Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen
konnten.
Und Victoria ins Bett zu ihrem Ehemann, der dank seiner skrupellosen Gattin friedlich und traumlos schlief.
Die Wut auf sich selbst beflügelte ihren Kampfgeist während der beiden anderen kurzen Zusammenstöße. Leise und wirkungsvoll brachten sie die Vampirhorde zur Strecke, die es gewagt hatte, in einer Nacht, in der sie und Max patrouillierten, die Vauxhall Gardens unsicher zu machen.
Auf dem Rückweg zu Max’ Kutsche hielt Victoria sich den verletzten Arm, der pochte und brannte und seinen Schmerz bis in ihre Schulter ausstrahlte. Sie ging hinter Max her, der sich nicht die Mühe machte, seine langen Schritte ihren kürzeren anzupassen.
Erst als sie in der Kutsche saßen, jeder in seiner eigenen Ecke, bemerkte er, dass sie ihren Arm umklammerte. Er klopfte gegen die Decke, und sobald die Kutsche mit einem Ruck anfuhr, fragte er: »Was ist mit Ihrem Arm?«
Noch bevor sie antworten konnte, schnupperte er in der Luft, dann beugte er sich vor und zog ihre Hand weg. »Verdammt noch mal, Ihr ganzer Ärmel ist blutdurchtränkt!«
»Die Wunde war recht nützlich, um die Vampire anzulocken. Wir waren wesentlich schneller fertig, als ich erwartet hatte.«
»Ziehen Sie den Mantel aus. Sie bluten ja alles voll, inklusive meiner Sitze.«
Victoria schaute ihn finster an, gehorchte jedoch. Es tat höllisch weh, als sie den engen Ärmel über ihren Arm zog und dann den Ellbogen beugte, um die andere Seite auszuziehen. Ihr wei ßer Hemdsärmel war von der Schulter bis zum Handgelenk dunkel vor Blut. Max warf einen Blick darauf und fluchte. »Zum Teufel noch mal, Victoria, warum haben Sie nichts gesagt? Wie ist das passiert?«
»Einer der drei, die aus dem Gebüsch sprangen, hatte ein Messer, und er hat mich überrascht.«
Leise Verwünschungen ausstoßend, kramte Max in einer kleinen Schublade unter seinem Sitz herum. Als er sich wieder zurücklehnte, hielt er ein Bündel weißen Stoffs, einen kleinen Tiegel und ein Messer in den Händen.
Mit schnellen, zornigen Bewegungen schlitzte er mit dem sauberen Messer den Ärmel ihres Hemds von der Schulter bis zum Handgelenk auf, dann zog er ihn auseinander, um ihren Arm freizulegen. »Halten Sie still.« Er betupfte die Wunde mit einem Stück des Stoffs, dann presste er es dagegen und sagte: »Drücken Sie das hier für eine Minute darauf. Die Blutung lässt schon nach.«
Während sie die Kompresse festhielt, öffnete er den kleinen Tiegel. Der Geruch von Rosmarin und noch etwas anderem, das sie nicht identifizieren konnte, erfüllte die Kutsche, und als Max den Stoff wegzog, ließ sie die freie Hand in den Schoß sinken. »Halten Sie das.« Er drückte ihr den Tiegel in die offene Handfläche, dann schöpfte er mit groben Fingern etwas von der kühlen, dicken Paste heraus und verstrich sie entlang der Wundränder, bevor er ihren Arm nicht allzu sanft mit mehreren weißen Stoffstreifen umwickelte. Victorias Finger begannen zu kribbeln, als ihnen das Blut abgeschnürt wurde, aber sie sagte nichts.
Sie hatten St. Heath’s Row schon fast erreicht, als Max den unbenutzten Stoff und den Tiegel wieder in der Schublade verstaute und sich zurücklehnte. »Sie sollten besser anfangen, sich eine gute Geschichte einfallen zu lassen, Victoria, weil es nämlich verdammt schwer werden wird, Ihrem Mann das hier zu erklären.«
Kapitel 22
Überfall auf das Bridge and Stokes
Phillip fand seine Gemahlin bereits am Frühstückstisch vor, als er am Morgen nach ihrem Theaterbesuch die Treppe herunterkam. Er fühlte sich benommen und träge, und das, obwohl er nach einem befriedigenden Liebespiel länger geschlafen hatte als üblich.
»Guten Morgen, Liebes.« Er atmete den Duft von knusprigem Speck und Eiern ein. Da sie allein im Esszimmer waren, beugte er sich hinunter, um ihr einen Kuss auf den Nacken zu hauchen, dann sagte er: »Ich war sehr enttäuscht, mein Bett so leer vorzufinden. Weshalb bist du so zeitig aufgestanden?«
»Ich bin früh aufgewacht und wollte dich nicht stören«, erklärte sie. Aber die dunklen Schatten unter ihren Augen erzählten eine andere Geschichte.
»Ich muss wohl wie ein Stein geschlafen haben, nachdem ich nicht gehört habe, wie du aufgestanden bist.« Während er seinen Teller belud, fragte er sich, weshalb ihr Gesichtsausdruck so zurückhaltend war. »Ich kann mich nicht daran erinnern, mich auch nur einmal bewegt zu haben, nachdem ich ins Bett gesunken bin. Tatsächlich glaube ich, dass ich in exakt derselben Lage aufgewacht bin, in der
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