel abzuladen. Mit einem, der Schmiere steht, und einem zweiten, der mit anpackt, ist die Gefahr, entdeckt zu werden, schon wesentlich geringer.«
    Milo starrte die Steuerliste an und legte den Zeigefinger auf Courys Namen. »Ein Böse-Buben-Streich also. Die Cossack-Brüder selbst, nicht bloß Caroline.«
    »Die beiden plus Coury, Brad Larner und vielleicht auch die anderen Mitglieder der King's Men, sie hießen, glaube ich, Chapman und Hansen.«
    »Ein Highschool-Club.«
    »Ein Party-Club«, erklärte ich. »Berühmt und berüchtigt für flüssige Erfrischungen sowie allerhand Späße und Lustbarkeiten. Janie wurde ein paar Jahre nach dem Highschool-Abschluss der King's Men ermordet, aber die Lustbarkeiten müssen ja damit nicht aufgehört haben.«
    »Und wie passen Caroline und Burns in dieses Szenario einer Gruppenvergewaltigung, die in einen Mord mündete?«
    »Beide hatten Gründe, Janie zu hassen, also könnten sie sich an der Tat beteiligt haben. Die Tatsache, dass Caroline nach Achievement House abgeschoben wurde, deutet darauf hin, dass sie involviert war. Das Gleiche gilt für Burns' Verschwinden. Und eine Gruppenvergewaltigung passt auch zu der Tatsache, dass es keine weiteren Morde gab. Es brauchte die entsprechende Kombination von Umständen, damit dieses fatale Resultat zu Stande kommen konnte: Dope, ein Opfer, das die Täter provozierte, und die ultimative Teenager-Droge: Gruppenzwang.«
    »Teenager?«, fragte er. »Die männlichen Beteiligten waren alle Anfang zwanzig.«
    »Verzögerte Entwicklung.«
    »Interessant, dass du das sagst. Als ich das Haus sah, in dem die Cossacks derzeit wohnen, hatte ich genau denselben Gedanken.«
    Er beschrieb das hässliche Haus und das ungepflegte Grundstück mit dem Fuhrpark und erzählte mir von den Beschwerden aus der Nachbarschaft.
    »Es passt auch zu einer Bemerkung, die du neulich gemacht hast«, fuhr er fort. »Frauen neigen zu affiliativem Verhalten.

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