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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sein Anzug sah nach Mohair-Mischung aus, die Stiche auf dem Revers handgenäht… was hatte er wohl dafür tun müssen, und wer zum Teufel war er überhaupt?
    Er trat zur Seite und nickte beifällig, als Milo den Raum betrat.
    »Was die Vorstellung betrifft, ich bin Detective Broussard, und das hier ist Detective Poulsenn.«
    »Abteilung Innere Angelegenheiten«, ergänzte Poulsenn. Broussard lächelte. »Und bevor wir zu der Frage kommen, weshalb wir Sie hierher bestellt haben, sollten Sie erst einmal Platz nehmen.«
    Milo setzte sich auf den Klappstuhl.
    Poulsenn blieb in der hinteren Ecke des Vernehmungszimmers stehen, doch bei den beengten Platzverhältnissen war er Milo immer noch so nahe, dass dieser die Mitesser auf seiner Nase hätte zählen können, wenn Poulsenn denn welche gehabt hätte. Doch seine Gesichtshaut war, ebenso wie die Broussards, so glatt und rein, dass er Werbung für gesunde Ernährung hätte machen können. Broussard baute sich rechts von Milo auf, allerdings so, dass Milo den Hals verrenken musste, um zu sehen, wenn er die Lippen bewegte.
    »Wie gefällt es Ihnen in der Central Division, Detective?«
    »Gut.« Milo entschied sich dafür, nicht mit aller Gewalt Blickkontakt mit Broussard zu suchen und stattdessen seine Aufmerksamkeit weiter Poulsenn zuzuwenden, der jedoch in reglosem Schweigen verharrte.
    »Die Arbeit in der Mordkommission macht Ihnen Spaß?«, fragte Broussard.
    »Ja, Sir.«
    »Was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit in der Mordkommission?«
    »Das Lösen von Problemen«, antwortete Milo. »Die Möglichkeit, Unrecht wieder gutzumachen.«
    »Unrecht wieder gutzumachen«, wiederholte Broussard, als ob er von Milos origineller Antwort beeindruckt sei. »Mord kann also wieder gutgemacht werden.«
    »Nicht im strengen Sinn.« Allmählich kam er sich vor wie in einem dieser blöden Seminare an der Uni, mit Professor Milrad, der seinen Frust an den armen, wehrlosen Studenten ausließ.
    Poulsenn betrachtete seine Fingernägel. Broussard sagte:
    »Wollen Sie damit ausdrücken, dass es Ihnen Spaß macht, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen?«
    »Genau«
    »Um Gerechtigkeit«, sagte Poulsenn, »geht es bei der Polizeiarbeit immer.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Broussard. »Manchmal bleibt allerdings die Gerechtigkeit im Eifer des Gefechts auf der Strecke.« Er hatte in die letzten Worte einen fragenden Ton gelegt. Milo biss nicht an, und Broussard fuhr fort: »Sehr bedauerlich, wenn das passiert, nicht wahr, Detective Sturgis?«
    Poulsenn rückte kaum merklich näher. Die beiden Männer von der Abteilung Innere Angelegenheiten starrten auf Milo hinab.
    Er sagte: »Ich weiß nicht, worauf Sie«
    »Sie waren in Vietnam«, sagte Broussard.
    »Ja«
    »Sie waren Sanitäter, hatten jede Menge Kampfeinsätze.«
    »Ja.«
    »Und davor hatten Sie ein Magisterstudium absolviert.«
    »Ja.«
    »An der Indiana University. Amerikanische Literatur.«
    »Richtig. Ist da vielleicht irgendetwas«
    »Ihr Partner, Detective Schwinn, war nicht auf dem College«, sagte Broussard. »Er hat noch nicht einmal einen Highschool-Abschluss; ist damals über eine Sonderregelung reingekommen, als das noch ging. Haben Sie das gewusst?«
    »Nein«
    »Und Detective Schwinn hat auch nie gedient. Für Korea zu jung, für Vietnam zu alt. War das für Sie je ein Problem?«
    »Ein Problem?«
    »Was die gemeinsame Arbeit betraf. Ihr kollegiales Verhältnis zu Detective Schwinn.«
    »Nein, ich…« Milo brach ab.
    »Sie…?«, hakte Broussard nach.
    »Nichts.«
    »Sie wollten gerade etwas sagen, Detective.«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »O doch, das wollten Sie sehr wohl«, sagte Broussard mit plötzlicher Munterkeit in der Stimme. Milo verrenkte unwillkürlich den Hals und sah, dass Broussards geschwungene, purpurrote Lippen an den Mundwinkeln hochgezogen waren, wobei er jedoch den Mund fest geschlossen hielt. »Sie wollten eindeutig etwas sagen, Detective.«
    »Ich…«
    »Fassen wir doch noch einmal zusammen, Detective, um Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Ich hatte Sie gefragt, ob die Tatsache, dass Detective Schwinn weder studiert noch gedient hat, für Sie in Bezug auf Ihr kollegiales Verhältnis zu ihm ein Problem dargestellt habe, und darauf antworteten Sie: ›Nein, ich…‹ Es war ziemlich offensichtlich, dass Sie etwas sagen wollten und es sich dann plötzlich anders überlegt haben.«
    »Es gibt keine Probleme zwischen Detective Schwinn und mir. Das war alles, was ich sagen wollte. Wir kommen

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