Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
hättest, hätte ich mir nehmen können, was ich begehrte. Nur dass ihr zu schnell wart, du und dieser verfluchte Pesaro, und er mit den Aufzeichnungen verschwunden ist.«
»Und du dachtest wirklich, dass du von mir bekommen würdest, was du wolltest, indem du einen meiner Männer misshandeln und beinahe umbringen ließt?«
»Du bist doch hier, oder etwa nicht?«
Ihr gefiel sein Lächeln nicht. Genauso wenig, wie es ihr gefiel, plötzlich wieder an seinen Mund denken zu müssen, und daran, wie er sie geküsst und dann das warme, blutige Rinnsal von ihrer Lippe geleckt hatte.
»Natürlich würdest du kommen, um deinen Freund zu rächen. Deinen Kampfgefährten. Was hättest du denn sonst tun sollen?« Seine Stimme klang noch immer so sanft und verführerisch, als versuchte er, sie einzulullen. »Du bist immerhin ein Venator.«
Was hättest du denn sonst tun sollen?
Es war fast, als hätte er ihre früheren Gedanken gelesen. Sie war ein Venator, mit Leib und Seele und ohne jede Einschränkung. Natürlich würde sie kommen, um den Tod - oder Beinahe-Tod - eines der ihren zu sühnen.
Was hätte sie denn sonst tun sollen?
Nichts.
»Ich will mein Armband.« Er kam näher, und Victoria spannte ihre Muskeln an.
»Ich habe es nicht bei mir.«
Der Vampir grinste, wobei seine langen, spitzen Fangzähne über seine Unterlippe strichen. Sein silberblondes Haar umrahmte auf schmeichelhafte Weise sein attraktives Gesicht, und seine rosaroten Augen glühten. »Natürlich hast du das. Ich kann es spüren.«
Sie sprang in geduckter Haltung zur Seite und hob ihren Pflock vom Boden auf. »Dann komm und hol es dir.« Zähneknirschend blieb sie in Angriffshaltung und wartete. Sie würde ihn erledigen, hier und jetzt.
Er musterte sie kurz, dann kehrte er dem Schreibtisch den Rücken zu.
Diese Provokation, diese sorglose Geste, war alles, was Victoria noch brauchte.
Unerschrocken, zornig und bereit, ihrer Pattsituation ein Ende zu setzen, stürmte sie mit erhobenem Pflock auf ihn zu, um ihn ihm in die Brust zu stoßen. Doch Beauregard schoss blitzschnell zu ihr herum, schnappte sich ihr Handgelenk und drehte ihr, sich ihren Schwung zunutze machend, den Arm auf den Rücken, sodass ihr Körper heftig gegen seinen stieß.
Als er mit glühendem Blick zu ihr hinabstarrte, schloss sie die Augen, dann wandte sie das Gesicht ab, legte den Kopf in den Nacken und rammte ihm die Stirn gegen das Kinn.
Er war so stark, dass es ihr nur mit Mühe gelang, sich zu befreien, aber schon einen Sekundenbruchteil später hatte er sie am Saum ihres Herrenmantels gepackt und riss sie wieder an sich. Victoria wand und sträubte sich so heftig, dass drei der Knöpfe absprangen und zu Boden klimperten. Als Beau - regard ihr nun von hinten den Mantel über die Schultern zog,
waren ihre Hände für einen Moment in den Ärmeln gefangen. Doch es gelang ihr, sie zu befreien und mit einem Satz von ihm wegzuspringen, wobei sie den Mantel in seinen Fingern zurückließ, während sie in den ihren den Pflock behielt.
Zwar geriet sie durch ihre abrupte Bewegung ins Straucheln, doch fand sie ihr Gleichgewicht rasch wieder, dann drehte sie sich von neuem zu ihm um und zog dabei das Kruzifix aus ihrem Mieder, sodass es gut sichtbar vor ihrem Dekolleté hing.
Als Beauregard den Anhänger entdeckte, zuckte er zusammen und wich zurück, und Victoria schoss berauscht von dem Adrenalin, das der Kampf in ihr freisetzte, auf ihn zu. Doch es gelang ihm, sich in allerletzter Sekunde wegzuducken und somit zu verhindern, dass der Pflock ins Ziel traf. Stattdessen bohrte er sich harmlos und etwa an derselben Stelle in seine Schulter, wo sie zuvor Sebastian verletzt hatte. Eine Welle des Schmerzes jagte ihren Am hinauf, als er auf der anderen Seite wieder austrat und gegen den Steinboden stieß, aber Victoria, die Kraft schöpfte aus dem schweren Kruzifix, das um ihren Hals hing, erholte sich rasch davon.
Als sie sich gegenüberstanden, mittlerweile wieder durch den Schreibtisch voneinander getrennt, realisierte sie erschrocken, dass er noch immer ihren Mantel hielt. Und dass er sich von ihr und ihrer Kette abwandte, um den Stoff zu betasten, um nach den Taschen zu fühlen.
Noch bevor sie zu ihm rennen konnte, um ihm das Kleidungsstück zu entreißen, zog er bereits die Hände aus den Falten - er hatte das Kupferarmband gefunden. »Ah«, sagte er mit unverkennbarer Genugtuung in der Stimme.
Victoria sprang mit einem Salto über den Schreibtisch und
stieß Beauregard noch
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