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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gewesen, aber die Krankheit war nie diagnostiziert worden. Und als Junkie hatte er eine Vorliebe für Süßes, das hat alles nur noch schlimmer gemacht.«
    »Und die Nervenschädigung? Kam die durch das Heroin?«
    »Durch eine minderwertige Heroinlieferung. Er hatte sie an dem Tag gekauft, als das Haus brannte. Hatte sich davongeschlichen, als Poulsenn einmal nicht hinsah, und war bis zur nächsten Straßenecke gelaufen, um sich mit seinem Lieferanten zu treffen. Und so sind sie ihm auf die Spur gekommen, noch etwas, weswegen er sich schuldig fühlt.«
    »Wie konnte er denn mit seinen verbrannten Füßen entkommen?«
    »Sie haben ein Auto gestohlen. Das Mädchen ist gefahren. Sie konnten aus der Stadt fliehen, gerieten irgendwie auf den Highway eins und versteckten sich in einem abgelegenen Canyon in den Bergen oberhalb von Malibu. Nachts hat sie sich in die Wohngebiete geschlichen und die Mülltonnen nach Essbarem durchwühlt. Sie versuchte ihn zu pflegen, aber seine Füße wurden immer schlimmer, und die Schmerzen waren schließlich so stark, dass er sich diesen letzten Schuss Heroin setzen musste. Er verlor das Bewusstsein und blieb zwei Tage in diesem Zustand. Irgendwie schaffte sie es, ihn durchzubringen. Am Ende versuchte sie ihn mit Gras und Blättern zu füttern. Sie gab ihm Wasser aus einem nahen Bach, und davon bekam er zu all seinem Elend auch noch einen Darmparasiten. Als ich ihn auf der Verbrennungsstation sah, wog er noch fünfundvierzig Kilo. All das, und dann noch der plötzliche Entzug. Es ist ein wahres Wunder, dass er überlebt hat.«
    »Und so wurde er Ihr Patient«, sagte ich. »Und Schwinn auch. Und schließlich kam es zur Begegnung zwischen den beiden. War das geplant?«
    »Ich habe mir Bills Geschichte angehört, dann die von Pierce, und dann habe ich die Teile des Puzzles zusammengesetzt. Ich habe ihnen nie voneinander erzählt, Pierce hielt sich ja immer noch für einen Detective und war hinter Bill her. Aber schließlich, es war ein hartes Stück Arbeit, konnte ich Bills Einverständnis gewinnen, und ich konfrontierte Pierce mit der Wahrheit. Es war nicht leicht… aber schließlich haben sie beide begriffen, dass ihre Lebensläufe untrennbar miteinander verbunden waren.«
    Bert, der Kuppler. Genauso hatte er es mit Schwinn und Marge gemacht. Der große Arzt, der stets alle beschenken wollte.
    »Sie haben so lange gewartet, bis klar war, dass Burns von Schwinn nichts zu befürchten hatte«, sagte ich. »Das bedeutet, dass Sie die Wahrheit über den Mord erfahren haben. Aber sie kamen alle überein, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Damit wirkten Sie an der Vertuschung mit. Und deshalb haben Sie mich so oft um Verzeihung gebeten.«
    »Alex«, sagte er, »manche Entscheidungen sind… Das Leben dieser Menschen ist zerstört. Ich sah keine andere Möglichkeit…«
    »Schwinn war schuld daran, dass es anders kam«, sagte ich.
    »Er wollte das Geheimnis nicht mehr für sich behalten. Haben Sie eine Erklärung dafür, weshalb der Mord ihn in den letzten Wochen vor seinem Tod wieder so stark beschäftigt hat? Warum er das Mordalbum verschickte?«
    »Ich habe mir diese Fragen oft selbst gestellt, und die einzig brauchbare Antwort, die ich zu bieten habe, ist, dass der arme Kerl ahnte, dass er sterben würde, und den Drang verspürte, seinen Frieden mit der Welt zu machen.«
    »War er krank?«
    »Da war nichts, was ich hätte diagnostizieren können, aber er kam eines Tages zu mir und sagte, er fühle sich so schwach. Er sei wackelig auf den Beinen und könne sich nicht konzentrieren. Einen Monat vor seinem Tod bekam er plötzlich schlimme Kopfschmerzen. Die nahe liegende Vermutung war ein Hirntumor, und ich schickte ihn in die Sansum Clinic zur Kernspintomografie. Negativ, aber der behandelnde Neurologe entdeckte abnorme EEG-Muster. Nun, Sie kennen ja das Problem mit EEGs, so ungenau und schwer zu interpretieren. Und seine Blutwerte waren normal. Ich tippte auf Spätfolgen seines Amphetaminmissbrauchs. Er war zwar seit Jahren clean, aber vielleicht hatten seine selbstzerstörerischen Praktiken ja ihren Tribut gefordert. Und dann, eine Woche, bevor die nächtlichen Panikattacken einsetzten, hatte er einen Ohnmachtsanfall.«
    »Wusste Marge von alledem?«
    »Pierce bestand darauf, sie mit all diesen Dingen nicht zu behelligen. Selbst seine Kopfschmerztabletten bewahrte er in einer abgeschlossenen Kiste in seiner Dunkelkammer auf. Ich versuchte ihn davon zu überzeugen, dass er Marge gegenüber

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