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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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von den anderen Gästen weg und zu dem Porträt, das ihr Interesse geweckt hatte.

    Victoria hielt ihn während der nächsten Minuten, in denen sie auf das Eintreffen der letzten Dinnergäste warteten, bewusst in ein Gespräch verwickelt. Während sie fortfuhr, ihm Fragen über dieses Bild, jene Vase oder die Statue auf dem Tisch dort drüben zu stellen, behielt sie aus dem Augenwinkel Sebastian im Blick.
    Er beobachtete sie, ohne es sich anmerken zu lassen, indem er jedes Mal, wenn er sein Glas hob, den Blick zu ihr schweifen ließ. Anstelle des Fröstelns im Nacken, das sie verspürte, wenn ein Vampir sie fixierte, nahm Victoria Sebastians auf sie gerichtete Aufmerksamkeit als unaufhörliches Kribbeln zwischen den Schulterblättern wahr. Es wurde begleitet von einem ungewohnten Ziehen in ihrem Bauch. Sie und Sebastian hatten noch eine Rechnung offen.
    Als es an der Zeit war, in den Speisesaal zu gehen, blieb Starcasset an ihrer Seite und geleitete sie zu einem Stuhl zwischen seinem eigenen und Dr. Polidoris. Sebastian saß auf der anderen Seite und am entlegenen Ende des Tisches neben Miss Berkley und Gwendolyn.
    »Ich hatte das Vergnügen, Ihr Buch zu lesen, Dr. Polidori.« Victoria streifte die Handschuhe ab und legte sie ordentlich gefaltet auf ihren Schoß. Sie hatte Der Vampyr schon gelesen, bevor sie ihre Berufung zum Venator erhalten hatte. »Es ist recht einzigartig, da die meisten anderen Geschichten über Vampire diese als durch und durch verdorbene, minderwertige Kreaturen beschreiben, während Ihr eleganter und charmanter Lord Ruthven mühelos seinen Platz in der guten Gesellschaft finden könnte. Wie sind Sie eigentlich zu dieser anderen Betrachtungsweise gelangt?«
    »Tatsächlich war das Byrons Verschulden. Ich besuchte ihn zusammen mit Shelley und dessen Frau in der Schweiz, und sie dachte sich einen Wettstreit aus, bei dem jeder von uns eine Geschichte
über ein übernatürliches oder monströses Wesen schreiben musste. Byron versuchte sich ein wenig an dem Thema, dann ging er zu etwas anderem über, doch da die Idee mein Interesse geweckt hatte, beschloss ich, sie weiterzuverfolgen.« Polidoris Antwort war so glatt, als hätte er sie schon viele Male gegeben. Sein Haar war eine dichte Masse schwarzer Locken, die keine noch so große Menge an Pomade bändigen konnte. Sie umrahmten sein rundes, jugendliches Gesicht und kringelten sich in alle Richtungen. Doch trotz seiner ungezwungenen Worte und Körperhaltung lag in seinen Augen eine Wachsamkeit, so als wäre er über irgendetwas beunruhigt.
    »Sie schreiben mit solcher Überzeugungskraft, Dr. Polidori. Denken Sie, dass Vampire tatsächlich existieren? Dass sie sich frei unter uns in der Gesellschaft bewegen? Könnte irgendeiner der anwesenden Aristokraten in Wahrheit ein Vampir sein?« Mrs. Manley, Gwendolyns Tante, die Polidori gegenübersaß, wirkte reichlich entsetzt bei der Vorstellung, ein Vampir könnte sich mit ihnen am Tisch befinden.
    Victoria weigerte sich, mit Sebastian Blicke zu tauschen, auch wenn er es versuchte. Sie hoffte wirklich für die alte Dame, dass sie nie einem Vampir begegnen würde, ob nun in der besseren Gesellschaft oder anderswo. »Es müsste schon ein Aristokrat sein, der sein Gesicht nie bei Tage zeigt«, erklärte Victoria lächelnd. »Dr. Polidori zufolge meiden sie das Sonnenlicht. Falls sie sich ihm doch aussetzten, müssten sie wohl eines grässlichen Todes sterben... Oder würden sie nur Verbrennungen davontragen?«
    »Ich glaube, dass sie schreckliche Verbrennungen erleiden, aber sie würden vermutlich nicht sterben, es sei denn, sie müssten sich übermäßig lange im Licht aufhalten.«
    »Und was ist mit Feuer?«, fragte Victoria, die gerade an den
letzten Sommer dachte, als sie und Max zusammen mit Vampiren in einem brennenden Gebäude gefangen gewesen waren. »Würde sie das ebenfalls verbrennen?«
    Polidori wischte sich ein paar Krümel aus dem Mundwinkel. »Die Flammen eines Feuers können einem Vampir nichts anhaben, zumindest« - er lachte leise - »in meiner Vorstellung nicht.«
    Und in der Realität ebenso wenig. Victoria fand es bemerkenswert, wie akkurat Polidoris Wissen über die blutrünstigen Kreaturen war.
    »Dr. Polidori ist vor kurzem aus Italien zurückgekehrt.« Sebastians Bemerkung war an Miss Berkley gerichtet.
    »Italien? Dort bin ich nie gewesen, aber ich habe gehört, dass Rom und Venedig sehr schöne Städte sein sollen. Welchen Teil Italiens haben Sie denn bereist?«, fragte

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