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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
Autoren: Colleen Gleason
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Gwendolyn.
    »Ich verbrachte viel Zeit in Venedig bei Byron, bis sich unsere Wege dann vor ein paar Monaten trennten. Er war der Meinung, die Dienste eines persönlichen Leibarztes nicht länger zu benötigen«, fügte er mit einem selbstironischen Lächeln hinzu. »Ich habe das ganze Land bereist, bevor ich kurz vor Jahresbeginn nach London zurückkehrte.«
    Victorias Aufmerksamkeit wurde von dem zum Schriftsteller mutierten Arzt auf Starcasset gelenkt, als dieser sich nah zu ihr neigte und sagte: »Ich verspreche Ihnen, Lady Rockley, dass die Gentlemen die Damen nach dem Essen nicht lange allein im Salon lassen werden. Ich hoffe, dass Sie mir auf eine Partie Whist Gesellschaft leisten, denn meine Schwester nennt Sie eine verteufelt gute Spielerin!«
    »Tut sie das?«, erwiderte Victoria, während sie sich zu erinnern versuchte, ob sie je mit Gwendolyn Whist gespielt hatte. Sie hielt es für unwahrscheinlich, deshalb fragte sie sich nun, ob Mr. Starcasset
sie möglicherweise mit einer anderen Dame verwechselte oder ob er lediglich versuchte, eine Verbundenheit mit ihr herzustellen. Sie unterdrückte ein Lächeln und sah ihn stattdessen unter bescheiden gesenkten Lidern hervor an. »Es würde mich sehr freuen, Ihre Partnerin beim Whist zu sein - allerdings nur, wenn Sie im Gegenzug zustimmen, für uns zu singen, während Gwendolyn am Pianoforte sitzt. Sie hat mir schon so oft von Ihrer schönen Stimme erzählt!«
    Er lächelte sie mit weißen Zähnen und einem warmen Ausdruck in den Augen an. »Ich denke, ich muss Sie für diese Übertreibung rügen, Madam, denn Gwendolyn erlaubt es ihren Geschwistern nur selten, zu singen, während sie spielt... Aber ich werde den Versuch gerne wagen, im Austausch gegen Ihr glückliches Händchen beim Kartenspiel.«
    Wie sich herausstellte, hielt Starcasset sein Versprechen und ließ den Herren, nachdem man sich nach dem Abendessen getrennt hatte, kaum dreißig Minuten, um sich an Brandy und Zigarren gütlich zu tun, bevor er sie zurück zu den Damen in den Salon brachte. Es folgte eine lebhafte Runde Whist, bei der er und Victoria Partner gegen Miss Berkley und Mr.Vandecourt waren.
    Victoria, die entgegen Starcassets Behauptung nicht gerade berühmt war für ihr meisterliches Kartenspiel, schaffte es, sich nicht zu blamieren... selbst als Sebastian hinter ihr auftauchte und über ihre Schulter spähte, so als wollte er feststellen, ob ihr mittelmäßiges Spiel auf schlechte Karten oder mangelndes Können zurückzuführen war.
    Es war durchaus auch möglich, dass er die Gelegenheit nutzte, in das Mieder ihres Kleides zu linsen, denn er stand eine ganze Weile hinter ihr; andererseits wusste er bereits, was genau es verbarg,
deshalb bezweifelte sie eigentlich, dass er ganz so lange hätte starren müssen.
    Victoria merkte, dass sie rot wurde bei der Erinnerung, wie der Mann hinter ihr - der dem äußeren Anschein nach ein Fremder für sie war - tatsächlich seine langgliedrigen Finger auf ihrer Haut gehabt hatte. Und sie hatte es zugelassen.
    »Ich denke, ich habe für heute genug Whist gespielt«, erklärte sie ruhig, nachdem die letzte Runde der zweiten Partie zu Ende war. »Vielleicht werden Gwendolyn und ihr Bruder uns nun ein wenig auf dem Pianoforte unterhalten.«
    Die Geschwister Starcasset beugten sich ihrem Wunsch, und wenig später gingen ihre reizenden Duette in flottere Volkslieder über. Die anderen stimmten in den Gesang mit ein, tranken mehr Brandy und Sherry, und bald schon waren Gwendolyns Wangen zart gerötet, während Miss Berkley Sebastian unübersehbar schöne Augen machte und Victorias Stimmung heiterer war als seit Monaten.
    Aber als sie sah, wie Mr.Vandecourt es sich neben Gwendolyn bequem machte und ihr eifrig dabei half, die Kissen, auf denen sie saß, neu zu arrangieren, während er sie mit einem warmen Ausdruck in den Augen anblickte, überrollte Victoria eine Welle der Einsamkeit. Genau so war Phillip gewesen. So freundlich, so aufmerksam, so attraktiv... Sie hatte ihn viel zu früh verloren.
    Selbst im Fall, dass sie diese Trauer irgendwann verarbeiten könnte, die sie hinterrücks überfiel und ihr den Hals zuschnürte, wenn sie es am wenigsten erwartete, wenn sie glaubte, sie unter Kontrolle zu haben, würde sie nicht daran denken können, einen neuen Ehemann zu finden oder Kinder zu haben. Sie würde niemals wie Gwendolyn sein können, die glücklich verliebt war, eine Familie gründen wollte, sich auf die nächste Saison freute.
    Dies war das Leben,
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