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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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irgendwelche Hinweise darauf, dass der Direktor Schülerinnen belästigte?«
    »Davon habe ich nichts gehört.«
    »Erinnerst du dich an seinen Namen?«
    »Alex, ich will wirklich nicht, dass meine ehemalige Klientin da hineingezogen wird.«
    »Ich verspreche dir, dass das nicht passieren wird.«
    »Larner. Michael Larner.«
    »Psychologe oder Psychiater?«
    »Weder noch, ein Verwaltungsmensch.«
    »Stehst du noch in Verbindung mit der Frau?«
    »Gelegentlich. Meistens geht es um gegenseitige Überweisungen. Sie hat ihr Studium durchgezogen, hat einen Einser-Abschluss gemacht und an der Penn promoviert. Nach einem Forschungsstipendium in Michigan ist sie dann wieder hierher zurückgekommen. Hat eine nette Praxis in der Westside.«
    »Gäbe es irgendeine Möglichkeit, sie zu fragen, ob sie mit mir reden möchte?«
    Schweigen. »Ist das sehr wichtig für dich?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, Larry. Wenn es für dich unangenehme Folgen hätte, sie zu fragen, dann vergiss es.«
    »Lass mich darüber nachdenken«, sagte er. »Ich sag dir Bescheid.«
    »Das wäre toll.«
    »Toll?«, fragte er.
    »Äußerst hilfreich.«
    »Weißt du«, meinte er, »während wir hier reden, habe ich die Füße hochgelegt und meinen Gürtel gelockert, und wenn ich mich umschaue, sehe ich meilenweit nichts als sauberen weißen Sand. Ich habe gerade einen Teller voll chile rellenos con mucho cerveza verdrückt. Eben habe ich einen donnernden Rülpser losgelassen, und es ist kein Mensch in der Nähe, der mich deswegen schief ansieht. Das ist toll, wenn du mich fragst.«
    Eine Stunde später meldete er sich wieder bei mir. »Ihr Name ist Allison Gwynn, und du kannst sie anrufen. Aber sie will definitiv nicht in irgendwelche Polizeigeschichten reingezogen werden.«
    »Kein Problem«, sagte ich.
    »Also«, meinte er, »wie läuft's denn sonst so?«
    »Alles bestens.«
    »Wir sollten mal zusammen essen gehen. Mit den Frauen. Wenn wir das nächste Mal in der Stadt sind.«
    »Gute Idee«, erwiderte ich. »Ruf mich an, Larry. Danke.«
    »Ist wirklich alles okay?«
    »Klar. Wieso fragst du?«
    »Weiß nicht. Du klingst ein bisschen… zögerlich. Aber vielleicht liegt's nur daran, dass wir so lange nicht mehr geredet haben.«
    Ich rief Dr. Allison Gwynns Nummer in Santa Monica an.
    Ein Anrufbeantworter begann seinen Spruch aufzusagen - Sie haben das Büro von… - doch als ich meinen Namen nannte, meldete sich eine sanfte weibliche Stimme.
    »Hier spricht Allison. Das ist ja witzig, dass Larry mich aus heiterem Himmel anruft und fragt, ob ich mit Ihnen reden würde. Ich habe gerade ein paar Artikel über Schmerztherapie gelesen, und ein oder zwei waren von Ihnen. Ich arbeite gelegentlich im Saint-Agnes-Hospiz.«
    »Diese Artikel sind längst überholt.«
    »Nicht wirklich«, meinte sie. »Die Menschen ändern sich nicht allzu sehr, und ihre Schmerzen auch nicht. Das meiste von dem, was Sie sagen, trifft immer noch zu. Wie dem auch sei; Larry sagte, Sie wollten etwas über Achievement House wissen. Es ist lange her fast zwanzig Jahre, dass ich mit dem Institut zu tun hatte.«
    »Das ist genau der Zeitraum, für den ich mich interessiere.«
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    Ich gab ihr die anonymisierte Beschreibung von Caroline Cossack.
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Larry hat mir versichert, dass Sie diskret sein würden.«
    »Absolut.«
    »Das ist sehr wichtig, Dr. Delaware. Hören Sie, ich kann jetzt nicht reden; in zwei Minuten kommt ein Patient, und danach habe ich eine Gruppensitzung im Hospiz. Heute Abend habe ich Vorlesung, aber dazwischen werde ich was essen, so gegen fünf vielleicht.
    Wenn Sie vorbeikommen möchten, hätte ich nichts dagegen. Ich gehe normalerweise ins Café Maurice auf dem Broadway, Nähe Sixth; das ist nicht weit vom Hospiz.«
    »Ich werde dort sein«, sagte ich. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar.«
    »Kein Problem«, meinte sie. »Hoffe ich jedenfalls.«
    Ich überstand den Nachmittag, indem ich zu lange zu schnell lief. Außer Atem und mit ausgedörrter Kehle schleppte ich mich die Stufen zu meiner Haustür hinauf, ging hinein und hörte den Anrufbeantworter ab. Zweimal aufgelegt, eine aufgezeichnete Reklame für verbilligte Hypotheken. Ich tippte *69 ein und verfolgte so die anderen beiden Anrufe zurück zu einer gehetzt klingenden Frau in East L. A., die nur spanisch sprach und sich gründlich verwählt hatte, und zu einer Boutique an der Montana Avenue, die wissen wollte, ob Robin Castagna Interesse an neuen

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