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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Stimme. Er griff nach einem Marderhaarpinsel und strich die Borsten glatt. »Ich mache mich jetzt wieder an die Arbeit. Da gibt es ein paar echte Probleme, die es zu lösen gilt.«

33
    Als wir wieder draußen auf dem Roxbury Drive waren, fragte Milo: »Kaufst du ihm seine Geschichte ab?«
    »Ja.«
    »Ich auch«, sagte er. Wir gingen zu unseren Autos. »Und ich glaube auch, dass ich ein Heuchler bin.«
    »Wie meinst du das?«
    »Da spiele ich bei Hansen den Großinquisitor, mache ihm ein tierisch schlechtes Gewissen, nur weil er zwanzig Jahre alte Erinnerungen verdrängt hat, dabei habe ich haargenau das Gleiche getan, und ich habe keine so gute Entschuldigung.«
    »Was ist seine Entschuldigung?«, fragte ich.
    »Er ist schwach. Schneide ihn auf, und du findest ein Rückgrat aus Pudding.«
    »Du hast seine Schwäche sofort gespürt«, sagte ich.
    »Ist dir aufgefallen, wie? Ja, dem alten Nicky hab ich's so richtig gezeigt. Hab einen sechsten Sinn für Schwächen. Gerade das macht mich so sympathisch, findest du nicht?«
    Als wir vor dem grauen Oldsmobile standen, sagte ich: »Ich weiß, du wirst jetzt sagen, dass ich dir wieder mit meinem Psychokram komme, aber ich glaube nicht, dass deine Situation mit der Hansens vergleichbar ist. Er hatte Zugang zu Informationen aus erster Hand über diesen Mord und hat sie zwanzig Jahre lang für sich behalten. Und zu diesem Zweck hat er sich erfolgreich eingeredet, dass Chapman damals nur fantasiert hatte. Aber diese Details, die Brandmale, die Art und Weise, wie sie Janies Leiche hinterher fortschafften, verraten das er es besser wusste. Hansen hat sich zwei Jahrzehnte lang etwas vorgemacht, und wer weiß, welche seelischen Folgen er dafür in Kauf genommen hat. Du hast einfach versucht, deine Arbeit zu machen, und dann wurdest du von dem Fall abgezogen.«
    »Ich habe nur Befehle befolgt, wie?« Er blickte geistesabwesend die Straße hinunter.
    »Na schön«, sagte ich. »Quäl dich nur, wenn's dir Spaß macht.«
    »Hansen malt, ich nicht«, erwiderte er. »Wir brauchen alle unsere Hobbys. Also pass mal auf, ich find's nett, dass du dir die Zeit genommen hast, aber ich muss mir das alles erst mal durch den Kopf gehen lassen und mir überlegen, was ich damit anfangen soll.«
    »Was ist mit der wesentlichen Information, die uns Hansens Geschichte geliefert hat?«, fragte ich.
    »Du meinst…«
    »Das, worauf du mit deiner letzten Frage abgezielt hast, ob sonst noch jemand bei dem Mord dabei gewesen sei. Chapman hat sich bei Hansen ausgekotzt, aber er hat Caroline Cossack und Willie Burns mit keinem Wort erwähnt. Was bedeutet, dass sie wahrscheinlich nicht dabei waren. Trotzdem haben die Cossacks Caroline für sechs Monate in Achievement House verschwinden lassen. Burns ist wieder raus auf die Straße gegangen, wurde wegen Drogen verknackt und ging ein gewaltiges Risiko ein, als er den Job in Achievement House annahm. Vielleicht war das, was er bei der Party beobachtet hatte, der Grund dafür, dass er Boris Nemerov hängen ließ. Wenn er wegen der Drogengeschichte in den Knast gewandert wäre, hätte er ein allzu leichtes Ziel abgegeben.«
    »Burns als williger Zeuge.«
    »Vielleicht hatte er sich den King's Men an die Fersen geheftet, weil er sich dachte, wo die hingingen, würde ordentlich gekifft werden, und er könnte tüchtig Umsatz machen. Caroline könnte sich ihm einfach nur angeschlossen haben. Oder aber sie wollte bei ihren Brüdern sein, die sonderbare Schwester, die immer in den Hintergrund abgeschoben wurde. Das ursprüngliche Motiv für den Mord an Janie war, sie am Reden zu hindern. Und Luke Chapman musste vielleicht aus dem gleichen Grund sterben. Caroline und Burns hätten den Kingers sehr gefährlich werden können.«
    »Opfer und nicht Mörder«, sagte Milo sinnend. »Und umso wahrscheinlicher ist es, dass sie beide tot sind.«
    »Diese beiden Bilder vor dem Le ichenfoto von Janie. Ein toter Schwarzer und die verstümmelte Leiche einer weißen Psychiatrie Patientin. Wer immer das Album geschickt hat, wollte dich vielleicht auf zwei weitere Mordfälle hinweisen.«
    »Nur dass der tote Schwarze, wie du schon bemerkt hast, Anfang vierzig war, was Burns' heutiges und nicht sein damaliges Alter wäre.« Er legte die Hand auf den Türgriff.
    »Darüber muss ich mir ein bisschen das Hirn zermartern. Ciao.«
    »Ist das alles?«
    »Was?«
    »Du kümmerst dich um deinen Kram und ich mich um meinen?«, fragte ich. »Verschweigst du mir vielleicht irgendetwas?«
    Er

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