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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Hemmschwelle.«
    »Entzückend«, meinte er. »Und die Familie ist dahinter gekommen, hat dem Department Druck gemacht, damit der Fall vertuscht wird, und die verrückte Caroline haben sie irgendwo weggesperrt… das Monster in der Dachstube.«
    »Eine so stinkreiche Familie kann sich ja wohl eine komfortabel eingerichtete Dachstube leisten.«
    Er ging mit mir ins Haus, wo ich die Post durchsah und er sich an den Hörer hängte, um das Bezirksarchiv und die Sozialversicherungsstelle anzurufen. Keine Sterbeurkunde für Caroline Cossack; keine Sozialversicherungsnummer, kein Führerschein auf ihren Namen.
    Melinda Waters hatte mit fünfzehn eine Versicherungskarte erhalten, aber sie hatte nie in Kalifornien einen Führerschein besessen oder Einkommensteuer gezahlt. Das war durchaus logisch, falls sie jung gestorben war. Aber auch für sie gab es keine Sterbeurkunde.
    »Spurlos verschwunden«, sagte ich. »Melinda ist wahrscheinlich in derselben Nacht gestorben wie Janie, und Caroline ist entweder gut versteckt, oder sie ist auch gestorben, und die Familie hat die Sache vertuscht.«
    »Versteckt, zum Beispiel in einer geschlossenen Anstalt?«
    »Oder einfach nur gut bewacht. So ein Mädchen aus reicher Familie hat doch bestimmt irgendwelches Treuhandvermögen; vielleicht lebt sie von einem Treuhandkonto in irgendeiner Villa am Mittelmeer, mit Überwachung rund um die Uhr.«
    Er begann auf und ab zu gehen. »Die kleine Miss Nirgendwo… aber irgendwann, als sie noch ein Kind war, muss sie doch eine Identität besessen haben. Wäre interessant, mal herauszufinden, wann genau sie die verloren hat.«
    »Schularchive«, sagte ich. »Wenn man in Bel Air wo hnt, bedeutet das entweder Palisades oder University High, falls die Cossacks sich für eine öffentliche Schule entschieden haben. Vielleicht noch Beverly, wenn sie es mit den Anmeldeformularen nicht so genau genommen haben. Was Privatschulen betrifft, wären da Harvard-Westlake, hieß damals noch Westlake-Mädchenschule, oder Marlborough, Buckley, John Thomas Dye, Crossroads.«
    Er schlug seinen Block auf und begann sich Notizen zu machen.
    »Oder«, fügte ich hinzu, »eine Schule für verhaltensgestörte Jugendliche.«
    »Fällt dir da irgendwas Bestimmtes ein?«
    »Ich hatte damals noch meine Praxis, und ich erinnere mich an drei Schuppen in der allerobersten Preisklasse. Einer war in West L. A., die anderen in Santa Monica und in North Hollywood.«
    »Die Namen?«
    Ich sagte sie auf, und er hängte sich wieder ans Telefon. Die Santa Monica Prep existierte nicht mehr, aber Achievement House in Cheviot Hills und Valley Educational Academy in North Hollywood waren noch immer im Geschäft. Er erreichte beide Schulen, legte jedoch stir nrunzelnd wieder auf.
    »Da will niemand mit mir reden. Vertraulichkeit und so weiter.«
    »Schulen genießen in dieser Hinsicht keine Privilegien«, sagte ich.
    »Hattest du je beruflich mit einer der beiden Einrichtungen zu tun?«
    »Ich war einmal in Achievement Ho use«, antwortete ich. »Die Eltern eines Jungen, der bei mir in Therapie war, hatten ihm permanent damit gedroht, ihn auf diese Schule zu stecken. › Wenn du dich nicht zusammenreißt, schicken wir dich nach Achievement House. ‹ Das schien ihm Angst zu machen, also hab ich mal vorbeigeschaut, um zu sehen, was er daran so schlimm fand. Ich habe mich mit einem Sozialarbeiter unterhalten, und er hat mit mir einen fünfminütigen Rundgang gemacht. Ein umgebauter Wohnblock in der Nähe von Motor und Palms. Was mir am meisten auffiel, war, wie klein die Schule war, vielleicht fünfundzwanzig oder dreißig Schüler, die im Haus wohnten, woraus man schließen konnte, dass es ein Vermögen kosten musste. Irgendwelche Schlangengruben konnte ich nicht entdecken. Später habe ich mit meinem Patienten darüber gesprochen, und es stellte sich heraus, dass er vor allem Angst davor hatte, als abartiger Loser gebrandmarkt zu werden.«
    »Achievement House hatte also einen schlechten Ruf?«
    »In seiner Vorstellung hatten alle Sondereinrichtunge n einen schlechten Ruf.«
    »Haben sie ihn dorthin geschickt?«
    »Nein, er ist durchgebrannt und war jahrelang verschwunden.«
    »Oh«, sagte er.
    Ich lächelte. »Meinst du nicht ›Ah‹?«
    Er lachte. Dann schenkte er sich einen Grapefruitsaft ein, öffnete das Gefrierfach, griff nach dem Wodka, überlegte es sich noch einmal anders. »Durchgebrannt. Deine Version von unerledigten Fällen.«
    »Damals haben unerledigte Fälle einen großen Teil

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