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Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Zenith , Fernando Pessoa
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Unternommene Reise nenne, so glaubt mir, geschieht dies nicht um einer klaren, schimmernden Prosa willen, noch um mich an ihr zu erfreuen – wenngleich ich sie gerne als eine letzte, zusätzliche Verfeinerung hätte, als einen sich dekorativ über meinen Traumszenarien senkenden Vorhang –, sondern um allem Inneren Äußerlichkeit zu verleihen, um alles Unverwirklichbare zu verwirklichen, um alles Widersprüchliche übereinstimmen zu lassen, und indem diese Prosa den Traum veräußerlicht, ihn ganz und gar Traum werden zu lassen, kraftvoll und rein. Deshalb schreibe ich, Stillstehender, der ich bin im Leben, Ziseleur von Ungenauigkeiten, Page, krank an meiner Seele und Königin, der ich in der Dämmerung nicht die Gedichte aus dem Buch meines Lebens vorlese, das aufgeschlagen auf meinen Knien liegt, sondern die Gedichte in meinen Gedanken, die ich vortäusche zu lesen und die sie vortäuscht zu hören, während draußen, irgendwo und irgendwie, der Abend – über dieser in mir in absoluter Wirklichkeit errichteten Metapher – das letzte leichte Licht eines geheimnisvoll spirituellen Tages mildert.

Selbstanalyse
    Wer das Leben falsch lebt, im Traum, lebt das Leben dennoch. Entsagen ist handeln. Träumen ist ein Eingestehen der Notwendigkeit zu leben; das wirkliche Leben wird durch das unwirkliche ersetzt als Ausgleich für den unbezähmbaren Lebenswillen.
    Was ist all das, wenn nicht eine Suche nach Glück? Und wer sucht schon nach etwas anderem?
    Haben beständiges Träumen und ununterbrochenes Analysieren mir etwas wesentlich anderes gegeben, als das Leben mir hätte geben können?
    Ich habe mich von den Menschen getrennt und mich dennoch nicht gefunden noch […]

    Dieses Buch ist ein einziger Seelenzustand, von allen Seiten analysiert, in alle Richtungen durchforstet.
    Hat mir dieses Verhalten wenigstens etwas Neues gebracht? Nicht einmal diesen Trost habe ich, nicht im geringsten. All dies findet sich bereits bei Heraklit und im Ecclesiastes: Das Leben ist ein Kinderspielzeug, vergessen im Sand … Eitelkeit und Ärgernis des Geistes … Und bei dem armen Hiob in nur einem Satz: Meine Seele ist meines Lebens müde.

    Ich höre mich träumen. Wiege mich ein mit dem Klang meiner Bilder … Unbekannte Melodien, die sich mir entschlüsseln […]
    Der Klang eines bilderreichen Satzes wiegt so viele Gesten auf! Eine Metapher tröstet über so vieles hinweg!
    Ich höre mich … In mir sind Feierlichkeiten … Festzüge … Es glitzert in meinem Überdruß … Maskenbälle … Ich bin geblendet von meiner Seele …
    Kaleidoskop bruchstückhafter Bildfolgen […]
    Pomp zu intensiv gelebter Empfindungen … Königliche Lager in verlassenen Schlössern, Geschmeide toter Prinzessinnen, durch Schießscharten erspähte Buchten; Ehre und Macht werden ohne Zweifel kommen, die Glücklichsten werden im Exil ein Ehrengeleit haben … Schlafende Orchester, Fäden aus […] Seiden säumend …

    Bei Pascal:
    Bei Vigny: In dir […]
    Bei Amiel, so vollständig bei Amiel:
    … (einige Sätze) …
    Bei Verlaine und den Symbolisten:

    Ich bin so krank in mir … Sie ist nicht einmal ansatzweise originell, diese Krankheit … Ich halte es wie viele vor mir … Ich leide auf eine schon so [?] alte Art des Leidens … Wozu nur denke ich all diese Dinge, wenn schon so viele sie gedacht und durchlitten haben? …
    Und dennoch, aber ja, etwas Neues habe ich gebracht. Auch wenn ich nicht verantwortlich dafür bin. Es kam aus der Nacht und glänzt in mir wie ein Stern … All mein Bemühen hat es weder entstehen noch vergehen lassen können … Ich bin eine Brücke zwischen zwei Geheimnissen, wie entstanden, weiß ich nicht …

Der See des Besitzens I
    Besitz ist für mich ein absurder See – sehr groß, sehr dunkel, sehr seicht. Er wirkt nur tief, da sein Wasser schmutzig ist.
    Der Tod? Aber der Tod ist mitten im Leben. Sterbe ich ganz und gar? Ich weiß nichts vom Leben. Überlebe ich mich? Ich bin noch am Leben.
    Der Traum? Aber der Traum ist mitten im Leben. Leben wir den Traum? Wir leben. Träumen wir ihn nur? Wir sterben. Und der Tod ist mitten im Leben.
    Das Leben verfolgt uns wie unser eigener Schatten. Nur wenn alles Schatten ist, ist kein Schatten. Das Leben verfolgt uns nur dann nicht, wenn wir uns ihm ausliefern.
    Das Schmerzhafteste am Traum ist das Nicht-Existieren. Man kann also wirklich nicht träumen.

    Was heißt besitzen? Wir wissen es nicht. Wie ist es dann möglich, etwas besitzen zu

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