Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
wieder zu ihm umgedreht haben. »Was weißt du schon darüber, wie man Vampire bekämpft?«
»Mehr als du, was wie es aussieht ziemlich wenig ist.«
Vermutlich war es gut, dass Victoria an diesem Punkt eindöste, sodass sie Verbenas Antwort nicht hörte. Sie bekam nichts mehr
mit, bis weiteres Geschaukel und dann ein plötzliches Schlingern ihr verriet, dass sie den Kai erreicht haben mussten.
Sie sagte Verbena, dass sie laufen konnte, und stellte es anschließend unter Beweis. Das gesalzene Weihwasser hatte bereits zu wirken begonnen, und obwohl sie schwach, verletzt und erschöpft war, wusste sie, dass es ihr schon am nächsten Tag besser gehen würde.Venatoren erholten sich schnell und mühelos, selbst von Vampirbissen.
In ihrer Villa angekommen, bestand Verbena jedoch darauf, dass Victoria sich in ihr Zimmer zurückzog, um sich dort waschen und umkleiden zu lassen, anstatt Eustacia eine Nachricht zu schicken.
»Oliver wird ihr Bescheid geben, während wir Sie in Ordnung bringen.«
Victoria gab es nicht gerne zu, aber sie war erschüttert von ihrem Erlebnis, und obwohl sie wusste, dass sie schon sehr bald körperlich wieder auf der Höhe sein würde, zitterten ihr die Finger, und ihr Magen krampfte sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen, wenn sie daran dachte, wie die Vampire inmitten des süßlichen Rauchs, ihrer Benommenheit und des unerbittlichen Gesangs über sie hergefallen waren.
Sie war im Anschluss an Verbenas liebevolle Fürsorge eingeschlafen und, dem Stand der Sonne vor ihrem Fenster nach zu urteilen, erst viele Stunden später wieder erwacht. Nachdem sie unter ihrer leichten Decke hervorgekrochen war, begutachtete sie den angerichteten Schaden.
Sie zählte acht Bisswunden und dann noch sechs weitere, die eher Risse waren und sich wie gezackte Furchen über Hals und Schultern zogen. Das Blut war abgewaschen worden, aber um die Male herum zeigten sich bereits dunkelviolette und
schwarze Hämatome.Victoria berührte einen der Bisse, und da wurde ihr plötzlich bewusst, wie nahe sie daran gewesen war, zu sterben.
Sie fragte sich, was wohl mit den anderen Frauen geschehen war. Hatte man sie in Stücke gerissen, oder waren sie nach ihrem Trauma freigelassen worden?
Sie hätte sie nicht retten können; sie war kaum in der Lage gewesen, sich selbst zu retten. Aber die Ahnung, dass sie einen entsetzlichen, qualvollen Tod gestorben waren, nagte an ihr. Sie war ein Venator. Ihre Aufgabe war es, Menschen das Leben zu retten, indem sie Dämonen und Vampire davon abhielt, es ihnen zu nehmen. Sie hatte letzte Nacht versagt.
Hatte hilflos zusehen müssen, wie es geschah.
Sie war zu spät gekommen, um Polidori zu retten; aber zumindest hatte sie es versucht.
Doch sie hatte nicht versucht, die Frauen zu retten.
Victoria wandte sich vom Spiegel ab, wusch sich das Gesicht und strich sich mit feuchten Händen die einzelnen Strähnen nach hinten, die sich beim Schlafen aus ihrem Zopf befreit hatten.
Am Fuß der Treppe traf sie auf den italienischen Butler - ein vertrauenswürdiges Mitglied von Eustacias Haushalt -, der mit einer knappen Verbeugung verkündete: »Ihre Tante und zwei Herren erwarten Sie im Salon, Signora .«
Zwei Herren?
Victoria eilte zum Salon und öffnete die Tür.
Es war nicht Max. »Was tust du hier?« Sie blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen.
»Verflucht noch eins,Victoria!« Sebastian stand auf und kam auf sie zu, dann verharrte er mitten im Zimmer. »Deine Zofe
sagte bereits, dass du verletzt wurdest, aber dass es so schlimm ist, hat sie verschwiegen.«
»Was macht er hier?«, fragte Victoria ihre Tante und setzte sich, ohne Sebastian zu beachten, auf den Diwan neben ihr. Natürlich sah sie entsetzlich aus. Immerhin war sie von drei Vampiren halb zerfleischt worden.Trotzdem musste er nicht so verdammt erschüttert klingen. Oder angewidert. Bloß weil er selbst so gut und gepflegt aussah wie immer, mit seinen raffiniert zerzausten, goldenen Locken und dem perfekt gebundenen Halstuch …
»Wie es scheint, ist die Angelegenheit recht knapp ausgegangen«, bemerkte Eustacia, während sie Victorias Bisse inspizierte und auf einen sogar mit dem Finger einstocherte. »Die hier sind ziemlich übel, und auch wenn du ein Venator bist, können solche Wunden Folgen haben, cara . Deine Zofe sagte, dass sie sie mit gesalzenem Weihwasser behandelt hat, und ich habe noch etwas anderes, das die Blutergüsse zum Verschwinden bringen wird.« Sie begann, in dem kleinen Beutel
Weitere Kostenlose Bücher