Das Buch der Toten
als das Gespräch beendet war, hatte er zwei Seiten seines Blocks mit Notizen voll gekritzelt: Marken, Modelle, Besitzer und Meldeadressen.
»Vance Coury senior hatte einen Jaguar Mark 10, einen Lincoln Continental und einen Camaro.«
»Janie lag also vollkommen richtig«, sagte ich. »Den Lincoln durfte vermutlich Mrs. Coury fahren, und der Camaro war für Vance jun. Und wenn er darauf aus war, den Mädels zu imponieren, hat er sich einfach Daddys Karre mit dem tiefen Florteppich ausgeliehen. Damit konnte er sie in Sicherheit wiegen, bevor er sie dann mit nach oben nahm und das Seil auspackte.«
»Inzwischen hat er schon einen ganzen Autosalon zusammen: acht Fahrzeuge sind auf seinen Namen gemeldet, meistens Nobelmarken, unter anderem auch zwei Ferrari-Oldtimer.«
»Du sagtest doch, die Cossacks hätten einen Ferrari vor ihrem Haus stehen. Vielleicht haben sich die King's Men ja nie aufgelöst, und Coury teilt sich mit den Cossacks die Bude.«
»Courys Hauptwohnsitz ist in Tarzana, aber möglich war's«, erwiderte er. »Und stell dir vor: Ich habe mich getäuscht, als ich dachte, Nicholas Dale Hansen hätte die Erwartungen nicht erfüllt. Er fährt einen siebener BMW und wohnt in Beverly Hills, North Roxbury. Ich nehme an, er wollte keinen Eintrag im Who 's who.«
»Bescheiden«, sagte ich.
»Oder er scheut das Licht der Öffentlichkeit«, vermutete Milo.
»Denn wer weiß, was dabei so alles rauskommen kann.«
»Was ist mit Luke Chapman?«
»Über ihn gibt's nichts. Hat in Kalifornien nie ein Fahrzeug besessen.«
»Was wohl bedeutet, dass er schon länger nicht mehr in Kalifornien lebt«, sagte ich. »Vielleicht ist die Familie in einen anderen Bundesstaat umgezogen, nachdem er mit der Highschool fertig war. Oder er ist auch verschwunden, sei es nun freiwillig oder unfreiwillig. Wenn er so beschränkt war, wie sein Foto vermuten lässt, dann müssen ihn die anderen auch als eine potenzielle Schwachstelle betrachtet haben.«
»Und diese Schwachstelle haben sie beseitigt«, meinte er.
»Das erinnert mich an zwei andere Beteiligte, die dur ch scheinbare Unfälle aus dem Weg geräumt wurden: Bowie Ingalls und der Baum, Pierce Schwinn und der Felsen.«
»Ach, du mit deiner blühenden Fantasie«, spottete er. »Und wie haben die Jungs die Eltern dazu gebracht, Caroline zu verstecken?«
»Sie war schon lange ein Problemkind gewesen. Wenn sie wirklich diesen Hund vergiftet hat, dann müssen ihre Eltern geahnt haben, wie schwerwiegend das Problem war. Und wenn die Jungen dann zu ihnen gekommen sind und ihnen mit gespieltem Entsetzen erzählt haben, dass Caroline etwas ganz Furchtbares angestellt hätte, dürften sie ihnen ohne weiteres geglaubt haben.«
»Die Jungen.«, wiederholte Milo. »Eine Hand voll Ekelpakete, und dann dieser Pfadfinder. Der interessiert mich nun wirklich.«
»Ein Verdienstabzeichen für Mord«, bemerkte ich. »Welch eine Vorstellung.«
Auf dem Weg zurück zum Wagen sagte Milo: »Kaum kriege ich eine Witterung von so was Ähnlichem wie einer heißen Spur, fühle ich mich schon wieder wie ein richtiger Detective. Wow! Die Frage ist bloß: An wen soll ich mich damit wenden? Ich kann ja schlecht in die Chefetage von Cossack Development reinspazieren und die beiden Brüder beschuldigen, miese Killer zu sein.«
»Und John G. Broussard kannst du auch nicht mit solchen Vorwürfen konfrontieren.«
»Ein anständiger Cop nimmt den Namen John G. Broussard im höflichen Gespräch gar nicht in den Mund. Hast du heute Morgen den Artikel über ihn in der Zeitung gesehen?«
»Nein.«
»Der Bürgermeister hatte schon einer Gehaltserhöhung für ihn zugestimmt, aber der Polizeiausschuss hat in dem Fall das Sagen, und der sagt: keine Chance. Und die Times hat in den letzten Wochen bereits mehrere nicht ganz so freundliche Beiträge über John G.'s Führungsstil abgedruckt.«
»Broussards Tage sind also gezählt?«, fragte ich.
»Gut möglich. Er hat vielleicht endlich doch die falschen Leute vor den Kopf gestoßen.« Als wir uns dem Parkhaus näherten, dudelte plötzlich sein Handy los. Er fischte es heraus und hielt es ans Ohr. »Hallo? - Hi, alles klar?… Was? Wann› Wo bist du? Okay, rühr dich nicht von der Stelle, Nein, bleib da, wo du bist. Ich bin mit Alex an der Uni, wir sind in zehn Minuten bei dir.«
Er legte auf und sprintete los. »Das war Rick. Der Porsche wurde gestohlen.«
»Wo?«, fragte ich, während ich versuchte, mit ihm Schritt zu halten.
»Mitten auf dem Ärzteparkplatz
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