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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Hinten, in der Dunkelheit kaum zu erkennen, stand der Pickup, mit der Schnauze zur Straße, die Ladefläche immer noch voll mit Düngersäcken. Dicht daneben parkte eine dunkle Lexus-Limousine. Ein schwarzer Geländewagen, ein Chevy Tahoe, versperrte den beiden anderen Fahrzeugen die Ausfahrt.
    Stevie schaltete auf Abblendlicht, woraufhin zwei Männer hinter dem Tahoe hervorkamen. Ein muskulöser Latino mit rasiertem Schädel in einem schwarzen Muscle-Shirt und ausgebeulten schwarzen Cargohosen, ein schweres Lederhalfter um die Brust geschnallt, und Georgie Nemerov mit Sportjackett, offenem weißen Hemd und zerknitterten weißen Hosen.
    Auf dem Shirt des Muskelprotzes stand in großen weißen Buchstaben KAUTIONSVOLLSTRECKUNGSAGENT. Er kam mit Nemerov auf den Kleinbus zu. Milo drehte sein Fenster herunter, und Nemerov steckte den Kopf herein. Als er mich sah, zog er eine Augenbraue hoch.
    »Wo ist Coury?«
    Milo antwortete: »Bei seinen Ahnen.«
    Nemerovs Zunge kreiste in seiner Backe. »Hättet ihr ihn nicht für mich aufheben können?«
    »Es war schon alles vorbei, als wir dort eintrafen, Georgie.« Nemerovs Augenbrauen rutschten noch ein Stück höher. »Ich bin beeindruckt, Doc. Brauchen Sie vielleicht einen Job? Jede Menge Überstunden, aber die Bezahlung ist lausig.«
    »Genau«, schaltete Yaakov sich ein, »aber dafür sind die Leute, mit denen man zu tun hat, alle zum Kotzen.«
    Stevie lachte. Nemerovs Lächelns wirkte gezwungen. »Ich denke, es kommt auf die Ergebnisse an.«
    »War da sonst noch jemand?«, fragte ich. »Außer Coury, meine ich.«
    »Klar«, antwortete Nemerov. »Noch zwei von den Partylöwen.«
    »Brad Larner«, sagte Milo. »Der Lexus da gehört ihm. Er und Coury sind damit gekommen, Larner am Steuer. Er hat in der Nähe des Hauses geparkt und auf Coury gewartet, als wir ihn hinter dem Truck entdeckten. Dr. Harrison und Caroline lagen gefesselt auf der Ladefläche. Am Steuer saß ein anderer Typ.«
    »Wer?«
    Nemerov antwortete: »Ein Ausbund an Tugend namens Emmet Cortez. Ich hab früher ein paar mal für ihn unterschrieben, bevor er dann wegen Totschlags eingebuchtet wurde. Hat in der Autobranche gearbeitet.«
    »Hat er vielleicht Hot Rods lackiert?«, meinte ich.
    »Radkappen verchromt.« Nemerov verzog plötzlich den Mund zu einem kalten, freudlosen Grinsen. »Jetzt arbeitet er in der großen Werkstatt oben im Himmel.«
    »In anorganische Materie verwandelt«, sagte Stevie.
    »Organisch ist er immer noch«, sagte Yaakov. »Solange noch was übrig ist, ist er doch noch organisch, hab ich nicht Recht, Georgie?«
    »Das ist Haarspalterei«, sagte Stevie.
    »Wechseln wir das Thema«, sagte Nemerov.

46
    »Pfannkuchen«, sagte Milo.
    Es war zehn Uhr am nächsten Morgen, und wir saßen in einem Coffeeshop am Wilshire in der Nähe von Crescent Heights, einem Lokal, in dem sich alte Leute und magere junge Männer, die so taten, als schrieben sie Drehbücher, ein Stelldichein gaben. Eine halbe Meile westlich von den Büroräumen der Cossack-Brüder, aber das war es nicht, was uns hergeführt hatte. Wir waren beide die ganze Nacht auf den Beinen gewesen, waren um sechs nach L. A. zurückgekommen und hatten nur kurz in meinem Haus Station gemacht, um zu duschen und uns zu rasieren.
    »Ich will Rick nicht aufwecken«, hatte er erklärt.
    »Ist er um die Zeit nicht schon auf?«
    »Bald. Aber warum kompliziert, wenn's auch einfach geht?«
    Er kam aus dem Gästebad, rieb sich die Haare trocken und blinzelte. Obwohl er die Klamotten vom Vortag anhatte, wirkte er erschreckend frisch und munter. »Frühstück«, verkündete er.
    »Ich kenne da einen Laden, da machen sie diese riesigen Monsterlappen mit knuspriger Erdnussbutter und Schokoladenstückchen.«
    »Das ist doch eher was für Kinder.«
    »Erwachsensein wird total überbewertet. Ich bin da früher ständig hingegangen, und glaub mir, Alex, das ist genau das, was du jetzt brauchst.«
    »Du bist früher dort hingegangen?«
    »Früher, als ich noch nicht auf meine Linie geachtet habe. Bei uns in der Familie ist das endokrine System dermaßen im Eimer, dass wir dauernd Zucker brauchen, mein Großvater mütterlicherseits hat jeden Tag Pfannkuchen gegessen und dazu drei Tassen Kaffee runtergespült, der war noch süßer als Cola und er ist achtundneunzig geworden. Hätte sich bestimmt noch ein paar Jahre länger gehalten, aber er ist die Treppe runtergefallen, als er einer Frau lüsterne Blicke zugeworfen hat.« Er strich sich eine widerspenstige

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