Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
sterblicher Mann war keine Gefahr für sie.
»Ich war davon ausgegangen, dass du nicht nur London, sondern auch deinen Status als Venator hinter dir gelassen hättest. Aber vielleicht trägst du die vis bulla ja nur, um dich vor blind verliebten Verehrern wie Mr. Starcasset zu schützen.«
»George« - sie benutzte seinen Vornamen absichtlich - »wäre
nicht blind verliebt, wenn du deine eleganten Finger von dem ganzen Durcheinander gelassen hättest.«
»Du findest meine Finger also elegant?« Ein Lächeln blitzte über sein Gesicht. »Gleich zwei Komplimente in einer Nacht … wie gänzlich unerwartet.«
»Ich habe meinen Status als Venator nicht aufgegeben.Warum sollte ich das tun?«
Er zuckte nonchalant mit den Schultern. »Ich dachte, dass du vielleicht beschlossen hättest, dich von all dem abzuwenden, nachdem Rockley starb. Schließlich hattest du deine Pflicht erfüllt, und was ist geschehen? Du hast die Liebe deines Lebens verloren.«
»Mich von all dem abwenden? Die Frage ist nicht, ob ich das tun würde, sondern wie ich mich vor der Erfüllung meiner Pflicht drücken könnte. Nachdem ich das Böse, das von den Vampiren ausgeht, mit eigenen Augen gesehen habe. Wie könnte ich? «
Sie merkte, dass er noch näher gekommen war. Sie sah seine langen, dichten Wimpern und die schmale Kuhle seines Grübchens, das kaum sichtbar war, wenn er, so wie jetzt, nicht lächelte. »Es gibt immer eine Wahl,Victoria.«
»Ich habe meine getroffen. Ich werde mich nicht abwenden. Nichts könnte mich jetzt, da Phillip fort ist, noch dazu bringen.«
»Nichts?« Das Wort hing zwischen ihnen, so als ob Sebastian die Wahrheit in ihren Augen erkannte und trotzdem hoffte, sie daraus verbannen zu können. Doch Victoria hielt seinem Blick trotzig stand.
»Nichts.«
Seine Schultern hoben und senkten sich, als er tief ein- und dann langsam wieder ausatmete. »Du bist wirklich eine bewundernswerte Frau, meine Liebe.Vielleicht sogar eine Nummer zu
groß für mich.« Ruhig und gemächlich griff er wieder nach ihr und schloss die Finger um ihr Handgelenk. »Was ist das, das du die ganze Zeit über darin verbirgst?«
Wieder entzog sie sich ihm, dieses Mal jedoch nicht ganz so brüsk. Seine Finger waren überraschend kraftvoll; sie hatte Mühe, seinen Griff zu brechen. Und dann öffnete sie die Hand, damit er das glänzende Amulett darin sehen konnte. »Ich bin froh, dass du fragst. Gehört das hier nicht dir?«
Er nahm es, betrachtete es flüchtig, dann richtete er den Blick wieder auf sie. Noch immer stand er so nah, dass sie die vereinzelten goldbraunen Haare am Rand seines Ärmelaufschlags sehen konnte. »Weißt du, was das ist?«
Sie schüttelte den Kopf, und sein Ausdruck entspannte sich ein wenig.
»Aha.Warum schreibst du es mir zu, wenn du gar nicht weißt, was es ist?«
»Ich fand eines im Silberkelch und dann ein zweites hier. Du bist das einzige Verbindungsglied zwischen beiden Orten.«
»Und so bist du zu dem Schluss gelangt, dass das hier meines ist. In diesem Fall werde ich vielleicht beschließen, mich nicht beleidigt zu fühlen. Du sagst, du hast so eines im Silberkelch entdeckt? Wann? Wo?«
Sie erklärte es ihm und erwähnte dabei auch, dass sie dort einen Dämon angetroffen und geköpft hatte.
»Ein Dämon? Zusammen mit einem Vampir?« Er trat ein Stück von ihr weg und durchbrach damit die Intimität, die seine Nähe erzeugt hatte. »Nedas geht wirklich kein Risiko ein.«
»Wirst du mir jetzt sagen, was es ist, oder willst du weiterhin über Dinge sprechen, die ich nicht verstehe - und gegen die ich daher auch nichts ausrichten kann?«
»Ungeduldig wie immer, nicht wahr?« Ein flüchtiges Lächeln brachte sein Grübchen zum Vorschein; dann verschwand es, als seine Miene wieder ernst wurde. »Dieses Amulett gehört einem Mitglied der Tutela. Weißt du irgendetwas über die Tutela?«
»Nein.«
»Die Tutela ist ein Geheimbund, und zwar ein uralter. Jahrhunderte alt, wie ich gehört habe. Sie wurde in Rom begründet, vermutlich in den Katakomben dort, direkt neben den Christen, falls du die Ironie erkennen kannst.«
Er stand ihr gegenüber auf dem Balkon, als er nun aus seinem Mantel schlüpfte und das dunkle Tuch in die Dunkelheit zu seinen Füßen gleiten ließ. Sein weißes Hemd, das zugeknöpft aber ohne Krawatte war, fing das Mondlicht ein und schimmerte leicht in der Finsternis, die ihn umgab. »Oh, keine Sorge, ich habe nicht vor, über dich herzufallen. Aber dieser Mantel ist ziemlich beengend,
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