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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
Autoren: Colleen Gleason
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das sie gewählt hatte, und Victoria war nicht verbittert darüber. Sie hatte es aus den richtigen Gründen getan, und die Freiheit, die es ihr bot, die Dinge, die sie lernte, die Fähigkeit, sich auf sich selbst verlassen und sich selbst schützen zu können, waren Entschädigung genug.
    Aber es gab Zeiten, so wie jetzt, während sie ihre glückliche Freundin betrachtete, in denen ihr bewusst wurde, welch großes Opfer sie gebracht hatte.
    »Lady Rockley, ist Ihnen nicht wohl?«, erkundigte sich George Starcasset, der vom Pianoforte aufgestanden und an ihre Seite getreten war. »Möchten Sie vielleicht auf die Veranda gehen, um etwas frische Luft zu schnappen? Sie wirken ein wenig erhitzt.«
    »Nein danke, Sir. Ich fürchte, ich bin einfach erschöpft von der Reise. Ich sollte mich jetzt lieber entschuldigen und mich auf mein Zimmer zurückziehen.«
    »Natürlich.Vielleicht fühlen Sie sich morgen früh besser. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
    Victoria verabschiedete sich von den anderen, dann verließ sie das Fest, das noch immer in vollem Gange war. Das Letzte, was sie bemerkte, waren Miss Berkley und Sebastian, die in trauter Zweisamkeit in der Ecke bei den Whist-Karten saßen, und Mr. Starcassets sanfte blaue Augen, die beobachteten, wie sie hinausging.
    Zurück auf ihrem Zimmer half Verbena ihr, sich bettfertig zu machen. Sie schien die nachdenkliche Stimmung ihrer Herrin nicht zu bemerken, sondern füllte die Stille mit munteren Beobachtungen über die männliche Spezies der Claythorne’schen Dienerschaft. Einer davon schien es ihr besonders angetan zu haben, und so erging sich Verbena während der ganzen Zeit, die es dauerte, die Nadeln aus Victorias Haar zu entfernen, es auszukämmen
und zu einem handgelenkdicken Zopf zu flechten, in romantischen Schwärmereien über den Hilfsbutler.
    »Das wäre alles für heute.«Victoria schlüpfte unter die Decken. »Nun fort mit dir, und sieh zu, dass du den eindrucksvollen John Golon irgendwo aufspürst, um ihn ein wenig mit den Wimpern anzuklimpern.«
    Obwohl sie sich relativ früh von dem geselligen Beisammensein zurückgezogen hatte, glaubte Victoria nicht, leicht in den Schlaf finden zu können. Doch das Nächste, das sie bewusst wahrnahm, war, dass sie von einem plötzlichen Absenken der Matratze geweckt wurde.
    Dann war sie hellwach, als sie die Bewegungen eines großen Körpers neben ihrem bemerkte und Hände, die nach ihr tasteten.
    »Lady Rockley.Vi’toria.«
    Zusammen mit ihrem leise gemurmelten Namen wehte ein alkoholischer Dunst zu ihr herüber. Er war so stark, dass Victoria den Kopf wegdrehte und den Atem anhielt. Eine Hand strich über ihr Gesicht, eine andere über ihren Arm... beunruhigend nahe an ihrem Busen.
    »Mr. Starcasset? Was tun Sie hier?« Sie entzog sich ihm, glitt aus dem Bett und zündete eine Kerze an. Im Schein der Flamme sah Victoria, wie der Mann zwischen den Laken herumwühlte, bevor er das Gesicht hob und sie mit glasigen Augen anstierte.
    »V’toria... wenn ich Sie so n-nennen darf«, stotterte er und ließ die Silben in einem seltsamen Rhythmus ineinanderfließen. »Ich wusste es... Ich hab die Zeichen erkannt...«
    »Mr. Starcasset, ich habe zwar keine Ahnung, wovon Sie sprechen, aber ich fürchte, hier liegt ein Irrtum vor.« Victoria musste fast lachen über den verträumten, ernsthaften Ausdruck auf seinen Zügen. Vielleicht hätte sie sich beleidigt fühlen sollen von
dem unangemessenen Verhalten des Mannes, aber im Moment wirkte er derart harmlos und benebelt, dass sie das Ganze eher amüsant fand. Der überaus tugendhafte George Starcasset wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass sein betrunkenes Ich ihn mitten in der Nacht in das Schlafzimmer einer Dame geführt hatte.
    Andererseits war so etwas ein typisches Vorkommnis für eine Wochenendgesellschaft wie diese. Victoria machte sich keine Illusionen über den Zweck derartiger Festlichkeiten, die auf einem Landgut abgehalten wurden - sie waren oft die perfekte Gelegenheit für heimliche Stelldicheins. Aber aus irgendeinem Grund konnte sie sich George Starcasset einfach nicht als jemanden vorstellen, der auf der Suche nach einem romantischen Tête à-tête heimlich durchs Haus schlich.
    Es schien eher so, als hätte er eine übergroße Menge Kognak genossen, nachdem sie nach oben gegangen war.Vielleicht hatte er sich Mut antrinken wollen... Oder er hatte einfach zu viele Partien Whist gespielt.
    Oder vielleicht hatte er sich auf dem Weg zu seinem Zimmer
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