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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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junger weißer Gesichter zu. Das Endresultat: achtzehn Mädchen, die in Frage kamen.
    Schwinn warf einen Blick auf die Liste, und seine Miene verfinsterte sich. »Namen, aber keine Daten. Wir brauchen immer noch das Scheiß-Schülerverzeichnis, um sie ausfindig zu machen.«
    Er sprach leise, aber der Tonfall war unmissverständlich. Die Sekretärin, die nur ein paar Meter von ihnen entfernt saß, sah zu ihnen herüber und runzelte die Stirn.
    »Tag«, sagte Schwinn mit la uter Stimme und starrte die Frau mit irrem Grinsen an. Sie zuckte zusammen und wandte sich wieder ihrer Schreibmaschine zu.
    Milo suchte Janie Ingalls' Foto aus dem ersten Jahr auf der Highschool heraus. Irgendwelche Freizeitaktivitäten waren nicht vermerkt. Üppiges dunkles Haar, locker toupiert über einem hübschen ovalen Gesicht, dem dick aufgetragenes Makeup und dunkler Lidschatten ein gespenstisches Aussehen verliehen. Das Bild, das er vor sich hatte, glich weder der Zehnjährigen in Disneyland noch der Le iche an der Auffahrt zum Freeway. So viele Identitäten für ein sechzehnjähriges Mädchen. Er bat die Sekretärin, ihm eine Kopie zu machen, was sie widerwillig tat. Vorher starrte sie noch das Foto an.
    »Kennen Sie das Mädchen, Ma'am?«, fragte Milo so freundlich, wie er konnte.
    »Nein. Hier, bitte sehr. Ist nicht besonders gut geworden. Unser Kopierer muss mal wieder gewartet werden.«
    Ellen Sato kam zurück, frisch geschminkt, aber mit matten Augen und einem gezwungenen Lächeln. »Wie sind Sie vorangekommen?«
    Schwinn sprang behände auf und pflanzte sich direkt vor ihr auf, schüchterte sie mit seiner Körpersprache ein und setzte wieder dieses aggressive Grinsen auf. »Oh, ganz hervorragend, Ma'am.« Er schwenkte die Liste mit den achtzehn Namen. »Wie wär's, wenn Sie uns jetzt mal mit diesen reizenden jungen Damen bekannt machen würden?«
    Es dauerte weitere vierzig Minuten, bis alle Melindas zusammengetrommelt waren. Zwölf der achtzehn Mädchen waren heute zum Unterricht gekommen, und sie kamen mit äußerst gelangweilten Mienen hereinspaziert. Nur zwei hatten irgendwie schon einmal von Janie Ingalls gehört, keine gab zu, mit ihr eng befreundet gewesen zu sein oder jemanden zu kennen, auf den oder die das zutraf. Keine schien etwas zu verbergen.
    Auch die Neugier über den Grund, weshalb sie zu einem Gespräch mit zwei Cops herbestellt worden waren, hielt sich in Grenzen, als ob die Anwesenheit von Polizisten an der Hollywood High zum Alltag gehörte. Oder vielleicht war es ihnen einfach nur egal. Eines war jedenfalls klar: Janie hatte in der Schule keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das mitteilsamste der achtzehn Mädchen war in der Gruppe, die von Milo befragt wurde, Melinda Kantor. So richtig blond war sie nicht, und von üppigen Formen konnte überhaupt keine Rede sein. »Ach ja, die. Die ist 'n Stoner, oder?«
    »Ist sie das?«, fragte er zurück.
    Das Mädchen zuckte die Schultern. Sie hatte ein recht hübsches, wenn auch etwas langes Gesicht, fünf Zentimeter lange, aquamarinblau lackierte Fingernägel und trug keinen BH.
    Milo sagte: »Ist sie viel mit anderen Stonern zusammen?«
    »Nö. Die ist keine von den geselligen Stonern, mehr so ein Loner Stoner.«
    »Ein Loner Stoner.«
    »Ja.«
    »Was soll das genau heißen?«
    Das Mädchen warf ihm einen Blick zu, den man mit Sind Sie vielleicht schwer von Begriff hätte übersetzen können. »Ist sie abgehauen oder so was?«
    »So was in der Art.«
    »Na ja«, meinte Melinda Kantor, »vielleicht ist sie ja drüben auf dem Boulevard.«
    »Hollywood Boulevard?«
    Das süffisante Lächeln sagte: Wieder so 'ne bescheuerte Frage.
    Milo wusste, dass er aus ihr nicht viel mehr würde herausholen können.
    »Auf dem Boulevard treiben sich die Loner Stoner rum?«, fragte er.
    Jetzt schaute Melinda Kantor ihn an, als ob er hirntot sei. »Ich hab Ihnen doch bloß einen Tipp geben wollen. Was hat sie denn gemacht?«
    »Vielleicht gar nichts.«
    »Na klar«, sagte das Mädchen. »Echt komisch.«
    »Was denn?«
    »Sonst schicken sie uns immer so junge, gut aussehende Typen von der Drogenpolizei.«
    Ellen Sato suchte ihnen Adressen und Telefonnummern der sechs abwesenden Melindas heraus, und den Rest des Tages verbrachten Milo und Schwinn mit Hausbesuchen.
    Die ersten vier Mädchen wohnten in recht kleinen, aber gepflegten Einfamilienhäusern zwischen Hollywood und dem angrenzenden Bezirk Los Feliz. Sie fehlten alle wegen Krankheit. Die Melindas aus den Familien Adams,

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