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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Exponate in Museen.
    Der Mann hatte in zwei Jahrzehnten viel erreicht, und anders als sein alter Kumpel Garvey Cossack hatte er es nicht nötig, seine Biografie künstlich aufzublähen. Nicholas Hansens Darstellung seiner Ausbildung begann mit dem College: Columbia University, wo er einen B. A. in Anthropologie gemacht hatte, mehrere Sommerstipendien, Abschluss als Master of Fine Arts in Yale und danach zwei Jahre weiterführende Studien in einem Atelier in Florenz, wo er klassische Maltechniken gelernt hatte. Seine Bilder waren unter anderem im Chicago Arts Institute und im Museum of Fine Arts in Boston ausgestellt worden. Unter den Sammlern seiner Werke fanden sich einige klangvolle Namen.
    Ein erfolgreicher Künstler. Ein gebildeter und feinsinniger Mann. Schwer unter einen Hut zu bringen mit Vance Courys Werkstatt oder dem vulgären Lebensstil der Cossacks. Oder einer Gruppenvergewaltigung und einem brutalen Mord.
    Ich ging noch einmal die Daten in Hansens Lebenslauf durch. Und entdeckte noch etwas, was nicht passte.
    Milo ging immer noch an keines seiner Telefone. Also versuchte ich, meine Rastlosigkeit mit einem Bier zu vertreiben, dem ich noch ein zweites folgen ließ. Ich ging mit der Flasche hinunter zum Karpfenteich, hatte eigentlich vorgehabt, ein bisschen zu ruhen, beschloss aber, stattdessen zum Rechen zu greifen. Ungefähr eine Stunde lang beschäftigte ich mich mit Beschneiden, Harken und anderen stumpfsinnigen Arbeiten. Gerade wollte ich mir eine Verschnaufpause gönnen, da klingelte oben im Haus das Telefon.
    Robin? Ich rannte die Treppe hoch, riss den Hörer vom Wandtelefon in der Küche und hörte Dr. Bert Harrisons Stimme.
    »Alex?«
    »Bert. Was gibt's?«
    »Ich habe mich sehr gefreut, Sie zu sehen«, sagte er. »Nach so langer Zeit. Wollte nur mal hören, wie es Ihnen geht.«
    »Habe ich denn so schlimm ausgesehen?«
    »O nein, nicht schlimm, Alex. Vielleicht ein bisschen nachdenklich. Also…«
    »Es ist alles bestens.«
    »Bestens.«
    »Nein, das war gelogen, Bert. Ich hab's mir mit Robin verscherzt.«
    Schweigen.
    Ich sagte: »Ich hätte Ihren Rat befolgen sollen. Stattdessen habe ich von der Vergangenheit angefangen.«
    Immer noch Totenstille. Dann: »Verstehe…«
    »Sie hat genau so reagiert, wie es zu erwarten war. Vielleicht habe ich das ja gewollt.«
    »Sie wollen sagen…«
    »Ich weiß eigentlich nicht, was ich sagen will, Bert. Hören Sie, es ist nett, dass Sie anrufen, aber es ist alles ein bisschen… Ich habe jetzt keine Lust, darüber zu sprechen.«
    »Verzeihen Sie mir«, sagte er. Wieder eine Entschuldigung.
    »Sie müssen sich doch nicht entschuldigen«, sagte ich. »Sie haben mir einen guten Rat erteilt, und ich hab's verbockt.«
    »Sie haben einen Fehler gemacht, mein Sohn. Fehler kann man korrigieren.«
    »Manche.«
    »Robin ist nicht nachtragend.«
    Er war Robin zweimal begegnet. Ich sagte: »Ist das Ihr angeborener Optimismus, der da spricht?«
    »Nein, es ist die Intuition eines alten Mannes. Alex, ich habe auch mein Quantum an Fehlern gemacht, aber mit den Jahren bekommt man ein Gespür für die Menschen. Ich möchte nicht, dass Sie in die Irregehen.«
    »Was Robin betrifft?«
    »Ganz allgemein«, erwiderte er. »Ein anderer Grund, weshalb ich anrufe, ist, dass ich vorhabe, zu verreisen. Vielleicht für längere Zeit. Kambodscha, Vietnam; ein paar Orte, die ich schon kenne, ein paar, die ich noch nicht kenne.«
    »Hört sich fantastisch an, Bert.«
    »Ich wollte vermeiden, dass Sie vielleicht vergeblich versuchen, mich hier zu erreichen.«
    »Das finde ich sehr nett von Ihnen.« Hatte ich denn so hilfsbedürftig gewirkt?
    »Hört sich ziemlich vermessen an, nicht wahr?«, sagte er. »Zu denken, dass Sie mich anrufen würden. Aber… hätte ja sein können.«
    »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir Bescheid gesagt haben, Bert.«
    »Ja… also dann, viel Glück.«
    »Wann reisen Sie ab?«, fragte ich.
    »Bald. Sobald ich alles geregelt habe.«
    »Gute Reise«, sagte ich. »Melden Sie sich mal, wenn Sie zurück sind. Würde mich freuen, etwas über Ihre Reise zu hören.«
    »Ja… darf ich Ihnen noch einen Rat geben, mein Sohn?« Bitte nicht. »Aber natürlich.«
    »Versuchen Sie, jeden Tag durch eine neue Perspektive interessanter zu machen.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Also dann, auf Wiedersehen, Alex.«
    Ich hängte den Hörer auf die Gabel. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten? Je länger ich über das Gespräch nachdachte, desto mehr erschien es mir wie ein

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