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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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noch Max, von dem sie nichts mehr gehört hatte, seit er ihr seine eigene vis bulla übergeben hatte und weggegangen war. Vor beinahe vier Monaten.

    Sein Amulett hatte ihr zusammen mit dem ihrer Tante grö ßere Kraft und Schnelligkeit verliehen als zuvor ihr einzelnes. Anstatt sich in ihrer Wirkung aufzuheben oder Victorias Fähigkeiten so zu belassen, wie sie zuvor gewesen waren, hatten die beiden vis bullae sie schneller, stärker und gesünder gemacht; zumindest hatte es bei ihrer letzten Trainingseinheit mit Kritanu den Anschein gehabt.
    Michalas blieb stehen und riss Victoria damit abrupt aus ihrer Gedankenversunkenheit. Zum Glück war nicht gerade ein Vampir hinter irgendeiner Ecke hervorgesprungen, denn sie war während der letzten Minuten geistesabwesender gewesen, als gut für einen Venator war.
    »So, jetzt sehen Sie her«, begann er. »Diese hohe Steinmauer umschließt das Palombara-Anwesen. Sie führt in einer Art lang gestrecktem Fünfeck um das ganze Grundstück herum. Wir befinden uns gerade an der Hinterseite und damit an der Stelle, die am weitesten von der Villa, welche an der fünften Ecke der Mauer in der Nähe des vorderen Tors steht, entfernt liegt. Nur ein kleines Stück weiter diese Straße hinauf bin ich damals auf den Haufen von Tierkadavern gestoßen.«
    Die Sonne war eben erst untergegangen, und das graue Licht des Himmels spendete gerade noch genug Helligkeit, dass sie die abbröckelnde Mauer - die Victoria um die Hälfte ihrer eigenen Körperlänge überragte - erkennen konnte. An ihrer Oberseite waren hohe, scharfzackige Splitter in die Steine eingelassen worden, um potenzielle Eindringlinge daran zu hindern, über sie hinwegzuklettern. Aber es gab verschiedene Durchbrüche, darunter auch einen besonders großen, wo der Ast einer Eiche gegen die Mauer gewachsen war, bis sie nachgegeben
hatte und geborsten war, sodass man nun hindurchklettern konnte.
    Die Via Merulana wurde von schmalen, bebauten Grundstücken gesäumt, die besser erhalten zu sein schienen als das Palombara-Anwesen, aber trotzdem war sie keine sehr belebte Straße. Ein paar Kutschen holperten vorbei, und mehrere Fußgänger eilten zielstrebig ihres Weges - die Köpfe gesenkt, entweder um sich gegen die Kälte zu schützen oder aber um unbemerkt und unerkannt zu bleiben. Es war ein bisschen unheimlich, was noch durch den Umstand verstärkt wurde, dass sie und Michalas ohne Laternen unterwegs waren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Seit einhundertvierzig Jahren hat hier niemand mehr gewohnt«, erklärte Michalas, während er den Durchschlupf untersuchte, den der Baum geschaffen hatte. »Allem Anschein nach unterhielt der Marchese ein Geheimlabor, in welchem er und seine Alchimisten-Kollegen ihre Experimente durchführten. Er hat damals behauptet, nur noch zwei Nächte davon entfernt zu sein, das Geheimnis der Transmutation zu lüften, als er plötzlich spurlos verschwand. Das Labor, das vermutlich die Ergebnisse und Überreste seiner Versuche enthält, ist seit seinem Verschwinden verschlossen geblieben.«
    Victoria betrachtete nachdenklich die zerklüftete Mauer. »Ich nehme nicht an, dass er in einen Vampir verwandelt wurde?«, fragte sie mit einem Anflug von Humor in der Stimme.
    Noch bevor Michalas antworten konnte, wurden beide plötzlich ganz still. »Da wir gerade von den verfluchten Kreaturen sprechen«, murmelte er und zog dabei einen Pflock aus
seinem Gürtel. Victoria folgte seinem Beispiel, dann sahen sie einander abwartend an.
    Sie fühlte einen kalten Luftzug im Genick, der ihr die Nackenhärchen aufstellte und ihr Bewusstsein schärfte, was stets auf die Anwesenheit von Vampiren hinwies. »Es kommt von dort drüben.« Sie zeigte auf die Mauer. »Jenseits davon.«
    Michalas nickte, dann bewegten sie sich gemeinsam auf den Mauerspalt zu. »Wollen Sie vorgehen oder ich?«, fragte er.
    »Ich zuerst«, antwortete Victoria, erfreut darüber, dass er nicht versucht hatte, sich vorzudrängeln. Ein paar der männlichen Venatoren, besonders die jüngeren, die nie an Eustacias Seite gekämpft hatten, mussten immer wieder daran erinnert werden, dass sie sich ebenso gut - dank ihrer zwei vis bullae und ihrer direkten Abstammung von den ersten Gardellas sogar noch besser - verteidigen konnte wie sie.
    Aber trotz alledem musste Michalas ihr schließlich durch die Öffnung helfen, als sich ihre weit geschnittene Hose, die auf den ersten Blick wie ein Rock aussah, an einem niedrigen Zweig verfing. Dann folgte er

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