Kautionsagent.«
»Das wird's wohl sein«, sagte er. Er wischte sich die Krümel von der Hemdbrust.
Ich sagte: »Du hast Sirup am Kinn.«
»Danke, Mama.« Er warf das Geld auf den Tisch und stand auf. »Wie war's mit einem kleinen Verdauungsspaziergang?«
»Wilshire Richtung Osten«, sagte ich. »Zum Museumsviertel.«
»Schon wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, Professor. Du solltest mal in Vegas dein Glück versuc hen.«
Wir gingen zu Fuß zu dem rosa Granitgebäude, in dem die Cossack-Brüder Unternehmer gespielt hatten. Milo betrachtete eingehend die Fassade und ging dann hinein, während ich draußen auf der Treppe wartete und versuchte, wie ein unbescholtener Bürger zu wirken. Er starrte den Wachmann so lange an, bis dieser wegschaute, und kam wieder heraus.
»Zufrieden?«, fragte ich, als wir in Richtung Coffeeshop zurückgingen.
»Geradezu entzückt.«
Wir gingen den Weg zurück, den wir gekommen waren, stiegen in Milos aktuellen Mietwagen, ein schwarzes Mustang-Coupe, fuhren an der Miracle Mile vorbei und über die La Brea hinweg bis zu dem adretten, unverbauten Abschnitt des Wilshire Boulevard, der die Nordgrenze von Hancock Park bildet.
Milo lenkte mit einem Finger. Zwei Nächte nicht geschlafen, aber mehr als hellwach. Ich hatte größte Mühe, die Augen offen zu halten. Der Seville war in eine Werkstatt in Carpenteria geschleppt worden. Ich würde später noch dort anrufen und mir Bericht erstatten lassen. In der Zwischenzeit würde ich mit Robins Truck fahren. Falls ich ihren süßen Duft ertragen konnte, der in den Polstern hing.
An der Rossmore bog er ab, fuhr bis zur Fifth Street und zurück bis zur Irving, wo er sechs Häuser nördlich der Sixth rechts ranfuhr. Auf der anderen Seite war Polizeichef Broussards mit städtischen Mitteln finanzierte Villa. In der Einfahrt stand ein makelloser weißer Cadillac. Ein einsamer Polizist in Zivil hielt Wache. Er sah gelangweilt aus.
Milo starrte das Haus an, die gleiche Feindseligkeit im Blick, die er dem Pförtner im Foyer des Cossack-Gebäudes entgegengebracht hatte. Bevor ich ihn fragen konnte, was los war, wendete er, fuhr Richtung Süden und dann nach Westen bis Muirfield, wo er den Wagen langsam ausrollen ließ und vor einem Grundstück anhielt, das durch eine hohe Steinmauer vor neugierigen Blicken verborgen war.
»Walt Obeys Haus«, sagte er, bevor ich fragen konnte. Steinmauern. Wie um das Loetz-Anwesen herum, das an das Partyhaus angrenzte. Das Mordgrundstück. Man muss nur hohe Mauern errichten, dann kann man sich einiges erlauben.
Janie Ingalls, missbraucht von zwei Generationen von Männern. Die Überwachungskamera auf einem der Torpfosten begann sich zu drehen.
Milo sagte: »Bitte lächeln.« Er winkte. Dann haute er den Schalthebel des Mustang in die »Drive‹‹-Stellung und brauste davon.
Er setzte mich zu Hause ab, und ich schlief bis fünf Uhr, wachte gerade rechtzeitig zu den Nachrichten auf. In den Regionalmeldungen der nationalen Fernsehanstalten wurde der Tod der Cossack-Brüder noch nicht erwähnt, aber eine Stunde später, in den Sechs-Uhr Nachrichten eines Lokalsenders, gab es einen Bericht.
Die Fakten entsprachen genau dem, was Georgie Nemerov uns erzählt hatte: An dem Unfall waren keine weiteren Fahrzeuge beteiligt gewesen, Unfallursache war vermutlich überhöhte Geschwindigkeit. Ein Dreißig-Sekunden-Beitrag identifizierte Garvey und Bobo als »wohlhabende Bauunternehmer aus der Westside«, die diverse »umstrittene Projekte« verwirklicht hatten. Keine Fotos der beiden. Kein Hinweis auf mögliches Fremdverschulden.
Noch ein Todesfall ereignete sich an diesem Abend, aber da der Ort des Geschehens neunzig Meilen nördlich von L. A. lag, berichteten die regionalen Nachrichten nicht darüber.
Es war ein Artikel aus der Santa Barbara News-Press, per E- Mail an mich weitergeleitet, ohne Kommentar. Absender: schlampigerschnü
[email protected]. Die Adresse war mir neu.
Die Faktenlage war eindeutig. Ein achtundsechzigjähriger Immobilienunternehmer namens Michael Larner war vor zwei Stunden tot am Steuer seines BMW aufgefunden worden. Der Wagen hatte in einem Waldgebiet abseits des Highway 101 gestanden, ein wenig nördlich der Abfahrt Cabrillo, am Stadtrand von Santa Barbara. Auf Larners Schoß lag eine Handfeuerwaffe, aus der vor kurzem ein Schuss abgefeuert worden war. Dem ersten Anschein nach war die Todesursache eine »einzelne Schusswunde im Kopf, vereinbar mit Selbsttötung«.
Larner war nach Santa