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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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stammte, sein Großvater das Land der Pyramiden jedoch vor fast einem Jahrhundert verlassen hatte, um in Rom bei den Venatoren zu studieren.
    »Und Sie sind der geheimnisvolle Ylito«, erwiderte Victoria mit einer kleinen Verbeugung. »Es ist mir eine große Ehre, Sie kennen zu lernen, besonders, nachdem ich gehört habe, dass Sie das Konsilium nur selten verlassen.«
    Ylito schien mindestens zwei Jahrzehnte älter zu sein als sie selbst mit ihren zweiundzwanzig Jahren. Er trug Stiefel, Hosen, Hemd und Mantel, so wie die meisten Männer, trotzdem verliehen ihm die dunkle Haut und das majestätische Auftreten eine ganz besondere Aura. Der Hermetiker vollführte nun seinerseits eine formvollendete Verbeugung. »Kommen Sie, lassen Sie uns diese seltsame Tür in Augenschein nehmen.«
    Jetzt bei Tageslicht konnte Victoria die große Kluft in der Mauer richtig sehen. Ein niedriger Zweig der riesigen Eiche war irgendwann einmal hindurchgewachsen und hatte einen schmalen Spalt geschaffen, doch im Laufe der Zeit waren der Stamm und die Äste seinem Beispiel gefolgt und hatten die Mauer ganz geöffnet. Der Schatten des riesigen Baumes hatte, zusammen mit einem Gewirr kahler Weinranken, den Durchschlupf bei ihrem letzten Besuch verborgen.
    Victoria drehte sich zur Seite, um über die feuchten Steine
zu rutschen, dann kletterte sie mit Ylitos Hilfe hindurch. Ihr wurde unwillkürlich bewusst, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, Zavier nicht mitzunehmen, denn er hätte seinen massigen Körper niemals durch die schmale Öffnung zwängen können. Sobald auch Ylito anschließend wieder mit beiden Füßen auf dem Boden stand, setzte sie sich in Bewegung, und er folgte ihr.
    Der Untergrund war so nass und matschig, dass er Victorias Schuhe durchtränkte, und die noch eingerollten, sprießenden grünen Blätter würden die Sicht schon bald noch mehr blockieren.
    Ylito blieb angewidert stehen, um sich den Schlamm von der Seite eines Stiefels zu wischen, dann folgte er Victoria weiter durch das kniehohe Gras in Richtung eines seltsam aussehenden, grauen Ziegelgebäudes. Dahinter ragte der aus den für Rom typischen, fahlgelben Steinen erbaute Hauptteil der Villa auf.
    Während Victoria weiterstapfte, wandte sie ihre Gedanken von ihrem nassen, kalten Kleid ab und richtete sie auf etwas, das fast genauso unangenehm war: nämlich die Frage, wie sie Sebastian aufspüren sollte.
    In London hatte sie früher die Möglichkeit gehabt, ihn in seiner Schänke, dem Silberkelch, zu kontaktieren, allerdings lag der inzwischen in Schutt und Asche. Das letzte Mal hatte sie Sebastian hier in Rom gesehen, als er wie üblich zu einem Zeitpunkt aufgetaucht war, der ihr gar nicht gepasst hatte. Abgesehen von einer Zeitungsannonce fiel ihr wenig ein, das sie tun konnte, um ihn ausfindig zu machen.
    Doch dann kam ihr eine Idee. Sebastian hatte sie zwei jungen
Frauen vorgestellt - den Zwillingen Portiera und Placidia. Wenn sie sich an sie wandte, würde sie möglicherweise in Erfahrung bringen, wie sie Sebastian kontaktieren konnte.
    Ganz zu schweigen davon, dass ihre Mutter über die Wiederbelebung ihres gesellschaftlichen Interesses entzückt sein würde.
    Victoria hatte die beiden Abende seit der Ankunft ihrer Gäste zu Hause verbracht, um mit ihnen Whist zu spielen, den neuesten Klatsch zu erfahren und auch ansonsten all jene Dinge zu tun, von denen sie geglaubt hatte, sie mit ihrer Heirat und dem Auszug aus dem Haus ihrer Mutter hinter sich gelassen zu haben. Natürlich war auch als Marquise von ihr erwartet worden, ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen, allerdings zu ihren eigenen Bedingungen.
    »Da ist es.« Victoria zeigte auf die graue Steinmauer, während sie und Ylito durch dasselbe Tor gingen, das die Vampire zwei Nächte zuvor benutzt hatten. Ein Stück weiter rechts war der glatte, weiße Türstock zu sehen, der das massive Steinportal umgab.
    » La Porta Alchemica «, verkündete Ylito und trat näher.
    Victorias durchnässter Rock streifte gegen seine Hosenbeine, als sie sich ebenfalls auf die Tür zubewegte. Bei Tageslicht besehen, wirkte sie gar nicht mehr so breit. Eher durchschnittlich, außerdem war sie so niedrig, dass jemand von Max’ Statur sich hätte bücken müssen, um die Schwelle zu überschreiten.
    Sie sah zu, wie Ylito mit seiner dunklen Hand über den wei- ßen Marmor strich, so als würde er mit den Fingerspitzen die eingravierten Zeichen entziffern. In den Türsturz war ein gro ßer Kreis mit zwei sich

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