Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen
treffen solltest, könntest du versuchen, ob sich nicht eine Zusammenarbeit erwirken lässt. Das wäre möglicherweise zu unserem Nutzen.«
Damit wusste Victoria, dass sie ihren Besuch im Silberkelch nicht länger aufschieben durfte.
Sie würde heute Nacht gehen.
Kapitel 15
Miss Grantworth bekommt Kopfweh
Zum Silberkelch zu gelangen gestaltete sich nicht ganz so einfach, wie Victoria sich das vorgestellt hatte.
Ihr war nämlich völlig entfallen, dass ihr Verlobter sie an diesem Abend ins Theater ausführen wollte. Und sie hatte sich so sehr darauf gefreut, die neueste Interpretation von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung zu sehen!
Victoria redete sich ein, dass das seltsame Kribbeln in ihrem Bauch nicht damit zusammenhing, dass sie Sebastian wiedersehen würde, sondern von ihrer Befürchtung herrührte, dass Phillip ihr möglicherweise nicht glauben würde, wenn sie direkt nach Ende der Vorstellung Kopfschmerzen vortäuschte.
Auf diese Weise könnte sie das Stück sehen, müsste dann jedoch sofort nach Hause zurückgebracht werden, anstatt im Anschluss einen Ball zu besuchen oder einen Spaziergang durch Covent Garden zu machen. Der Vorhang würde sich um halb acht heben und die Aufführung gegen elf vorüber sein.
Wenn Barth um Mitternacht mit seiner Droschke auf sie wartete, hätte Victoria ausreichend Zeit, dem Silberkelch einen Besuch abzustatten, nach Hause zu fahren und noch mehrere Stunden zu schlafen, bevor die Anprobe ihres Brautkleides stattfand.
Perfekt.
Und es funktionierte tatsächlich nach Plan. Weder waren im Drury Lane Theatre Vampire anwesend, noch verspürte Victoria während der Hin- und Rückfahrt auch nur den leisesten Hauch eines Fröstelns im Nacken. Irgendwie schien es seit der Auseinandersetzung im Redfield Manor eine geringere Anzahl von Vampiren zu geben, sodass Victoria sich allmählich fragte, ob sie und Max am Ende einen Großteil von Liliths Armee vernichtet hatten. Vielleicht war die Vampirkönigin untergetaucht, um sich die Wunden zu lecken, oder hatte, noch besser, das Land verlassen.
»Bist du sicher, dass ich nichts für dich tun kann?«, erkundigte sich Phillip, als er sie den Gehweg zum Grantworth House hinaufgeleitete. Er war unverkennbar enttäuscht, dass ihr Abend
nun so kurz ausfiel, doch reagierte er genau mit der Liebenswürdigkeit und Besorgnis, die sie von ihm erwartet hatte.
»Ich danke dir, Liebling, aber ein wenig Ruhe und eine Tasse von Verbenas Pfefferminztee sind im Moment alles, was ich brauche. Morgen bin ich bestimmt wieder quicklebendig. Und das sollte ich auch besser sein, denn Madame LeClaire besucht mich für eine Anprobe.«
Jimmons öffnete ihnen die Tür, und Phillip folgte Victoria über die Schwelle. »Nun, mein Schatz, ich würde alles darum geben, das zu sehen.« Sein Lächeln, das warm und verschmitzt war, deutete an, dass auch er wusste, wie bald sein Wunsch in Erfüllung gehen würde.
Er sah sich kurz um, wie um sich davon zu überzeugen, dass der Butler sich wirklich zurückgezogen hatte, dann umfasste er ihre Schultern, und Victoria trat unter dem sanften Druck seiner Finger an ihn heran. Ihre Brüste streiften die Knöpfe seines Mantels, und die Falten ihres Rocks legten sich um und zwischen seine Beine, während einer ihrer Füße zwischen seine glitt.
Eine weitere Bewegung seiner Hände brachte sie noch näher zusammen, und ihr stockte der Atem, als sich ihre Hüften, Schenkel und Füße gleichzeitig berührten. Und dann die Münder. Warm, feucht und zärtlich küsste er sie.
Victoria war sich sicher, dass sich, wenn sie wirklich an Kopfweh gelitten hätte, dieses ebenso leicht in Wohlgefallen auflösen würde, wie es ihre Gedanken jetzt taten.
»Ich weiß, dass du dich nicht gut fühlst«, murmelte er an ihren Lippen, als sie Stirn an Stirn innehielten, »aber ich kann nicht widerstehen.« Seine Nase strich an ihrer entlang, als er sich nach unten beugte, um sie wieder zu küssen.
Als er sie schließlich ebenso sanft wegschob, wie er sie zuvor an sich gezogen hatte, öffnete Victoria die Augen. Sie musste blinzeln, um sie scharf zu stellen, dann stellte sie mit köstlicher Befriedigung fest, dass seine ohnehin schon schwerlidrigen Augen nun noch schläfriger wirkten. Er sah aus, als wollte er mit einer Leichtigkeit und Behaglichkeit in ihre Arme zurückschlüpfen, als wären sie ein Federbett. Nur wärmer. Und einladender.
»Gute Nacht, Phillip«, hörte sie sich selbst sagen, als er, noch immer ihre Hand haltend,
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