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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kerngesunde Burschen, die verlustreiche Feuergefechte überlebten, nur um anschließend aus den Latschen zu kippen, weil sie Erdnüsse gegessen hatten. Er fühlte sich, als hätte man ihn mit irgendeiner toxischen Substanz zwangsernährt…
    »Detective Sturgis«, wiederholte Broussard. Alle Freundlichkeit war aus seiner Stimme gewichen.
    »Ja, Sir?«
    »Diese Frau. Haben Sie sie schon einmal gesehen?«
    Sie hatten ihren Einsatzwagen beobachtet, hatten Schwinn und ihn beschattet, wie lange schon? Hatten sie auch am Fundort der Leiche an der Beaudry Avenue auf der Lauer gelegen? Ihnen die ganze Zeit hinterhergeschnüffelt, seit er und Schwinn zusammen Einsätze fuhren? Schwinns Verfolgungswahn war also durchaus berechtigt gewesen. Und doch hatte er Tonya aufgegabelt und es sich von ihr auf dem Rücksitz besorgen lassen, dieser blöde, unbeherrschte Huren…
    »Detective Sturgis«, herrschte Broussard ihn an. »Wir brauchen eine Antwort.«
    Ein Surren aus der Richtung des Tisches lenkte Milo ab, die Spulen des Tonbandgeräts, die sich langsam drehten. Wann hatten sie das Gerät wieder eingeschaltet? Milo brach am ganzen Körper der Schweiß aus. Er erinnerte sich an Schwinns Schimpfkanonade vor Bowie Ingalls' Haus, an das plötzliche, böswillige Misstrauen, seine Überzeugung, dass Milo ein Spitzel sei und jetzt… Hab's dir ja gleich gesagt.
    »Detective«, sagte Broussard. »Antworten Sie auf meine Frage. Sofort.«
    »Ja«, sagte Milo.
    »Was, ja?«
    »Ich habe sie schon einmal gesehen.«
    »Ja, das haben Sie, mein Sohn«, sagte Broussard und beugte sich zu ihm herab, verströmte den Duft von Zitronenwasser und Erfolg.
    Mein Sohn. Das Arschloch war nur ein paar Jahre älter als Milo, aber es war klar, wer hier die Macht hatte.
    »Sie haben sie ganz bestimmt schon einmal gesehen.«
    Sie hielten ihn noch weitere anderthalb Stunden fest, zeichneten seine Aussage auf und spielten sie ihm dann immer wieder vor. Angeblich ging es ihnen nur darum, sich zu vergewissern, dass alles korrekt aufgenommen worden war, aber Milo kannte den wahren Grund: Sie wollten, dass er die Angst in seiner eigenen Stimme hörte, den ausweichenden Ton; sie wollten, dass er sich vor sich selbst ekelte, wollten ihn weich kochen für das, was sie noch mit ihm vorhatten.
    Er gab nur die wesentlichen Fakten der Episode mit Tonya zu ,das was sie ohnehin schon wussten und ließ sich nicht zu irgendwelchen ausführlicheren Angaben zwingen. Der heiße, stickige Geruch der Angst begann den Raum zu füllen, als sie das Thema wechselten und von Tonya auf Schwinns Verhalten im Allgemeinen zu sprechen kamen. Sie bohrten an ihm herum wie Stechmücken, wollten alles über Schwinns politische Einstellung wissen, über seine Haltung zur Rassenfrage, seine Meinung über die Polizeiarbeit. Sie drängten und bearbeiteten ihn, versuchten es mit Überredung, mit subtilen und weniger subtilen Drohungen, bis er sich schließlich so platt und leblos fühlte wie ein Wiener Schnitzel.
    Dann hatten sie es wieder auf sexuelle Details abgesehen. Er leugnete weiterhin, irgendwelche tatsächlichen sexuellen Aktivitäten zwischen Schwinn und Tonya oder irgendeiner anderen Frau beobachtet zu haben. Das war streng genommen auch korrekt, denn er hatte nur auf die Straße geachtet, hatte nie das Bedürfnis verspürt, in den Rückspiegel zu schielen, um bei dem Blowjob zuzusehen.
    Als sie ihn nach der Unterhaltung zwischen Schwinn und Tonya fragten, schwindelte er ihnen vor, er habe nichts verstehen können, weil sie die ganze Zeit geflüstert hätten.
    »Geflüstert«, sagte Broussard. »Und das fanden Sie nicht merkwürdig? Dass Detective Schwinn sich auf dem Rücksitz Ihres Dienstfahrzeugs im Flüsterton mit einer Frau unterhielt, von der sie wussten, dass sie eine Prostituierte war?«
    »Ich dachte, es sei dienstlich. Sie war ein Spitzel, und Schwinn Wollte ihr Informationen entlocken.«
    Er wartete auf die unvermeidliche nächste Frage:
    »Informationen worüber?« Doch die Frage kam nicht.
    Überhaupt keine Fragen zu dem Mord an Janie Ingalls oder irgendeinem der Fälle, die er mit Schwinn bearbeitet hatte. »Sie dachten, sie sei eine Informantin«, sagte Poulsenn. »Das hat Detective Schwinn behauptet.«
    »Und warum dann das Geflüster?«, fragte Broussard. »Sie sind doch angeblich Detective Schwinns Partner. Warum sollte er vor ihnen Geheimnisse haben?«
    Weiler wusste, dass das hier irgendwann passieren würde, du Arschloch. Milo zuckte die Schultern. »Vielleicht gab es

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